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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Autoren: Christoph Kappel
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Wahrnehmung
    Beim Thema Wahrnehmung geht es letztlich nicht nur um äußere Fähigkeiten, sondern um tiefer liegende Fragen: Sind wir mutig genug, mit dem, was wir sehen, sinnvoll umzugehen? Wie klar sind wir, wie bereit, unsere Umgebung, unsere Tiere, die Ereignisse, das Verhalten anderer und nicht zu vergessen uns selbst im Sinne des Wortes wahrzunehmen? Wir können Ist-Situationen genau auf die Art und Weise wahrnehmen, die uns am besten in den Kram passt, aber das muss nicht zwingend etwas mit der Realität zu tun haben.
    Unser Handeln orientiert sich nicht daran, wie die Welt ist, sondern daran, wie wir sie sehen. Je präziser unsere Wahrnehmung, desto besser ist die Basis für ein erfolgreiches Handeln und eine instinktiv richtige Lebensweise. Eine unvollständige oder verzerrte Wahrnehmung führt fast zwangsläufig zu ungeeignetem Handeln. Gerade im Wahrnehmen von Gefahren und bedrohlichen Veränderungen in unserem Umfeld, ob sie nun zwischenmenschlicher oder urgewaltiger Natur sind, kann es entscheidend sein, ungefiltert das zu erfassen, was ist. Instinktiv goldrichtig.
    Fest installiertes Frühwarnsystem
    Ein heißer Sommertag, es ist windstill, kein Laut ist zu hören, nicht einmal die Vögel zwitschern, während Sie in der Sonne die Wäsche Stück für Stück auf die Leine hängen. Sie ahnen gar nicht, dass Sie in wenigen Momenten zuungunsten Ihrer Frisur genau diese Wäsche vor dem losbrechenden Gewitter retten werden und sich dabei denken: Wieso hab ich die überhaupt noch rausgehängt? Nun, weil Ihre Instinkte schliefen. Die Vögel hatten schon längst wahrgenommen, dass es bald vorbei ist mit dem strahlenden Sommertag, sie müssen nämlich Sorge
tragen, einen trockenen und sicheren Unterschlupf zu finden. Eine Früherkennung der Wetterlage finden wir heute nur noch bei Naturvölkern und in unseren Breitengraden bei den immer weniger werdenden Bauern, denen es sonst im wahrsten Sinne des Wortes die Ernte verhagelt oder das trockene Heu in unbrauchbare Bündel verwandelt. Es steht also fest: Wir Menschen können in einem gewissen Rahmen Naturereignisse vorhersagen. Wir sind mit denselben Instinkten ausgestattet wie die Tiere. Warum aber sind sie bei uns nicht geschärft, sondern dämmern ungenutzt vor sich hin? In unserer Komfortzone an der Spitze der Nahrungskette ist uns nicht mehr wirklich bewusst, dass jede Entscheidung, die wir treffen, unser komplettes Leben beeinflusst. Weichen, die wir stellen, Wege, die wir einschlagen, Türen, die wir für immer zuschlagen. Alles beeinflusst die nächsten Schritte. Würde bei uns der Kampf ums Überleben im Vordergrund stehen, hätten wir eine deutlich klarere Wahrnehmung des wirklich Wichtigen in unserem Leben.
    Wenn man den Medien glauben darf, ist das wirklich Wichtige meist etwas, das sich tatsächlich weitab vom Instinktiven abspielt: Große Investmentbanken verabschieden sich, die Weltwirtschaft gerät einmal mehr ins Wanken, eine Inflation droht uns zu Papiermilliardären zu machen, ein ganzer Staat gerät in die Insolvenz … Konstant aber sind die Gesetze der Natur. Wie sehr sie uns bestimmen, wird uns in Zeiten wie diesen zunehmend bewusst. Ob wir nun wollen oder nicht, wir können Hochwasser, Erdbeben und Vulkanausbrüche nicht verhindern. Sie fordern viele Opfer – und das Leben geht weiter. Erstaunlich ist doch, dass solche Katastrophen immer auch einen Neuanfang möglich machen. Die Natur hat ihre Ordnung, die Fruchtbarkeit auf der Erde, die unglaubliche Vielfalt der Arten, all das geht bei diesen Katastrophen nie verloren. Das Natürliche regeneriert sich immer wieder auf scheinbar wundersame Weise.

    Auf diesem Fundament steht auch unser Leben, wir teilen es mit den Tieren. Auch wenn wir Menschen das nicht immer klar vor Augen haben, das Wesentliche ist das Leben. Unser Leben, das Leben an sich. Die vielen, oft unwichtigen Nebenschauplätze unseres Alltags behindern nur unseren Blick darauf.
    Um dieses Leben zu schützen, hat uns die Natur Instinkte mitgegeben. Nutzen können wir sie kaum noch. Oder wie war das im Dezember 2004 in Südostasien? Tsunamis und vergleichbaren Naturkatastrophen sind wir ausgeliefert, solange wir nicht genau hinsehen und aufmerksam beobachten. Es war Weihnachten, Touristen aus aller Welt befanden sich an den Stränden und genossen die Sonne, als am 26. Dezember eine der schlimmsten Tsunami-Katastrophen ihren Lauf nahm. Zunächst zog sich das Meer ungewohnt rasch zurück, die unterschiedlichsten Tiere, ob wild oder
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