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Tims gefährlichster Gegner

Tims gefährlichster Gegner

Titel: Tims gefährlichster Gegner
Autoren: Stefan Wolf
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seit 34 Jahren verheiratet mit einem
Steuerberater.«
    »Dann sind Sie leider nicht die
richtige Interviewpartnerin für uns. Schönen Tag noch! Auf Wiedersehen!«
    Als sie draußen waren, wo die
Räder an einer Hauswand lehnten, sagte Tim: »Was hat Regina? Pest, Pocken,
Cholera? Oder etwa einen Schnupfen? Auch wenn es aufdringlich ist — wir müssen
mit ihr reden. Wer kennt die Adresse?«
    »Hochufer-Straße«, sagte Gaby.
»Die Nummer weiß ich nicht. Aber ich kenne das Haus. Hab mal gesehen, wie sie
zusammen mit Krummi dort reinging. Sie fährt einen kleinen roten Sportwagen,
einen englischen Oldtimer. Der parkt meistens vorm Haus. Die Hochufer-Straße
ist ja dort breit wie ’ne Autobahn.«

24.
Überraschungim dritten Stock links
     
    Die Hochufer-Straße begleitet
den Fluss. Breit ist er und nur mäßig schmutzig. Im Südosten der Millionenstadt
wälzt er sich eher träge — ausgenommen bei Schneeschmelze und Hochwasser —
durch drei Stadtviertel. Stolze Brücken führen hinüber. Eine ist eingestuft als
einsturzgefährdet, aber trotzdem freigegeben für den Autoverkehr, jedenfalls
für Personenwagen. Lkws sind nicht erlaubt.
    Die Hochufer-Straße ist eine
gehobene Adresse. Das Haus, vor dem Gaby stoppte, war vierstöckig und modern.
Es stand auf der Flussseite. Die bevorzugten Wohnungen lagen also rückseitig
mit Blick aufs Wasser und die jenseitige Stadt. Reginas roter Sportwagen parkte
am Bordstein.
    »Wenn wir uns nicht anmelden«,
sagte Gaby, »ist das unhöflich.«
    Tim nickte. »Aber am Telefon
wird sie uns abweisen. Stehen wir unmittelbar vor der Tür, kriegen wir Regina
vielleicht zu Gesicht. Außerdem können wir uns dann ein umfassendes Bild
machen.«
    Karl hatte die Klingelknöpfe am
Eingang inspiziert (prüfen). Das breite Portal bestand aus einer Glastür
im Metallrahmen, daneben waren Klingelknöpfe, Namensschilder und Briefschlitze.
    »Wenn die Anordnung stimmt,
wohnt R. Bertolo im dritten Stock links rückseitig. Jede Etage hat vier
Wohnungen. Die Tür ist geschlossen, wie ihr seht.«
    »Mach sie auf!«, sagte Tim.
    Grinsend nahm Karl den
Cityrucksack ab, in dem er seine technische Notfallausrüstung mitführt, wie er
es nennt. Also Dietriche, Nachschlüssel, Abhörwanzen nebst Miniempfänger,
kleines Richtmikrofon und ein zweckentfremdetes Stethoskop ( Hörrohr ) zum
Belauschen an dünnen Trennwänden wie Türen und Telefonzellen.
    Karls Gefummel dauerte eine
halbe Minute. Dann stiegen TKKG die Treppe hinauf. Das Haus war hell und
gepflegt, die totale Stille wohltuend. In jedem Stock kreuzten sich Flure.
Keine der Wohnungen hatte Wandkontakt zum Nachbarn. Alle Grundrisse waren
vermutlich gleich.
    In der dritten Etage links
rückseitig war ein Namensschild aus Messing an der Wohnungstür angebracht:
Regina Bertolo.
    Tim hatte schon den Daumen
ausgestreckt, um auf die Klingel zu drücken, erstarrte aber mitten in der
Bewegung.
    In der Stille — Klößchen
keuchte etwas vom Anstieg — konnte Tim das entfernte Gemurmel hören. Sehr
gedämpft, sicherlich durch zwei Türen, aus einem der hinteren Räume. Eine
Männerstimme. Es klang nicht, als wäre der Arzt am Krankenbett.
    »Pst!« Tim hielt das Ohr an die
Tür.
    Diese Stimme! Verdammt! Das
konnte doch nicht sein.
    Etwas berührte ihn an der
Schulter. Karl hielt ihm das Stethoskop hin. Tim stöpselte es in seine Ohren
und drückte das andere Ende an die Tür. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Er
vernahm die Männerstimme nun deutlicher. Und eine zweite. Tim gab seinem Freund
das Hörrohr zurück.
    »Die Eisgesichter sind bei
Regina.«
    Das verschlug allen die
Sprache.
    Gaby fing sich, aber mit
wackliger Stimme. »Bist... du sicher?«
    »Absolut. Karl! Jetzt ist deine
Kunst gefragt. Kannst du die Wohnungstür öffnen — leiser, als eine Maus pupst?«
    Karl grinste. »So laut bin ich
nicht.«
    Während er unhörbar am Schloss
werkelte, benutzte Tim das Stethoskop zum zweiten Mal, hielt es an die Tür,
wollte sichergehen, dass die Gangster nicht überraschend zum Eingang kamen.
    Lautlos schwang die Tür auf.
    Tim wisperte Gaby ins Ohr:
»Pfote, du bleibst dort hinten im Flur. Doch! Dein Vater würde mich umbringen,
wenn ich dich hier mitnehme. Die Dreckskerle sind bewaffnet. Weibliche
Selbstständigkeit ist ja prima. Aber wenn geschossen wird, bin ich dein
Beschützer.«
    »Schon gut!« Sie fügte sich und
verschwand hinter der Biegung des Flurs.
    Tim schlich voran. Klößchen
hatte sich mit Karls unterarmlanger Maglite-Lampe als
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