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064 - Marotsch, der Vampir-Killer

064 - Marotsch, der Vampir-Killer

Titel: 064 - Marotsch, der Vampir-Killer
Autoren: Larry Brent
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bewegenden Schatten hinter einer Baumreihe,
welche diese Grabreihe von der nächsten trennte.
    Hinter den Bäumen lag ein Berg frischer Blumen und Kränze, und das
Grab auf dem sie lagen, war geöffnet.
    Es war ein frisches, ein neues Grab.
    Und in der Tiefe dort unten bewegte sich etwas!
    Ein großer, bizarr verformter Schatten wurde schräg gegen die
Erdmauer geworfen.
    Es war der Schatten eines Menschen, den Reisner jedoch nicht sah.
    Es wurde jetzt auch nicht mehr gegraben. Das Geräusch war
verstummt. Dafür erfüllte ein leises Knirschen die Luft.
    Das neue Geräusch aus der Tiefe der aufgeworfenen Grube ließ sich
ganz einfach analysieren. Der Sarg des Bestatteten wurde geöffnet!
    Reisner löste sich aus dem Schatten des großen Grabsteins, ging
auf die Bäume zu und erreichte den schmalen Weg vor der nächsten Grabreihe.
    Sein Blick fiel über den Berg aus Blumen und Kränzen und
aufgeworfener Erde hinweg in die Grube, in der sich der nächtliche Besucher zu
schaffen machte.
    Peter Reisner hielt den Atem an, und seine Augen weiteten sich.
    Er sah, daß der Sarg geöffnet war. Der Deckel lag auf der Seite,
die Leiche wurde vom bleichen Mondlicht angestrahlt. Das Totenhemd war
zerrissen, und eine seltsame Gestalt, die man auf Anhieb keineswegs als Mensch
bezeichnen konnte, war halb über den Sarg gebeugt, hielt ein spitzes, im
Mondlicht blinkendes Messer in der Hand und öffnete mit raschen Schnitten die
Brust des Toten. Aus dem Brustkasten nahm er mit flinker Hand das Herz heraus.
    Peter Reisner schluckte.
    Er merkte, wie sich ihm der Magen umdrehte.
    Dann riß der junge Mann sich zusammen.
    »Was machen Sie da unten?« sagte er und mußte sich bemühen, seiner
Stimme einen sicheren Klang zu geben.
    Die Gestalt neben dem Sarg warf den Kopf in die Höhe. Der Fremde
auf dem Boden der Gruft geriet durch seine schnelle Bewegung vollends aus dem
Schatten und starrte nach oben. Flink wie ein Wiesel huschte er mit seinen
dünnen Beinen die weiche, krumige Erde herauf und kam auf der anderen Seite des
Grabes an. In der Hand hielt er das gestohlene Herz.
    Das gibt es doch nicht! dröhnte es in Reisners Hirn, und er
starrte wie gebannt auf seinen Gegenüber.
    Vor ihm stand das ungewöhnlichste menschliche Lebewesen, das er je
gesehen hatte.
    Es schien einem Alptraum entsprungen.
    Die Gestalt war höchstens einen Meter und sechzig groß. Die langen
Arme und Beine waren spindeldürr, auf den Knien, der schmalen, eingedrückten
Brust und den Handrücken wuchsen Haarbüschel.
    Der ungewöhnliche Mensch hatte ein eingefallenes, runzliges
Gesicht mit zusammengekniffenem Mund.
    Wie eine Ratte! schoß es Peter Reisner durch den Kopf.
    Der Mensch war nackt.
    Reisner ahnte nicht, daß er dem Marotsch gegenüberstand.
     
    ●
     
    Mensch und Marotsch musterten sich.
    Eine halbe Minute lang, und die Luft schien angefüllt mit
knisternder Spannung, als würde sich jeden Augenblick etwas entladen.
    Dann rannte der unheimliche, unbekleidete Mensch davon.
    Der Irre! Es muß sich um den entsprungenen Geisteskranken handeln!
hämmerte das Blut in Reisners Schläfen. So also sah er aus… Schrecklich!
Abstoßend! Häßlich!
    Mechanisch begann auch Reisner zu laufen, als der Marotsch mit
seinen nackten Füßen fast lautlos davoneilte.
    Der dünne Körper flog förmlich über den Boden dahin, die dünnen
Beine schienen kaum die Oberfläche zu berühren.
    Er rannte, so schnell er konnte, doch er vermochte kaum, den
Abstand zu verringern.
    Zwei-, dreimal noch sah Peter Reisner den hellen Körper der
häßlichen Gestalt zwischen den Grabsteinen auftauchen. Dann verschwand er.
    Der junge Mann suchte hinter Heckensträuchern, Grabsteinen und
Bäumen. Er fand den Flüchtling nicht.
    Reisner wirkte bleich und verstört, und nur langsam gewann er
seine Fassung wieder.
    Reisner fragte sich, ob er vielleicht nicht doch zu tief ins Glas geschaut
hatte, daß er schon anfing, Dinge zu sehen, die es gar nicht gab.
    Er wischte sich mit einer fahrigen Bewegung über die Augen, über
seine schweißnasse Stirn und ging dann langsam zwischen den Grabreihen zum
Hauptweg.
     
    ●
     
    Inge Merkant stand am Tor und starrte auf den Friedhof.
    Sie machte sich Sorgen.
    Hoffentlich gab es keinen Ärger. Mit einem Irren war nicht zu
spaßen…
    Und dann machte sie sich im stillen Vorwürfe.
    Vielleicht war es nicht gut gewesen, Peter auf diese Geschichte in
der Zeitung aufmerksam zu machen.
    Mit einem Mal überfiel sie die Angst, als es immer länger dauerte,
und
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