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Tims gefährlichster Gegner

Tims gefährlichster Gegner

Titel: Tims gefährlichster Gegner
Autoren: Stefan Wolf
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ob der Wagen mit einer Alarmanlage gesichert war. Aber er besaß
keine. Nach einer Minute hatte Lynxey die Beifahrertür geöffnet. Er glitt
hinein. Geduckt durchsuchte er Ablage und Handschuhfach. Er fand eine
Visitenkarte, die er einsteckte. Dann sah er das Foto.
    Es befand sich in einem
Plastikgehäuse mit Klarsichtoberfläche und war mit Saugnäpfen oder klebefähiger
Rückseite am Armaturenbrett angebracht, oberhalb des Radios. Eine junge Frau
lächelte. Sie hatte kurz geschnittenes schwarzes Haar, mandelförmige blaue
Augen und eine Stupsnase mit Sommersprossen.
    Lynxey hatte eine kleine
Maglite-Taschenlampe benutzt und sich das Gesicht eingeprägt.
    Er stieg aus. Der Wagen wurde
abgeschlossen. Lynxey huschte zu seiner Tasche. Er nahm eine Kamera heraus. Sie
enthielt einen extrem lichtempfindlichen Film, der auch schwaches Restlicht
aufhellt, wie jetzt hier. Es würde ein brauchbares Bild werden.
    Lynxey kauerte sich zwischen
zwei Wagen, nahm sein Handy und holte die Visitenkarte aus der Hosentasche.

    Dr. Manfred Krummler, die
Internatsadresse, die Rufnummer — nämlich die der Schule plus Durchwahl
außerdem Krummlers Handynummer.
    Perfekt!
    Lynxey rief zunächst die
Auskunft — 11833 — an und fragte nach der Rufnummer von Dr. Manfred Krummler.
Der sei nur mit seiner Handynummer eingetragen, erfuhr er — und hatte nichts
anderes erwartet. So oder so — es passte. Die Nummer wurde angesagt. Er
verglich sie mit der auf der Visitenkarte und schaltete aus.
    Er hatte leise gesprochen.
Jetzt musste er lauter sprechen. Krummler meldete sich nach dem zweiten Läuten.
    »Krummler. Ja, hallo?«
    »Herr Dr. Manfred Krummler?«
    »Ja.«
    »Guten Abend. Ich bin Dr.
Richtwinkel. Ich bin Notarzt beim Unfallteam am Benedikten-Krankenhaus. Wir
sind gerade im Einsatz. Und die Situation ist unklar. Deshalb rufe ich Sie an.
Aber vielleicht betrifft es Sie gar nicht.«
    »Wie? Ich verstehe nicht.«
    » Wir sind hier in der
Breytweyer-Straße, Ecke Schmolln-Gasse. Eine Frau ist verletzt. Ein Augenzeuge
meint, sie sei überfallen worden von einem Handtaschenräuber. Jedenfalls wurde
sie zu Boden gestoßen und hat eine Kopfverletzung. Sicherlich nichts Ernstes,
aber sie hat das Bewusstsein verloren. Und sie hat nichts bei sich, das
Aufschluss geben könnte über ihre Person. Als wir kamen, war sie noch
ansprechbar, allerdings sehr benommen. Sie hat etwas gemurmelt. Soviel ich
verstehen konnte, hieß das: ...bitte, Dr. Manfred Gruma... oder Krunnat... oder
Krummla... Ich habe es wirklich nicht genau verstanden. Jedenfalls sollten wir
diese Person benachrichtigen. Und der einzige passende Name, den ich dazu in
unserem Telefonbuch finde, sind Sie.«
    »Ja... Und... Wie...«,
stotterte Krummler.
    »Könnte es sich um Ihre Frau
handeln?«
    »Ich bin nicht verheiratet. Und
Regina, meine Freundin, ist doch zu Hause und... Wie sieht sie aus? Können Sie
mir die... die Frau beschreiben?«
    »Sie ist Mitte bis Ende
zwanzig, dunkelhaarig, attraktiv, trägt einen Kurzhaarschnitt und hat
auffallend blaue Augen.«
    »O nein!« Krummler schrie auf.
»Das ist sie. Regina Bertolo. Bitte seien Sie ehrlich, Herr Doktor! Ist sie
schwer verletzt?«
    »Nein, ganz und gar nicht.
Selbstverständlich nehmen wir sie mit zur Unfallstation. Aber vielleicht sollte
die Polizei zu ihrer Adresse... Wo ist das?«
    Die Frage, zu der in diesem
Zusammenhang kein Anlass bestand, sollte überrumpeln. Und es gelang.
    »Hochufer-Straße 24. Soll ich
dorthin kommen? Nein, ich komme zu Regina. Johanniter-Krankenhaus — sagten
Sie?«
    »Benedikten-Krankenhaus. Melden
Sie sich bei der Unfallstation. Und keine Sorge! Ihre Freundin ist in besten
Händen.« Er schaltete aus.
    Mit schussbereiter Kamera
kauerte er hinter der Motorhaube eines flotten Coupés. Keine Minute verging —
und ein dunkelhaariger Mittdreißiger in hellem Pullover hetzte heran. Schon von
weitem benutzte er den elektronischen Türöffner.
    Lynxey schoss sechs Fotos. Dann
saß Krummler im Wagen und preschte los mit durchdrehenden Reifen, fuhr durchs
Tor hinaus und auf die Zubringerstraße zur Stadt.
    Lynxey verstaute seine Sachen.
Er hatte alles, was er brauchte, besorgt: Fotos von Krummler, den Namen seiner
Freundin, sogar ihre Adresse. Und beschreiben konnte er die Frau auch.
    Er verließ das
Internatsgelände, ging zu seinem Honda und stellte die Tasche in den
Kofferraum.
    Die Dunkelheit war suppendick,
kein Verkehr auf der Chaussee — abgesehen von dem Jaguar, der sich schon weit
entfernt hatte.
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