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Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Titel: Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft
Autoren: Steve Hogan
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der Inspektor nicht mehr mit ihr zusammenarbeiten wollte, würde sie bei Scotland Yard nirgends mehr einen Fuß in die Türe bekommen.
    Auf dem Weg nach draußen begann sie an sich selbst zu zweifeln. Hatte sie vielleicht die ganze Episode doch nur geträumt? Die Fahrt mit dem faszinierenden und gefährlichen Serienmörder-Vampir an Bord ihres Dampfkutters kam ihr rückblickend fast unwirklich vor.
    Doch nein, sie hatte sich nicht getäuscht. Der Blutsauger war von ihr nach East Barnet gebracht worden, das stand fest. Und wenn die Polizei die Beweise dafür nicht finden konnte, dann musste sie das eben selbst tun!
    Entschlossen sprang Kate in den Führerstand ihres Dampfkutters. Das funkensprühende Eisenungetüm setzte sich mit schnell drehenden Rotoren in Bewegung. Kate flog erneut zu dem einsamen Haus am Stadtrand, diesmal allerdings ohne Passagier. Falls ihr Heizer sich über diese Tour wunderte, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. In diesem Moment war sie O’Leary besonders dankbar für seine Schweigsamkeit. Er verlangte keine Erklärung von ihr, die sie ihm sowieso nicht hätte geben können. Aber O’Leary sagte ohnehin nichts und widmete sich nur seinem Kautabak.
    Während Kate ihren Drehflügler Richtung Norden lenkte, kreisten ihre Gedanken um den geheimnisvollen dunkelhaarigen Fremden. Obwohl sie eine Polizeiinformantin war, wusste Kate kaum mehr über die Mordserie als jeder Londoner Zeitungsleser. Fest stand nur, dass es bisher niemals Fußspuren oder andere Hinweise auf den Täter gegeben hatte. Diese Information wurde von den Behörden nicht an die Presse gegeben, weil man eine Panik in der Bevölkerung vermeiden wollte. Es gab sowieso schon genug Gerüchte darüber, dass Vampire für die Morde verantwortlich seien.
    Kate wusste nicht mehr, was sie glauben sollte. Wenn der mysteriöse Mann wirklich ein Vampir war – wieso benötigte er dann überhaupt einen Dampfkutter? Konnte er sich nicht einfach in eine Fledermaus verwandeln und auf diese Weise selbst nach East Barnet fliegen?
    Sie schüttelte ihre roten Korkenzieherlocken. Kate musste dringend Beweise sammeln. Wenn sie sich noch länger in wilden Spekulationen verlor, würde sie sich nur schlimme Kopfschmerzen einhandeln. Für die Polizei zählten jedenfalls nur Tatsachen. Inspektor Williams war kein Unmensch. Wenn Kate ihm Fakten präsentieren konnte, würde er seinen Irrtum erkennen – und ihr die Belohnung zukommen lassen.
    Tagsüber wirkte das alte Gemäuer unweit der Eiche nicht halb so furchteinflößend wie im nächtlichen Mondschein. Trotzdem näherte sich Kate sehr vorsichtig zu Fuß dem Haus, nachdem sie ihren Drehflügler zur Landung gebracht hatte.
    Mit der linken Hand hob sie ihren Rocksaum, damit der bodenlange Stoff nicht durch die Disteln und das andere Unkraut im verwilderten Garten beschädigt wurde. Ihre rechte Hand mit dem Schlagring war zur Faust geballt. Kate wusste nicht, ob dieses Stück Eisen gegen einen Blutsauger helfen würde. Aber eine andere Waffe besaß sie nicht. Kate wusste, dass einige andere Dampfkutter-Piloten stets einen Revolver in der Tasche hatten. Doch Kate konnte nicht schießen, und sie wollte es auch nicht lernen.
    Die hohe Kassettentür knarrte laut, als die junge Frau sie vorsichtig aufdrückte. Kates Herz raste. Sie erkannte im Halbdunkel nur einige Möbelstücke, die mit weißen Leintüchern zugedeckt worden waren. Die Gegenstände wirkten auf Kate wie erstarrte Gespenster. Witternd hob sie ihren Kopf, erinnerte sich schaudernd an den Blutgestank in dem Hotelzimmer. Aber in diesem einsamen Haus am Stadtrand von London roch es nur nach altem Staub und feuchter Gartenerde. Die Fußabdrücke auf dem Boden stammten offensichtlich von den Beamten des Überfallkommandos. Kate kannte die genagelten Schuhe, mit denen die Londoner Polizisten ausgerüstet waren.
    Während Kate das Haus durchsuchte, musste sie im Stillen dem Inspektor Recht geben. Nichts deutete darauf hin, dass außer den acht Konstablern irgendjemand in letzter Zeit das Gebäude betreten hatte oder sich gar hier verkroch.
    Kates Laune war auf dem Tiefpunkt, als sie zu ihrem Fluggerät zurückkehrte. Konnte sie ihrer eigenen Sinneswahrnehmung nicht mehr trauen? Sie knöpfte sich nun ihren wortkargen Heizer vor.
    „O’Leary?“
    „Ja, Chefin?“
    „Erinnerst du dich an den letzten Flug in der vorigen Nacht?“
    „Ja.“
    „Da sind wir doch auch genau hierher nach East Barnet geflogen, oder?“
    „Ja.“
    „Und ich habe einen
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