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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Autoren: Christoph Kappel
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bereit oder fähig, kommen sie erst auf unsere »Rote Liste« der vom Aussterben bedrohten Tierarten und sterben dann über kurz oder lang aus. Ein aktuelles Opfer der Klimaerwärmung ist das große Raubtier Eisbär, dem der Boden unter den Tatzen wegschmilzt.
    Es werden sich wieder neue Tierarten entwickeln, die den herrschenden Umständen besser angepasst sind. Wie damals bei den Dinosauriern, die vor einigen Millionen Jahren den Chefsessel auf unserem Planeten innehatten. Die Riesen konnten sich an die veränderten Bedingungen in der Kreidezeit nicht schnell genug anpassen und wurden von den Säugetieren abgelöst, die die Gunst der Stunde genutzt haben und sich erfolgreich entwickeln konnten. Vor allem der Mensch wurde zum Sieger, durch sein Gehirn, diesen großen, flexiblen und hochkomplexen Speicher, und sein stetiges Streben nach mehr. Ausgestattet mit einer sich unaufhaltsam entwickelnden Intelligenz gelangte er ganz nach oben, und da ist die Luft bekanntlich sehr dünn. Um sich dort zu halten, bedarf es eines
ungleich größeren Einsatzes als auf dem Weg dorthin und einer Extraportion strategischen Denkens. Wir liegen vollkommen richtig, wenn wir aktiver denn je bemüht sind, unseren Lebensraum so gut es geht zu erhalten. Das bedarf sehr großer Anstrengungen, und nicht alle sind dazu bereit, sich hier wirklich so richtig einzubringen. Der Erfolg steht in den Sternen. Es ist heute notwendig, strategisch richtige Entscheidungen zu treffen, um uns, die Spezies Mensch, nicht ins Aus zu spielen, und nicht zuletzt auch, um unser Leben weiterhin lebenswert zu erhalten.
    Instinkt sticht Technik
    Mit den sensationellen Fähigkeiten, die wir dem Computer eingehaucht haben, wird er uns in vielen Bereichen überholen und bald mehr, als uns vielleicht lieb ist, besser machen als wir. Das aber ist kein Horrorszenario – wenn wir uns auf das besinnen, was uns stärker macht. Wir haben ein Talent, das wir diesem »Besserwisser« aus Blech und Drähten voraushaben: unseren Instinkt, das Wesentliche unseres Daseins, ein Urwissen, verankert in unserem Genmaterial. Genau darauf sollten wir uns konzentrieren, das ist unsere Überlebensstrategie. Und die lernen wir beim genauen Beobachten der Tiere wieder einzusetzen.
    Immer wieder erstaunt es mich, wie selbstverständlich die Tiere beim Film ihre Umgebung wahrnehmen. Sie denken nicht, nein, sie hören, sie fühlen, sie riechen, sie sehen, sie haben Antennen, die wir Menschen schon lange eingefahren haben. Es wird Zeit, dass wir sie wieder einsetzen. Denn besitzen tun wir sie – natürlich! Wir essen nicht regelmäßig, nur weil wir als Säugling von unserer Mutter die Brust oder die Flasche bekommen haben. Wir haben nicht Sex, weil wir in der »Bravo« oder im »Playboy« darüber gelesen haben. Wir
suchen nicht den sozialen Kontakt zu unseren Mitmenschen, weil wir im Alter von drei Jahren in den Kindergarten gesteckt wurden. Diese und alle anderen Grundbedürfnisse entstehen durch einen automatischen Antrieb aus unserem Inneren – einen Naturtrieb. Genauso automatisch, wie wir atmen und blinzeln. Reflex und Instinkt.
    Wenn wir instinktiv handeln, haben wir die Kontrolle durch den Verstand ausgeschaltet. Umgangssprachlich reden wir zum Beispiel davon, ein »sicheres Gefühl« zu haben – und das trifft den Nagel auf den Kopf. Wobei statt dem Kopf hier eher der Bauch gefragt ist. Wir werden wesentlich von unseren angeborenen Instinkten durchs Leben geleitet, auch wenn wir als Menschen bei allerlei Abzweigungen individuelle Entscheidungsmöglichkeiten haben. Der grobe Plan jedoch ist vorprogrammiert. Er ist vergleichbar mit unserem Schulsystem, das zu durchlaufen vorgegeben ist. Immer wieder haben wir jedoch die Möglichkeit, individuell einzugreifen: Wir können eine Klasse überspringen, eine wiederholen, Fremdsprachen abwählen oder dazunehmen, wir können uns für den naturwissenschaftlichen oder den wirtschaftlichen Zweig entscheiden. Durch die gesellschaftliche Erziehung unterdrückt der Mensch seine Instinkte. Oberflächlich betrachtet kann man sie in der Tat wegdrücken, aber verleugnen lassen sie sich nicht. Anstatt zu beißen, sperren wir eben unser Konto. Missachten wir unsere Instinkte, übergehen wir die Überlebensstrategien unserer Spezies und verleugnen damit unsere Wurzeln. Dabei täte es uns im Kleinen wie im Großen sehr gut, »das Tier in uns« wieder zum Leben zu erwecken. Instinktverhalten – auch für uns eine verlässliche Größe.
    Die
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