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064 - Marotsch, der Vampir-Killer

064 - Marotsch, der Vampir-Killer

Titel: 064 - Marotsch, der Vampir-Killer
Autoren: Larry Brent
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Totenstille sie anwehte. Was konnte sie tun, wenn ihrem Freund etwas
zugestoßen war?
    Unwillkürlich hob sie den Blick.
    Sollte sie es wagen, ebenfalls über das Tor zu klettern, um nach
dem rechten zu sehen?
    Sie dachte den Gedanken nicht bis zu Ende.
    Etwas lenkte sie ab. Schritte…
    Sie näherten sich vom Ende der Straße her.
    Inge Merkant wandte den Kopf. Ihre Augen erfaßten eine dunkle
Gestalt. Ein nächtlicher Spaziergänger!
    Eine Idee blitzte in ihrem Bewußtsein auf. Sie konnte den Fremden
anhalten und ihm die Sache darlegen. Sicher würde er sie verstehen. Vielleicht
kannte er auch den Bericht aus der Zeitung, dann würde es noch einfacher sein.
    Der Mann kam näher.
    Inge trat vom Tor zurück. Ihre dunklen Augen musterten den
Fremden. Sie ging auf ihn zu.
    »Entschuldigen Sie«, begann das Mädchen und strich mit schneller
Geste das, lange Haar aus ihrem Gesicht. »Ich ...«
    Was sie sagen wollte, wurde nie ausgesprochen.
    Ihre Stimme versagte ihr den Dienst. Der nächtliche Spaziergänger
blickte sie mit bannenden Augen an.
    Ohne daß auch nur ein einziges Wort fiel, geriet Inge Merkant in
einen hypnotischen Zustand, dem sie sich nicht entziehen konnte. Die Macht,
welche der dunkelgekleidete Fremde auf sie ausübte, war gewaltig.
    Inge Merkant war außerstande, ihren Blick nach eigenem Wunsch zu
dirigieren.
    Das großflächige, helle Gesicht unter dem breitkrempigen,
schwarzen Hut näherte sich ihr. Inge schrie weder auf noch wehrte sie sich, als
der Unbekannte ihr seine Hände auf die Schultern legte und sie langsam zu sich
heranzog.
    »Du wirst mir gehören«, sagte die samtweiche, ruhige Stimme.
    Und Inge nickte. Sie bog leicht den Kopf zurück, als die
liebkosenden Hände über ihre Schultern strichen, ihren Nacken erreichten und
zärtlich massierten.
    Dann war das Gesicht des Fremden ganz dicht vor dem Mädchen.
    Seine vollen, sinnlichen Lippen öffneten sich. Hell blitzten die
beiden messerscharfen Vampirzähne, die er mit einer wollüstig-brutalen Bewegung
in Inge Merkants Hals schlug.
    Das Gesicht des Mädchens verzerrte sich vor Lust und Schmerz. Ihre
Augenlider zuckten, ihr Atem ging schneller. Ihre Lippen öffneten und schlossen
sich, und es schien, als wolle sie etwas flüstern. Aber nur ihr Atem war zu
hören.
    Der Vampir löste seine Zähne aus ihrem Hals. Zurück blieben zwei
dunkle Einstiche, ein Blutstropfen rollte Inges Hals herunter und wurde von der
dunkelgemusterten Bluse aufgesaugt.
    Inge Merkant taumelte leicht. Sie hatte das Gefühl zu schweben.
Die Welt um sie herum war vergessen. Nur langsam kehrten ihre Sinne in die
Wirklichkeit zurück. Aber auch jetzt noch dachte und fühlte sie nicht mehr so,
wie noch vor der Begegnung mit dem Vampir, der wortlos weiterging.
    Inge Merkant war in dieser Nacht dem Meister der Untoten begegnet.
    Sie wußte es nicht, aber sie fühlte es.
    Mit schimmernden Augen blickte sie der Gestalt nach.
    Ein leichter Schwächeanfall überfiel sie, und sie mußte sich an
der Friedhofsmauer stützen. Sie schloß kurz die Augen.
    Das dauerte nicht mal fünf Sekunden.
    Als Inge sie wieder öffnete, lag die Straße menschenleer vor ihr.
    Der Fremde war verschwunden!
    Inge Merkant fiel ein dunkler Vogel auf, der etwa zwanzig Meter
von ihr entfernt um eine Laterne flatterte.
    Dann erkannte sie, daß es kein Vogel, sondern eine Fledermaus war,
die schließlich irgendwo zwischen den bis an die Friedhofsmauer wachsenden
Bäumen verschwand.
     
    ●
     
    Ihre Geduld wurde nicht länger auf eine harte Probe gestellt.
    Fünf Minuten mußte sie noch warten. Dann erblickte sie die schattengleiche
Gestalt, die sich dem Friedhofstor näherte.
    Peter Reisner!
    Inge atmete auf.
    »Endlich«, sagte sie, und es fiel ihr nicht auf, daß ihre Stimme
schwach, fast schläfrig klang. »Ich hab’ mir schon Sorgen um dich gemacht.«
    Er antwortete nicht. Mit einem mächtigen Sprung hechtete er auf
die ersten Zwischenstreben des Eisentores und kletterte dann wie eine Katze auf
die Straßenseite.
    Mechanisch klopfte er Hemd und Hose ab, als befände sich Staub
darauf.
    »Was war los? So erzähl’ doch schon! Hast du ihn gesehen?« Das
Mädchen konnte kaum erwarten, Näheres über die nächtliche Tour zu erfahren.
    »Gesehen schon, aber nicht gekriegt«, sagte Reisner matt. Er
berichtete nichts von dem, was er wirklich erlebt hatte, um Inge nicht zu
erschrecken.
    »Was hat er am Grab gemacht, als du ihn überrascht hast, Pit?«
    Reisner sagte es ihr nicht. Er hakte sie unter und zog
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