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064 - Marotsch, der Vampir-Killer

064 - Marotsch, der Vampir-Killer

Titel: 064 - Marotsch, der Vampir-Killer
Autoren: Larry Brent
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    Als sich der Schlüssel im Schloß drehte, war sie sofort hellwach.
»Rolf? Bist du’s?« Sie richtete sich im Bett auf.
    »Ja, Liebling«, vernahm sie die ruhige, vertraute Stimme. Vom Flur
fiel gedämpftes Licht durch den Ritz unter der Tür.
    Viola Kerslcy blieb im Bett sitzen. Seit Tagen fühlte sie sich
schon nicht wohl. Sie war schwach und kraftlos und selbst ihr Mann, ein
renommierter Arzt, der in Wien eine glänzende Praxis betrieb, konnte ihr nicht
helfen.
    Viola Kerskys Blicke gingen zum Leuchtzifferblatt des Weckers. Wenige
Minuten vor zwei Uhr nachts. Ihr Mann kam von einem Krankenbesuch zurück. Kaum
hörbar kam er in das gemeinsame Schlafzimmer. Durch die halb zugezogenen,
dichten Vorhänge fiel das Licht einer fernen Straßenlampe.
    »Wie geht es dir, Liebling?« fragte Kersky leise, sich an das Bett
zu seiner Frau setzend.
    »Nicht viel besser.«
    »Du bist überanstrengt. Du mußt noch weniger tun. Viel Ruhe, viel
Schlaf«, sagte er zärtlich und streichelte über ihr volles, schulterlanges
Haar.
    Sie schloß die Augen. »Das ist einfacher gesagt als getan. Sag’,
Rolf: gibt es Vampire?«
     
    ●
     
    »Wie kommst du gerade darauf?« Er blieb ganz ruhig und zeigte kein
Erschrecken.
    Sie zuckte die Achseln. »Ich kann es nicht begründen. Es ist so
ein Gefühl. Ich muß ständig daran denken.«
    »Ich werde dir etwas geben«, murmelte er und erhob sich. »Ein
Schlafmittel wird dir guttun.«
    »Du gibst mir in den letzten Tagen sehr oft Schlafmittel.«
    Viola Kersky sank langsam in die Kissen zurück. Selbst das Sitzen
strengte sie an. Seit einer Woche schon konnte sie nur minutenweise auf den
Beinen sein. Seltsamerweise nur nachts. Tagsüber lag sie wie tot in ihrem Bett,
Sobald es dunkel wurde, überkam sie eine eigenartige Unruhe. Aber sie konnte
das Bett nicht verlassen. Ihr Mann kehrte zurück. In der Hand hielt er eine
aufgezogene Spritze.
    Wortlos schob Dr. Kersky seiner Frau den Ärmel in die Höhe, senkte
die Nadel vorsichtig in die Vene und drückte den Kolben mit der klaren
Flüssigkeit herunter.
    Dazu machte er kein Licht. Der Schein, der von der Straße her quer
über das Bett fiel, reichte ihm.
    »Du bist vorhin meiner Frage ausgewichen, Rolf«, sagte Viola. Ihr
bleiches, schönes, wie in Marmor gemeißeltes Gesicht war starr wie eine Maske.
    »Es gibt keine Vampire, Liebes«, entgegnete Rolf. »Das ist
Aberglaube! Unfug!«
    Sie schluckte. Ihre langen, seidigen Augenwimpern zitterten. »Ich
habe das Gefühl, als würde ich ausgesaugt. Mein Leben weicht! Ich kann es nicht
aufhalten …
    Meine Kräfte schwinden, Immer, wenn der Morgen graut, ist dieses
Gefühl ganz besonders stark in mir. Man sagt, daß Vampire sich tagsüber
verstecken, weil sie das Sonnenlicht fürchten. Nachts aber erscheinen sie und
schlagen ihre Zähne in anderer Leute Hälse, um sich von deren Blut zu ernähren.«
    »So sagt man, über diese Dinge liest man. Aber die gibt es nicht
wirklich, Viola!«
    In Dr. Rolf Kerskys Augen glitzerte es. »Du bringst die
Wirklichkeit mit deiner Phantasie zusammen. Dein kritisches Bewußtsein ist
eingeschränkt.
    Das ist kein Wunder. Du bist völlig durcheinander.«
    »Es gibt Vampire, Rolf! Und ich… habe manchmal das Gefühl, als ob
ich… zu ihnen gehöre.« Viola Kerskys Stimme wurde schwächer und leiser. Die
Injektion wirkte.
    »… aber etwas hält mich davon ab… ich weiß nicht, was es ist… aber
der Trieb… der Trieb ist vorhanden, Rolf«, fuhr sie fort. »Paß gut auf mich
auf! Sei mir nicht böse… verzeih’ deiner kleinen verrückten Frau…«
    Sie redete jetzt sinnlos durcheinander, was ihr gerade durch den
Kopf ging. »Einen Spiegel… warum hast du den Spiegel aus dem Zimmer genommen?
Ich möchte einen Blick hineinwerfen, Rolf.«
    »Ja, gleich. Ich hole dir einen.«
    Aber Dr. Kersky erhob sich nicht. Schwer fielen seiner Frau die
Augen zu.
    Viola war eingeschlafen…
    Noch eine volle Minute blieb der Arzt auf dem Bettrand sitzen.
Dann erhob er sich, zog die Vorhänge vor die Fenster und knipste die
Nachttischlampe an.
    Der gelblich-rote Schein fiel auf das ruhige, entspannte, aber
totenblasse Gesicht der Schlafenden. Die feinen Gesichtszüge waren jetzt im
Lichtschein in voller Klarheit zu sehen.
    Viola Kersky hatte die Decke bis zum Hals hochgezogen, als fröre
sie. Dabei war es eine herrlich laue Sommernacht wie selten. Der Arzt zog mit
spitzen Fingern die Decke in Höhe des Halses weg. Dr. Rolf Kersky hielt den
Atem an. Dort, in Höhe der Schlagader,
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