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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Autoren: Christoph Kappel
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domestiziert, flüchteten sofort vom Ufer weg in die Berge. Schon einige Zeit vor Eintreffen der Tsunami-Welle wurden auffallend kreischende Vögel beobachtet, Elefanten weigerten sich, ihre normale Arbeit zu erledigen, und versuchten landeinwärts zu flüchten. Sie spürten instinktiv, dass bald eine Todeswelle heranrollen würde, der niemand entkommen konnte, sobald er in ihren Sog geriet. Nahezu kein Tier fiel diesem Tsunami zum Opfer, während etwa 230 000 Menschen bei dieser Naturkatastrophe den Tod fanden.
    Auch zahlreiche indigene Völker, die auf den Inselgruppen im Indischen Ozean leben, haben diese Katastrophe interessanterweise unbeschadet überstanden. Ihre Inseln wurden besonders stark von der Flutwelle heimgesucht, da sie nahezu auf Meeresspiegelhöhe liegen. Die Ureinwohner aber konnten aufgrund ihrer traditionellen Naturverbundenheit das Warnsystem und das daraus resultierende Verhalten der Tiere wahrnehmen und richtig interpretieren. Sie flohen ebenfalls auf kleine Hügel im Landesinneren.

    Ist hingegen der Mensch für eine Katastrophe verantwortlich, haben auch die Tiere keine Chance. Ölkonzerne bohren in der Tiefsee, ohne einen Plan für den Fall zu haben, dass die Bohrinsel explodiert. Wie sollten Pelikane, die zauberhaften Meeresschildkröten, die Seeschwalben, Möwen und die unendlich vielen Fische das erahnen? Sie empfangen kein SOS-Signal der Natur, das ihnen verrät, dass der Countdown läuft, dass die Koffer gepackt und eingecheckt sein sollten. Sie sitzen ohne Vorwarnung in der Falle, kein Windhauch hat ihnen erzählt, dass sich von einer Sekunde zur anderen Tonnen von Öl in ihr Zuhause ergießen. Instinkt kann dennoch auch hier ansetzen: und zwar unserer. In dem Maße, in dem wir uns wieder mit der Natur in uns anfreunden, werden wir auch dafür Sorge tragen, die Natur um uns her zu achten und wahrzunehmen. Nicht, weil das so romantisch ist. Sondern als ein Gebot der Natur, dem wir instinktiv folgen, um unser Weiterleben zu sichern.

Ein Leben unter Tempolimit
    Während der Zeit, in der ich dieses Buch schrieb, waren meine Tiere diejenigen, die mich durch diesen hoch spannenden, aber auch unglaublich aufreibenden Prozess getragen haben. Sie haben mich zur Erkenntnis gelotst, mein ganzes Wissen, das ich von Kindesbeinen an sammeln konnte und immer instinktiv angewandt habe, in mein Bewusstsein zu führen. Es wurde von einem Bauchgefühl in eine rationale Erkenntnis gewandelt. Deshalb hatte ich in der Vergangenheit in Interviews und Fernsehsendungen auf jede Frage eine sichere Antwort. Auch wenn ich mich als Autodidakt bezeichne, weiß ich doch genau, dass die Tiere meine Lehrmeister sind. Denn sie bleiben sich immer treu. Ihnen habe ich alles zu verdanken, meine Liebe zum Leben, meine Bereitschaft, Konflikte auszutragen, meine Umgebung
kristallklar wahrzunehmen, und nicht zuletzt die ungebändigte Lust, Vertrauen zu schenken. Mein Handeln ist meist fokussiert und ich lebe sehr gern in der Gegenwart. Auch heute noch, viele Jahre nach dem tragischen Unfall meiner Schwester, sind das Wichtigste in meinem Leben die Tiere. Sie gehören zu meiner Familie, sie sind und bleiben meine Familie, und sie sind der Inhalt meines Lebens und meines Berufes.
    Wir Menschen können und wir wollen nicht ohne Tiere leben und werden es nie tun. Als Tierliebhaber nicht, aber auch nicht als Konsumenten von Tierprodukten. Für unser Leben und für ein Miteinander in der Zukunft sollten wir nun neue Wege einschlagen. Der angemessene Platz für die Wildtiere, Haustiere und Nutztiere in unserer Gesellschaft muss ihren wahren Bedürfnissen angepasst werden, die wir nur auf der Ebene der Tiere erkennen können. Während wir ein Gefühl dafür entwickeln, welche ursprünglichen Fähigkeiten, die wir mit den Tieren gemeinsam haben, in uns stecken, werden wir wieder zu einem Teil der Natur.
    Die Zeit, die Sie sich nehmen, Tiere und ihre Lebensräume wahrzunehmen und aufmerksam zu beobachten, bringt Sie auch ein Stück weg vom hektischen Alltag. In diesen ruhigen Momenten machen Sie Ferien, jeden Tag ein kleines Stück Urlaub. Jede Jahreszeit lädt Sie zum Verweilen in das Naturbeobachtungshotel, das sogar minutenweise »Zimmer« zu vermieten hat. Im Frühling, wenn alles zu blühen beginnt, wird eine große Anzahl an Eigenheimen in Hecken, unter Dächern und auf Bäumen gebaut. Beobachten Sie die fleißigen Nestbauer, wie emsig sie damit beschäftigt sind, die Stube für die künftigen Söhne und Töchter vorzubereiten.
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