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Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Titel: Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft
Autoren: Steve Hogan
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ein nebenberuflicher Polizeispitzel war? Kate wusste es nicht, sie hatte ihr Geheimnis nie mit O’Leary geteilt. Aber der Ire hätte schon blind und taub sein müssen, um nicht zu bemerken, dass Kate ziemlich oft das Amtsgebäude in der Bow Street aufsuchte.
    Die beiden vor dem Haupteingang stehenden Konstabler kannten die junge Frau jedenfalls gut. Sie salutierten, und einer von ihnen hielt für Kate die schwere eisenbeschlagene Eichentür auf. Sie grinste ihn dankbar an und eilte über die breite Freitreppe im Inneren des Gebäudes hinauf in das zweite Stockwerk. Zwar war es inzwischen weit nach Mitternacht, aber in der Behörde herrschte trotzdem hektische Betriebsamkeit. Junge und ältere Männer in Uniform oder Zivil hasteten hin und her, man hörte das rhythmische Klackern von Schreibmaschinen und das sonore Tackern von Morsegeräten. Hier drin war es nicht Nebel, sondern Tabakqualm, der die Luft verschleierte.
    Auch Inspektor Henry Williams, an dessen Tür Kate klopfte, hatte eine Zigarre im Mund. Er legte seine Havanna allerdings in den Aschenbecher, nachdem die junge Frau eingetreten war.
    „Miss Fenton! Seien Sie mir gegrüßt, nehmen Sie bitte Platz.“
    Der kleine Kriminalbeamte mit den großen Tränensäcken unter den Augen und dem Zwicker auf der Nase deutete auf seinen Besucherstuhl. Er saß vor einem Aktenregal, das förmlich von Papierstößen überquoll. Williams lächelte Kate freundlich zu. Die Dampfkutter-Pilotin gehörte zu seinen zuverlässigsten Informantinnen. Ihr hatte der Inspektor es zu verdanken, dass der Hurenschlitzer Rodney verhaftet werden konnte und der heimtückische Giftmörder Orbison sein Ende am Galgen gefunden hatte. Außerdem gab es noch viele andere Fälle, bei denen Tinker-Kate in der Vergangenheit gute Tipps gegeben hatte. Daher blickte der Kriminalbeamte sie erwartungsvoll an.
    „Sie sehen so blass aus, Miss Fenton. Ich wette, Sie könnten einen Tee vertragen.“
    Kate nickte dankbar. Der Inspektor trat mit dem Stiefel dreimal gegen die Wand. Gleich darauf kam der junge Kriminalassistent Benson hereingestürzt.
    „Sie wünschen, Sir?“
    „Einen verflixt starken Darjeeling für diese reizende Lady und für mich.“
    Bensons abstehende Ohren glühten. Er war ein heimlicher Verehrer dieser frechen rothaarigen Dampfkutter-Pilotin, die der Polizei schon so viele brauchbare Hinweise gegeben hatte. Doch er war zu schüchtern, um ihr seine Gefühle zu offenbaren. Also versuchte er wenigstens, den besten Tee der Welt für sie zu brauen.
    Wenig später servierte Benson das heiße aromatische Getränk. Nachdem der junge Beamte die Tür wieder von außen geschlossen hatte, wandte sich der Inspektor an Kate.
    „Nun erzählen Sie mir bitte, was Sie auf dem Herzen haben, mein Kind. Ich kenne Sie jetzt schon drei Jahre. Aber ich habe Sie noch niemals so aufgewühlt gesehen wie heute Nacht. Noch nicht einmal, als Sie den Straßenmädchen-Schlächter Rodney im East End entdeckt hatten.“
    Kate zuckte zusammen. Sah sie wirklich so derangiert aus? Am liebsten hätte sie ihre Puderdose gezückt, um einen Blick in den kleinen Kosmetikspiegel zu werfen. Aber das konnte warten. Jetzt musste sie die unglaubliche Neuigkeit endlich loswerden.
    „Ich weiß, wo sich der Blutsauger-Serienkiller verkriecht, Sir!“, platzte sie heraus.
    Henry Williams war ein Gentleman der alten Schule. Daher ließ er sich von dieser Nachricht nicht aus der Ruhe bringen, obwohl sie für ihn und alle seine Kollegen von großer Bedeutung sein konnte. Der Innenminister persönlich war vor wenigen Stunden noch im Hauptquartier erschienen und hatte gesagt, dass er die Londoner Polizei für einen Haufen von unfähigen Stümpern hielt. Kein Zweifel, die Regierung erwartete eine baldige Verhaftung des Unheimlichen, der London in Angst und Schrecken versetzte. Auf die Karriere von Inspektor Williams konnte sich ein solcher Fang äußerst positiv auswirken.
    „Sie sprechen von dem unbekannten Täter, der nun bereits neun Menschen auf dem Gewissen hat? Ich habe Ihnen alle Informationen gegeben, die uns über den Verbrecher vorliegen. Leider ist es nicht viel mehr als das, was in den Zeitungen zu lesen ist.“
    „Ich weiß, Sir. Der Mann hat bisher keine brauchbaren Spuren hinterlassen, nicht wahr? Aber heute Nacht hat er einen Fehler begangen. Er ließ sich vom Tatort im Landmark-Hotel direkt zu seinem Versteck fliegen – und zwar in meinem Dampfkutter.“
    Kate erzählte, was sich in den vergangenen Stunden ereignet
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