Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tims gefährlichster Gegner

Tims gefährlichster Gegner

Titel: Tims gefährlichster Gegner
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
sah, dass es ein kleiner Honda war. Die
Scheinwerfer waren ausgeschaltet. Tim konnte nicht erkennen, ob jemand drinsaß.
Die Jungs fuhren durchs Tor. Rechts und links brannten die schmiedeeisernen
Kandelaberlaternen, vermischten ihr rostrotes Licht mit der anbrechenden Nacht,
die mondlos und ohne Sterne war. Die Drahtesel wurden in den Fahrradschuppen
gebracht. Die Jungs sockten zum Haupthaus, wo sie bekanntlich im zweiten Stock
die Bude Adlernest bewohnen. Im Speisesaal war das Abendessen beendet.
Die Schüler, die Saaldienst hatten, räumten ab — zusammen mit den Helferinnen
aus der Küche. Von Letzteren besaß keine ein Äußeres, das den Pulsschlag der
ausschließlich männlichen Schüler beeinflusst hätte. Die meisten Helferinnen
waren übergewichtig wie Klößchen, aber alle waren nett.
    Krummi, der heutige Erzieher
vom Dienst, kontrollierte im Parterreflur, ob alle Klassenräume verschlossen
waren. Er trug eine kakaofarbene Leinenhose, ein cremefarbenes Seidenhemd und
darüber einen Pulli in ähnlichem Ton. Das Handy steckte in einer kleinen
Ledertasche am Gürtel.
    Tim und Klößchen schlenderten
zu ihm. Niemand sonst war in der Nähe.
    »Können wir Ihnen helfen, Herr
Doktor?«, fragte Tim.
    »Danke. Das Klinkendrücken
schaffe ich schon noch.« Er hielt inne und sah die beiden an. »Von Kommissar
Glockner hörte ich, dass ihr da in einer Sache rumschnüffelt.«
    »Gaby und ich sind zufällig
reingeraten«, nickte Tim. »Als Opfer. Wir wurden ausgeraubt, unter
Waffengewalt. Heute Nachmittag, als die so genannten Eisgesichter den Juwelier
Biju überfallen haben. Sogar meinen neuen Blazer, den ich gerade im Dresscode gekauft hatte, haben sie gestohlen.«
    Das war das Stichwort. Krummi,
dessen Lächeln immer nur wenig die Mundwinkel hob, nahm es auf.
    »Ich weiß. Und irgendwie geht’s
dabei auch um den Anzug, den ich hatte.«
    »Ja. Komisch, nicht wahr?« Tim
hob die Schultern. »Herr Glockner sagte, Sie hätten ihn nicht mehr. Das
Missgeschick mit der weißen Farbe. So was kann man nicht reinigen und Sie haben
ihn in die Altkleidersäcke gesteckt.«
    Krummi deutete ein trauriges
Lächeln an. »Ich habe mich furchtbar geärgert. Der Anzug hatte Klasse. Er stand
mir. Oder?«
    »Wie für Sie gemacht«, sagte
Klößchen.
    »Und dann schweren Herzens in
den Altkleidersack.« Tim ließ nicht locker.
    Krummi stierte einen Moment zu
Boden, als nähere sich dort eine Giftschlange. Dann schien er aus seiner
Benommenheit aufzutauchen, blinzelte und schüttelte den Kopf.
    »Nein! Nicht in den
Altkleidersäcken, fällt mir ein, im Restmüllcontainer habe ich den schönen
Anzug entsorgt. Wenn ich nur wüsste, wo ich wieder so einen finde.«
    Hoppla!, dachte Tim. Was soll
man davon halten? Plötzlich verflogene Mattscheibe wird ersetzt von korrekter
Erinnerung? Oder hat der schlaue Fuchs gemerkt, worauf wir hinauswollen — ihn
auf ’ner falschen Aussage festleimen? Dann war das jetzt eine elegante
Berichtigung.
    Ohne darauf einzugehen, sagte
Tim: »In Secondhandshops wahrscheinlich nicht. Und im Black Versatscho schon
gar nicht. Aber dort gibt’s — natürlich für Neupreis — was absolut Irrfeines
genau in der Art.«
    Überrascht sah Krummi ihn an.
»Seit wann interessierst du dich für Mode? Bringt dich Gaby auf Vordermann?«
    »Könnte man sagen«, grinste
Tim. »Da fällt mir ein: Ich muss sie noch anrufen. Bis nachher, Herr Doktor.«
    Das bezog sich auf das
»Zapfenstreich« genannte Abendritual. Alle Erzieher vom Dienst handhaben es auf
die gleiche Weise: kurzes Klopfen an die Budentür. Der Erzieher schiebt den
Kopf hinein. »Alles gesund? Die Zähne sind geputzt? Dann Licht aus! Und gute
Nacht!« Damit endet der Tag im Internat für die Schüler der Unter- und
Mittelstufe. Die älteren Schüler werden gleichwertiger behandelt. Das heißt, es
bleibt ihnen überlassen, ob sie sich die Zähne putzen und wann sie das Licht
löschen.

22. Mit
Trick 17 zur Info
     
    Lynxey huschte durchs Tor,
tauchte in die Dunkelheit unter den Bäumen und fand den Parkplatz des
Internats. Etwa zwei Dutzend Fahrzeuge standen hier. Die Lichtpeitsche auf der
anderen Seite beschien nur einen Teil der Fläche. Krummlers Jaguar stand auf
der helleren Seite, dicht beim Paukersilo. Aber für den Privatdetektiv war das
kein Problem.
    Er ließ seine Tasche zwischen
zwei Wagen, wo er sie auf den Boden stellte, nahm nur zwei Sperrhaken mit und
schlich zu dem Jaguar. Niemand war in der Nähe. Kein Licht hinter den Fenstern.
Lynxey prüfte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher