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Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit

Titel: Timeline: Eine Reise in die Mitte der Zeit
Autoren: Michael Crichton
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der Sanitäter und hielt das Hemd in die Höhe. »Das wurde nicht zusammengenäht, das Tuch ist noch intakt. Komisch, die Muster passen nicht zusammen, weil die einen Karos größer sind als die anderen…«
    »Wie auch immer, er wird's nicht vermissen«, sagte Nancy Hood und warf es auf den Boden. Dann wandte sie sich an Dr. Tsosie. »Wollen Sie ihn jetzt untersuchen?«
    Der Mann war viel zu unruhig. »Noch nicht. Legen Sie ihm erst einmal eine Infusion in jeden Arm. Und durchsuchen Sie seine Taschen. Mal schauen, ob er irgendwelche Papiere bei sich hat. Wenn nicht, dann nehmen Sie ihm die Fingerabdrücke ab und faxen Sie sie nach Washington, vielleicht taucht er ja in irgendeiner Datenbank auf.«
    Zwanzig Minuten später untersuchte Beverly Tsosie einen Jungen, der sich beim Baseballspielen den Arm gebrochen hatte. Er trug eine Brille und sah ein wenig aus wie ein Streber und Stubenhocker, schien aber fast stolz auf seine Sportverletzung zu sein.
    Nancy Hood kam dazu. »Wir haben unseren Mr. X durchsucht.«
    »Und?«
    »Nichts, was uns weiterhilft. Keine Brieftasche, keine Kreditkarten, keine Schlüssel.« Sie gab Beverly ein zusammengefaltetes Stück Papier. Es sah aus wie ein Computerausdruck und zeigte ein merkwürdiges Muster aus Punkten auf einem Gitternetz. Am unteren Rand stand klo.ste.mere.
    »Klostemere? Sagt Ihnen das irgendwas?«
    Hood schüttelte den Kopf. »Wenn Sie mich fragen, der ist psychotisch.«
    Beverly Tsosie sagte: »Na ja, sedieren kann ich ihn erst, wenn wir wissen, was in seinem Kopf los ist. Lassen Sie ihm den Schädelröntgen, damit wir ein Trauma oder Hämatome ausschließen können.«
    »Die Radiologie wird umgebaut, haben Sie das vergessen, Bev?  Warum machen Sie keine Kernspintomographie? Scannen Sie den ganzen Körper, dann haben Sie alles auf einmal.«
    »Bestellen Sie eine«, sagte Tsosie.
    Nancy Hood wandte sich zum Gehen. »Ach, und noch 'ne Überraschung. Jimmy ist da, der von der Polizei.«
    Dan Baker war nervös. Wie er vorausgesehen hatte, saßen sie jetzt schon Stunden im Wartezimmer des McKinley Hospital. Nachdem sie sich ihr Mittagessen besorgt hatten — Burros in roter Chili-Sauce —, hatten sie auf dem Krankenhausparkplatz einen jungen Polizisten gesehen, der ihr Auto musterte und mit der Hand an der Seite entlangfuhr. Allein schon bei diesem Anblick lief es Baker kalt über den Rücken. Er überlegte, ob er zu dem Polizisten gehen sollte, ließ es dann aber sein. Statt dessen kehrten sie ins Wartezimmer zurück. Er rief seine Tochter an und sagte, daß sie sich verspäten und vielleicht sogar erst am nächsten Morgen nach Phoenix zurückkommen würden.
    Dann warteten sie. Als Baker schließlich gegen vier Uhr zur Rezeption ging, um sich nach dem alten Mann zu erkundigen, sagte die Frau: »Sind Sie ein Verwandter?«
    »Nein, aber —«
    »Dann warten Sie bitte da drüben. Die Ärztin wird gleich bei Ihnen sein.«
    Seufzend ging er zum Fenster und sah zu seinem Auto hinaus. Der Polizist war verschwunden, aber jetzt klemmte ein flatternder Zettel unter dem Scheibenwischer. Baker trommelte mit den Fingern aufs Fensterbrett. Wenn man in diesen Kleinstädten in Schwierigkeiten gerät, kann alles passieren. Und je länger er wartete, desto drastischer wurden die Szenarien, die er sich ausmalte: Der Alte lag im Koma, und sie durften die Stadt nicht verlassen, bis er aufwachte. Der Alte starb, und sie wurden wegen Totschlags angeklagt. Oder sie wurden zwar nicht angeklagt, mußten aber bei der gerichtlichen Untersuchung erscheinen, die in vier Tagen stattfinden sollte.
    Als schließlich jemand kam, um mit ihnen zu sprechen, war es nicht die zierliche Ärztin, sondern der Polizist. Er war ein junger Beamter Mitte Zwanzig, in einer ordentlich gebügelten Uniform. Er hatte lange Haare, und auf seinem Namensschild stand James Wauneka. Baker fragte sich, was für ein Name das wohl war. Vermutlich Hopi oder Navajo.
    »Mr. und Mrs. Baker?« Wauneka war sehr höflich und stellte sich vor. »Ich war eben bei der Ärztin. Sie hat ihre Untersuchungen abgeschlossen, und die Kernspinergebnisse liegen vor. Es gibt absolut keinen Hinweis darauf, daß er von einem Auto angefahren wurde. Und ich selbst habe mir Ihr Auto angesehen. Keine Spur eines Aufpralls. Ich schätze, Sie sind über ein Schlagloch gefahren und haben nur geglaubt, daß Sie ihn angefahren haben. Die Straße da draußen ist ziemlich schlecht.«

    Baker warf seiner Frau einen bösen Blick zu, doch sie wich ihm aus. »Kommt er
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