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Tims gefährlichster Gegner

Tims gefährlichster Gegner

Titel: Tims gefährlichster Gegner
Autoren: Stefan Wolf
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Was unsere Angelegenheit betrifft, weiß ich also Folgendes: Bis Ende
letzten Jahres wurde die Altkleiderabfuhr von der Kommune ( Gemeinde/Stadt )
getätigt. Der städtische Lkw kam viermal im Jahr und hat die Säcke mit den
Altklamotten mitgenommen. Aber die Stadt macht das nicht mehr. Das Amt für
Abfallwirtschaft hat diese Aufgabe an Privatfirmen übertragen und an
gemeinnützige Verbände. Unsere Schulleitung will eine Privatfirma mit der
Entsorgung beauftragen. Aber da ist bis jetzt nichts zustande gekommen. Einige
Firmen, die sich beworben haben, waren offenbar unseriös, andere zu teuer. Die
so genannte Frühjahrsabfuhr, die immer Anfang April war, hat diesmal nicht
stattgefunden. Gar nichts war bis jetzt. Was aber kein Unglück ist, denn wir
ersticken ja nicht in alten Textilien. Wahrscheinlich wird’s nun ein
gemeinnütziger Verein übernehmen, aber erstmals Ende Mai.«
    »Ich fasse es nicht«, sagte
Gaby. »Wie kann Krummi dann behaupten, er hätte... Tim! Vielleicht war’s nur
eine Notlüge. Um diesen Anderson abzuwimmeln, weil er, Krummi, den Anzug
behalten will. Statt den Mann schroff abzuweisen, will er ihn auf diese Weise
loswerden.«
    »Hm. Theoretisch ist das
denkbar. Aber Krummi ist eigentlich nicht der Typ, der sich verbiegt.
Eigentlich macht er keine weichlichen Ausflüchte. Er ist ein geübter
Neinsager.«
    »Ist er«, nickte Karl.
    »Absolut!«, stimmte Klößchen
zu. »Als ich ihn neulich bat, aus meiner Vierminus in Geschichte einen glatten
Vierer zu machen, hat er mich angeschnauzt, dass ich dachte, mir fallen die
Schokokrümel aus den Taschen.«

    Tim blickte die Straße entlang,
wo nichts Besonderes zu sehen war, und legte einen Finger an die Schläfe.
»Amigos, es geht um den Anzug. Diesen Anzug, der immer geheimnisvoller wird. Krummi
behauptet gegenüber Anderson und auch gegenüber deinem Vater, Gaby, er hätte
ihn nicht mehr, sondern entsorgt mit einer Altkleiderabfuhr, die es nicht gab.
Tragen kann Krummi den CV-Anzug nun nicht mehr. Das hat er verspielt. Weshalb
also lügt er? Es gibt nur eine Antwort: Er hat rausgefunden — wahrscheinlich
zufällig — , was mit dem Ding los ist. Eine irre Kiste!«
    Gaby pustete gegen ihre
Ponyfransen. Karl nahm seine Nickelbrille ab und polierte die Gläser. Klößchen
blies die Backen auf.
    »Wenn ein Studienrat lügt«,
sagte Tim, »zischt garantiert ein heißes Ei in der Pfanne. Um Krummi werden wir
uns kümmern. Aber er läuft uns nicht weg. Fluchtgefahr besteht eher bei
Lissenfuhl. Und nur über ihn, davon bin ich nach wie vor überzeugt, kommen wir
ran an die Eisgesichter. Also müssen wir ihn festnageln, dass er die
Extremitäten (Arme, Beine ) nicht mehr rühren kann. Das geht nur, indem
wir seiner Superstory die Maske runterreißen. Wir erbringen den Nachweis, dass
er den Anzug nicht aus Litauen mitgebracht, sondern hier gekauft hat.«
    Gaby sah auf ihre schmale
Armbanduhr, zu der sie fünf verschiedenfarbige, austauschbare Armbänder
besitzt. »Die Geschäfte haben noch geöffnet. Nun mach mal Tempo!«
    Tim zückte sein Handy.
    In diesem Moment rollte ein
kleiner BMW-Sportwagen aus der Tiefgarage des mittleren Mäfär-Blocks.
Lissenfuhl saß hinter dem Lenkrad. Kurz und angewidert sah er zu den Kids
herüber. Er trug noch den schwarzen Seidenpulli, aber darüber ein helles, fast
weißes Jackett. Der Wagen fuhr vorbei, fädelte sich auf der Straße ein und
rollte stadteinwärts.
    »Autofahrer müsste man sein«,
meinte Karl. »Dann könnten wir ihn verfolgen. Vielleicht trifft er sich mit den
Eisgesichtern.«
    Tim hob nur die Schultern. Wenn
etwas nicht geht, hält er sich nicht damit auf.
    »Karl, du hast Danielas
Nummer?«
    Einen Moment später meldete
sich die Frau.
    »Hallo, Frau Wizonski«, tat Tim
erfreut. »Hier ist Tim. Ich hoffe, Sie erkennen mich an der Stimme. Vorhin sind
wir heuschreckenartig mit den beiden Herren von der Kripo bei Ihnen eingefallen.«
    »Klar erkenne ich deine
Stimme.«
    »Verzeihen Sie die erneute
Störung. Eigentlich wollte Kriminalassessor Bienert Sie anrufen, denn er hat
eine Frage vergessen. Doch im Moment ist er mit einem Verhör beschäftigt. Mit
der Vernehmung eines Serientäters, der nachts zu allein stehenden Frauen in die
Wohnung eindringt und sich dann sehr aufdringlich verhält. Zum Glück wurde er
nun gefasst. Und Assessor Bienert hat mich ermächtigt, Sie anzurufen.«
    »Ist okay.«
    »Als ehemalige Freundin von
Henning Lissenfuhl wissen Sie doch sicherlich, wo er sein schickes Outfit
kauft.
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