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Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)

Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)

Titel: Tiffany Duo Band 0119 (German Edition)
Autoren: Marie Ferrarella , Sharon Mignerey , Kathleen Creighton
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wischte sich die feuchten Handflächen an den Seiten ihrer eleganten, teuren Hose ab. Dann holte sie tief Atem, hielt ihn an und drückte entschlossen auf den Klingelknopf Sie hörte, wie das altmodische Läuten durch die hohen Räume hallte. Sie senkte den Kopf und wartete, wobei sie ihre eigenen Herzschläge zählte.
    Die Haustür ging ohne Vorwarnung auf, und auf der Schwelle stand die Frau, die sie geöffnet hatte. Sie hatte noch immer dieselbe aufrechte und königliche Haltung wie in Charlys Erinnerung, obwohl sie ihr ein bisschen kleiner vorkam. Ihr kurzes, einst schwarzes Haar war jetzt schneeweiß, aber ihre braune Haut spannte sich noch immer nahezu faltenlos über einem Gesicht, das die Wände eines Pharaonengrabs hätte schmücken können.
    Den tief liegenden Augen, die weise aus diesem ewig jungen Gesicht schauten, entging nichts. Sie nagelten Charly mit ihren Blicken fest, verengten sich und weiteten sich gleich darauf vor ungläubiger Überraschung. Sie hob die Hand, schnappte nach Luft und flüsterte: “Oh, lieber Herr Jesus …”
    Es war keine Blasphemie, sondern ein Gebet, das aus tiefstem Herzen kam.

2. KAPITEL
    10. Juni 1977
    Liebes Tagebuch
,
    es ist so unfair! Der Richter hat meine Plateauschuhe entdeckt und sie kurzerhand in den Müll geschmissen! Er sagte, er lässt es nicht zu, dass seine Tochter so billig herumläuft, und außerdem würde ich wahrscheinlich mit ihnen hinfallen und mir den Knöchel brechen, was das Lächerlichste ist, was ich je gehört habe. Sie sind nicht billig! Alle außer mir haben solche Schuhe an. Selbst Colin sagt, dass sie galaktisch sind, und er hat einen besseren Geschmack als alle, die ich sonst kenne. Der Richter sagt, sie sind der letzte Dreck und Geldverschwendung, aber ich habe sie von meinem Geburtstagsgeld gekauft, deshalb kann ich nicht sehen, was es ihn überhaupt angeht!
    Gedanke des Tages: Es ist wirklich das Allerletzte, einen Richter zum Vater zu haben.
    Charly hob die Hände, versuchte sich an einem Lächeln, was jedoch nicht funktionierte, und sagte schließlich: “Hi.”
    “Lieber Herr Jesus … lieber Herr Jesus …” Der Frau kullerten die Tränen über die Wangen.
    Gleich würde sie auch anfangen zu weinen. In dem verzweifelten Versuch, dies zu verhindern, lachte Charly auf und sagte mit bebender Stimme: “Ja, ich bin es, Tante Dobie. Ich bin’s, Charlene. Wie geht es dir?”
    Eine Hand hob sich langsam, um Charlys Wange zu berühren. “Charlene Elizabeth … bist du das?”
    Dann holte dieselbe Hand aus und versetzte ihr einen harten Klaps auf den Arm. “Das bist du wirklich! Böses,
böses
Mädchen! Nie angerufen, nie geschrieben … ich dachte, du bist
tot
.”
    Zitternd vor Erleichterung rieb Charly sich den Arm und sagte: “Aua!”
    Zum Ausgleich gab Tante Dobie ihr noch einen Klaps auf den anderen Arm. “Ich dachte, du bist tot, und hier bist du. Komm her und lass dich anschauen. Oh, gepriesen sei der Herrgott, gepriesen sei Jesus Christus. Mein Baby ist nach Hause gekommen. Mein Baby ist wieder nach Hause gekommen.”
    Einen Moment später fand sich Charly von liebenden Armen umfangen, vertrauten Armen, und eingehüllt in vertraute Gerüche – nach Kernseife und Wäschestärke, Fichtennadelöl, starkem Kaffee mit einem Schuss, nur einem kleinen Schuss Bourbon –, und mit diesen Gerüchen kamen all die alten Erinnerungen an die Zeit und den Ort zurück, die damit verknüpft waren. Plötzlich war sie wieder ein Kind, das Trost und Zuflucht suchte in diesen starken Armen, während sie innerlich vor Angst erbebte.
    Obwohl sie natürlich schon seit über zwanzig Jahren kein Kind mehr war. Und nicht einmal Dobrina Ralston, die einzige Mutter, die sie je gehabt hatte, würde ihr bei dem, was jetzt auf sie zukam, helfen können.
    “Tante Dobie”, begann sie, “ist er … ist mein …?” Aber ihre Stimme verriet sie. Wild entschlossen, ihre Fassung wiederzufinden, straffte sie die Schultern und nahm einen neuen Anlauf: “Ist er hier?”
    “Ja, das ist er”, sagte Dobrina leise und wischte sich das Gesicht mit der großen Schürze ab. Solche Schürzen hatte sie getragen, solange sich Charly erinnern konnte. “Komm rein, Kind. Komm rein.”
    Dobrina hielt Charly am Arm fest, als sie ins Haus zurückging, als ob sie befürchtete, dass diese sich auf dem Absatz umdrehen und wieder für zwanzig Jahre verschwinden könnte. Nachdem sie die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, tauchte sie ihre Hand in ihre Schürzentasche und zog ein
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