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Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Titel: Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft
Autoren: Steve Hogan
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eigenen vier Wänden.
    „Ich will mit Ihnen reden, Tinker-Kate.“
    Kate versuchte, im gelblichen Licht der Petroleumlampe die Gefühle des Mannes auf seinem Gesicht abzulesen. Sie glaubte, so etwas wie Enttäuschung oder Grimm zu entdecken. Aber warum sollte der Kerl sauer auf sie sein? Hatte er herausgefunden, dass sie zur Polizei gegangen war? Kate musste sich dringend etwas einfallen lassen, aber noch hatte sie keine Idee. Sie versuchte es zunächst mit Reden. Wer sprach, würde nicht sofort töten. Sie musste einfach Zeit gewinnen, bis ihr etwas Gutes einfiel.
    „Woher wissen Sie, wo ich wohne? Wie sind Sie in meine Wohnung gekommen?“
    „Oh, das war nicht besonders schwer. Es gibt offenbar nicht viele Dampfkutter-Pilotinnen mit langen roten Locken. Ich musste nur mit ein paar Droschkenkutschern reden und ihnen ein gutes Trinkgeld geben. So erfuhr ich, dass Sie Tinker-Kate genannt werden und wo Sie wohnen. Und wenn man geschickte Finger hat, kann man Ihr Türschloss sehr leicht öffnen.“
    „Die Droschkenkutscher haben mich also verpfiffen? Diese verflixten Pferdeapfel-Jongleure! Mit diesen missgünstigen Faulpelzen werde ich höchstpersönlich abrechnen.“
    Der Mann zog unwillig seine Augenbrauen zusammen. „Faulpelze nennen Sie diese hart arbeitenden Männer? Das, was Sie getan haben, ist doch noch viel schlimmer.“
    Wovon redete dieser unverschämte Kerl? Kate wollte es gar nicht wissen, sie musste jetzt handeln. Ihr Handgelenk hatte der Eindringling inzwischen wieder losgelassen. Aber sie konnte nicht darauf bauen, dass er weiterhin so zimperlich mit ihr umging. Sie musste ihn angreifen, bevor er damit rechnete. Doch leider trug sie momentan den schweren Schlagring nicht unter ihrem Handschuh. Aber ihr war ein anderer Einfall gekommen.
    „Hören Sie, wir können über alles reden. Aber dürfte ich erst einen Schluck Wein zu mir nehmen? Ich sterbe vor Durst. Ich war den ganzen Tag unterwegs und hatte kaum Zeit zum Trinken.“
    „Meinetwegen“, knurrte der Fremde.
    Kates Plan war einfach. Sie musste sich nur auf ihre eigene Kraft und Schnelligkeit verlassen. Ihr war nämlich aufgefallen, dass der Mann auf dem abgetretenen Teppich stand, den sie über ihre Parkettbohlen gelegt hatte. Kate wandte sich der Kommode zu, auf der die angebrochene Weinflasche stand. Und dann ging alles ganz fix.
    Kate bückte sich blitzartig und zog so stark wie möglich am anderen Ende des länglichen Teppichs. Damit hatte ihr Widersacher nicht gerechnet. Er strauchelte, ruderte mit den Armen. Und er fiel in ihre Richtung. Genau das hatte Kate gehofft. Sie holte mit der anderen Hand aus und schlug ihm die Weinflasche über den Schädel.
    Der Mann gab einen leisen Schmerzlaut von sich und fiel auf den Boden. Kate behielt die Flasche in der Hand, um nötigenfalls noch einmal angreifen zu können. Aber das war nicht nötig, der bleiche Gentleman bewegte sich nicht mehr. Nun erschrak Kate selbst über das, was sie soeben getan hatte. Ob sie ihn totgeschlagen hatte? Sie war doch keine Mörderin!
    Beunruhigt kniete sie sich neben den leblosen Körper. Kate legte ihre flache Hand auf die Brust des Mannes. Deutlich konnte sie spüren, dass sein Herz weiterhin schlug. Und sie war verblüfft über sich selbst, weil ihr diese Berührung so gut gefiel. Wie konnte sie Gefühle für einen Fremden entwickeln, der in ihre Wohnung eingedrungen war und irgendwelche finsteren Absichten im Schilde führte? Für einen Untoten, der …
    Kate schüttelte resolut den Kopf. Nein, der Dunkelhaarige konnte unmöglich ein Vampir sein. Sie erinnerte sich an das, was sie über Blutsauger schon gehört hatte. Vampire konnten nicht in eine Wohnung eindringen, wenn sie nicht dazu eingeladen wurden. Außerdem ist ihr Spiegelbild nicht zu sehen. Kate holte schnell ihre Puderdose hervor und hielt den kleinen Kosmetikspiegel vor das bleiche Gesicht des Mannes. Aber sein attraktives Antlitz war in dem Spiegel deutlich zu erkennen.
    Kate durchsuchte seine Kleidung und fand einen fast unterarmlangen Dolch aus Silber. Stirnrunzelnd betrachtete sie die Stichwaffe. Ein solches Instrument würde man wohl kaum bei einem Vampir vermuten. Nein, dieser Kerl war offensichtlich ein Mensch aus Fleisch und Blut. Aber was wollte er von ihr?
    Diese Frage konnte er gewiss selbst beantworten, denn er fasste sich nun an die Stirn und kam laut stöhnend wieder zu sich. Kate war erleichtert, weil sie ihn nicht totgeschlagen hatte. Außerdem fühlte sie sich besser, weil sie nun
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