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Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Titel: Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft
Autoren: Steve Hogan
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der Hotelhalle gesehen. Also musste er wissen, dass sie sich noch im Gebäude befand. Und ein anderer Dampfkutter wartete nicht vor oder hinter dem Hotel, sonst hätte Kate ihn ja bemerkt. Also konnte er nur Kates Flugmaschine für seine Flucht benutzen.
    Schnell beantwortete sie seine Frage, bevor sie ihn noch verärgerte. Er durfte auf keinen Fall merken, dass sie Verdacht geschöpft hatte.
    „Selbstverständlich, Sir. Ich fliege momentan mit Hilfe eines Kreiselkompasses. Und in den Außenbezirken wird sich der Nebel erfahrungsgemäß lichten.“
    „Wenn Sie das sagen, Miss … Ich bin noch nicht so oft mit einem Drehflügler geflogen. Was war das vorhin eigentlich für eine Aufregung im Hotel?“
    Kates Herz krampfte sich zusammen. Wollte der Verbrecher jetzt erfahren, wie viel sie von seiner Bluttat wusste? Und wenn sie nun die Wahrheit sagte und erzählte, dass sie die Leiche gefunden hatte? Ob er sie dann ebenfalls töten würde?
    „Ich weiß nicht.“ Kate lachte nervös. „Wahrscheinlich ist irgendein Hotelgast aus der Rolle gefallen und hat sich in der Bar daneben benommen. So etwas passiert öfter, sogar in den besten Häusern von London. Deshalb ist wohl auch die Polizei gekommen.“
    „Ja, wahrscheinlich.“
    Kate war sich nicht sicher, ob der junge Gentleman ihr ihre Unwissenheit abkaufte. Wer konnte schon sagen, was im Kopf eines Mörders vor sich ging? Und – wenn er nun gar kein Mensch war? Kate wusste immer noch nicht, ob Vampire wirklich existierten. Die Hälse der Todesopfer waren jedenfalls aufgerissen worden, aber das konnte auch mit Hilfe eines Messers geschehen sein.
    Sie wollte ihrem Instinkt folgen, und ihren Passagier im Auge behalten. Doch sie konnte sich nicht dauernd nach ihm umdrehen. Er saß auf der Bank hinter ihrem Führerstand. Der Mann musste nur zwei oder drei Schritte vorwärts machen, um Kate von hinten umklammern und seine Reißzähne in ihre Kehle versenken zu können.
    Kates Hände begannen zu zittern, während sie weiterhin die Steuerhebel bediente. Sie verachtete sich selbst dafür, dass sie jetzt schon beinahe hysterisch war. Aber Kate konnte nicht aus ihrer Haut. Gegen einen gewalttätigen Mann wirkte ihr Schlagring wahre Wunder, selbst mit einem Mörder aus Fleisch und Blut hätte sie es notfalls vielleicht noch aufnehmen können. Aber was sollte sie gegen eine unheimliche Bestie ausrichten, die vielleicht schon seit vielen Jahren tot war? Kate hatte von verschiedenen Möglichkeiten gehört, einen Vampir auszuschalten. Aber ein normaler eiserner Schlagring war dafür gewiss nicht die passende Waffe.
    Kates Magen krampfte sich zusammen, als der Fahrgast wieder das Wort an sie richtete.
    „Sie hatten recht, Miss. Dort vorne lichtet sich der Nebel, man kann schon wieder das Mondlicht sehen.“
    Kate nickte. Sie war in einer seltsamen Gefühlslage. Einerseits fürchtete sie sich vor ihrem geheimnisvollen Passagier, aber andererseits fand sie ihn auch ungeheuer anziehend. Seine dunkle und samtweiche Stimme, seine schlanke athletische Gestalt, die nussbraunen Augen – er war ein Mann ganz nach ihrem Geschmack. Zum Glück musste sie ihm den Rücken zudrehen, solange sie im Führerstand war und den Dampfkutter durch die Nebelnacht navigierte.
    Denn wenn Kate ihm die ganze Zeit ins Gesicht geschaut hätte, wäre sie gewiss durch ihn behext worden. Diese Gefahr bestand zumindest – oder?
    Leider stammten Kates Informationen über Vampire nur aus Schauerromanen. In diesen dickleibigen Büchern, die sie oft nachts verschlang, wurden unschuldige Jungfrauen von gutaussehenden Blutsaugern verführt und schließlich gebissen. Ob der Fremde dort hinter Kate ähnlich finstere Pläne schmiedete?
    Doch wenn er ihr Blut hätte trinken wollen – warum war er dann nicht schon im Hotel über sie hergefallen? Dort war er zumindest kurzzeitig mit ihr allein gewesen. Nein, der Unheimliche brauchte sie als Dampfkutter-Pilotin. Aus irgendwelchen Gründen wollte er unbedingt nach East Barnet. Solange sie dort noch nicht angekommen waren, konnte Kate sich sicher fühlen.
    Jedenfalls hoffte sie das.
    Je weiter sich die Dampf und Funken ausstoßende Flugmaschine von der Londoner City entfernte, desto klarer wurde die Sicht. Kate konnte inzwischen auf den Kreiselkompass verzichten. Sie flog jetzt wieder auf Sicht, orientierte sich an den Spitzen der Kirchtürme und an unübersehbaren Landmarken wie der Nelson Säule am Trafalgar Square. Kate konzentrierte sich auf ihre Arbeit. Dadurch bekam
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