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Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Titel: Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft
Autoren: Steve Hogan
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schaudern. Aber ich bleibe bis in alle Ewigkeit jung und schön, und dafür werde ich Ihnen immer dankbar sein.“
    Merrick Grim machte eine ungeduldige Handbewegung. Er schätzte Vespasias Loyalität, aber Lobhudeleien brachten ihn jetzt nicht weiter. Das Oberhaupt der Vampirsippe von Albion hatte große Pläne, die immer noch durchkreuzt werden konnten.
    „Dankbarkeit allein reicht mir nicht. Du wirst unseren Knecht Neville dort auftreiben, wo er sich verkrochen hat. Er hätte sich von unseren Widersachern beinahe erwischen lassen, und das ist nicht gut. Neville ist eine Last geworden. Er hat es nicht verdient, länger ein Teil unserer ehrwürdigen Gemeinschaft zu sein.“
    Vespasia nickte und reckte stolz ihr Kinn vor. Sie liebte es, wenn sie von ihrem Meister mit wichtigen Aufgaben betraut wurde. Sie war fest entschlossen, diesen kleinen Wurm Neville für immer verschwinden zu lassen. Die Vampirin hatte keine Hemmungen, einen Menschen zu töten. Und es gab auch bei den Kreaturen der Nacht Mittel und Wege, um deren Existenz endgültig zu beenden.
    Die schöne dunkelhaarige Frau verließ den Raum so leise, wie sie ihn betreten hatte. Der Meister sollte sie an ihren Taten messen, nicht an ihren Worten. Der Meister brauchte jetzt Ruhe, er konnte sich nicht persönlich um solche Nebensächlichkeiten wie diesen Wicht Neville kümmern. Der Meister musste wichtige Entscheidungen treffen.
    Merrick Grim wollte schließlich immerhin das britische Weltreich vernichten.
    Kate fand nur wenige Stunden Schlaf, bevor ihr mechanischer Wecker unbarmherzig klingelte. Mit einem wenig damenhaften Fluch schwang sie ihre langen Beine aus dem Bett und streifte ihre Nachthaube ab.
    Während sie sich Tee kochte und mit der Brennschere ihre widerspenstigen Locken in Form brachte, gingen ihr die Ereignisse der vorigen Nacht noch einmal durch den Kopf.
    Durch die geschlossenen Fenster ihrer kleinen Wohnung hörte Kate die lauten hellen Stimmen der kleinen Zeitungsjungen, die ihre Sensationsblätter anpriesen. „Grausiger Mord im Luxushotel! Der Blut-Killer schlägt wieder zu!“
    Natürlich, die Londoner Morgenblätter hatten noch knapp vor dem Redaktionsschluss von der Bluttat im Hotel The Landmark erfahren. Aber die spätere Verhaftung des Mörders war gewiss schon geschehen, während die Druckmaschinen bereits liefen. Kate lächelte selbstbewusst ihrem Spiegelbild zu. Die Nachricht vom großen Erfolg der Londoner Polizei würde erst in den Abendausgaben zu lesen sein. Und darin stand dann gewiss keine Zeile über Kates Anteil an der spektakulären Verhaftung. Aber das machte ihr nichts aus. Wenn bekannt würde, dass sie nebenbei für die Polizei arbeitete, wäre sie ja kein brauchbarer Spitzel mehr.
    Es bereitete Kate große Freude, in aller Heimlichkeit eine so wichtige Aufgabe wahrzunehmen. Gerade sie als Dampfkutter-Pilotin schnappte viele Informationen auf, an die Beamte von Scotland Yard niemals herangekommen wären. Es machte sie stolz, wenn dank ihrer Hilfe ein schweres Verbrechen aufgeklärt werden konnte. Dass sie auf Ruhm und öffentliches Lob verzichten musste, fand sie nicht so schlimm.
    Viel wichtiger war ihr die Belohnung für ihren Hinweis. Kate malte sich aus, was sie mit den hundert Pfund Sterling anfangen wollte. Sie konnte endlich einmal ihrem Heizer pünktlich seinen Lohn zahlen. Und dann war da noch dieses herrliche Kleid in einer Boutique im West End, auf das sie schon lange ein Auge geworfen hatte …
    Kate verdrückte schnell ihren Tee und etwas Marmeladen-Toast und eilte dann zu dem Schuppen, in dem ihr Dampfkutter eingeschlossen war. O’Leary wartete bereits vor der Tür, die Hände tief in die Taschen seines zerschlissenen Overalls vergraben. Der Alte wohnte in einem Verschlag ein paar Straßen weiter.
    Der Stadtteil Tower Hamlets lag im East End und war alles andere als eine gute Wohngegend. Aber Kate lebte trotzdem gerne hier, denn es war niemals langweilig. Außerdem beschwerten sich die Nachbarn nicht wegen dem Lärm und dem Gestank, der durch die startende und landende Flugmaschine verursacht wurde. Im West End hätte Kate niemals eine Unterstellmöglichkeit für ihren Dampfkutter gefunden. Die hohen Herrschaften wollten zwar gerne durch die Luft kutschiert werden, aber ohne Krach und Geruchsbelästigung direkt vor ihrer eigenen Haustür. Diese negativen Seiten des Fortschritts überließen sie lieber den Armen.
    Mit vereinten Kräften holten Kate und O’Leary den Dampfkutter aus dem Schuppen und heizten
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