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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Autoren: Christoph Kappel
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alles entspannt auf uns zukommen zu lassen und dann aus dem Bauch heraus zu entscheiden, umso mehr Vertrauen gewinnen wir wieder in diese ganz natürliche Fähigkeit.
    Authentizität schont die Batterien
    Gehen wir einmal davon aus, dass einem Tier hundert Prozent Energie am Tag zur Verfügung stehen. Kann es diesen Vorrat frei einteilen, werden erst die Grundbedürfnisse befriedigt:
Jagen, Fressen, Schlafen. Danach wird den territorialen Bedürfnissen Beachtung geschenkt, es werden Kämpfe ausgefochten, Machtdemonstrationen unternommen, und sofort ist die Fortpflanzung das nächste Thema, das Prozente fordert. Am Ende des Tages ist alles aufgebraucht und nach einer erholsamen Nacht gibt es wieder eine neue Tagesration Energie zu verteilen.
    Auch wir Menschen haben jeden Tag unsere persönlichen hundert Prozent Energie auf unserem Zähler und jede Menge Aufgaben, die es zu bewältigen gilt. Solange wir das wie die Tiere machen und unserer Umgebung klar signalisieren, was wir wollen, solange unser Handeln authentisch ist, kommen wir mit unseren hundert Prozent sehr gut aus. Doch jede Unklarheit, jede Lüge, jeder Authentizitätsverlust kostet uns wertvolle Energie. Im Gegensatz zu den Tieren verschwenden wir nachlässig unsere Energie durch Unklarheiten, Ziellosigkeit, Zerstreuung und haben dadurch nicht mehr genug Energie zur Verfügung, um unsere Aufgaben im täglichen Alltag zu bewältigen. Wir geraten in Konflikte und strudeln immer tiefer in ein Ungleichgewicht von Soll und Haben. Mit jedem Tag ohne ausreichend Energie fehlt uns mehr Klarheit, den Ausweg zu erkennen. In der Tierwelt würde so ein Verhalten unbarmherzig mit dem Tod bestraft werden.
    Nun sind wir keine Tiere und haben ein völlig anders geartetes Leben zu bestreiten. Dennoch lohnt es, sich bei Tieren abzuschauen, was uns auch im menschlichen Leben zu mehr Authentizität und einem effizienteren Energieeinsatz führen kann. Je weniger Energiefresser uns anzapfen können, desto mehr Schwung und Klarheit hat unser Leben.
    Runter von der Überholspur
    Tiere helfen uns natürlich nicht nur im übertragenen Sinne, indem wir sie beobachten und uns von ihrem Verhalten inspirieren lassen können. Auch ganz direkt ist ihre Anwesenheit für uns wohltuend. Bekanntermaßen sind sie sehr gute Therapeuten. Traumatisierte oder behinderte Kinder entwickeln neue Impulse in der Therapie mit Delfinen, hyperaktive Kinder finden durch Tiere Gelassenheit und Halt im Leben, sie können ruhiger werden. Der Ausbildungsberuf Reittherapeut wird immer gefragter, denn Pferde sind in der Lage, ungeahnte Impulse für Verhaltensänderungen beim Menschen zu geben, die selbst schwer zugängliche Patienten ansprechen. Auch Menschen, die einen Schicksalsschlag in der Familie bewältigen müssen, die vielleicht eine Erfahrung, wie ich selbst sie mit dem Unfall meiner Schwester machen musste, zu verarbeiten haben, denen schenkt das Tier, ob vierbeinig, geflügelt oder schuppig, mit seiner Konstanz und Zuverlässigkeit neues Vertrauen. Es ebnet ihnen einen Weg, nach einer schweren Zeit wieder zu sich selbst zu finden.
    Ich beobachte oft, wie Regisseure und Schauspieler, die unter hohem Leistungsdruck stehen, am Set Kontakt mit meinen Tieren aufnehmen und dadurch wieder auf den berühmten Boden der Tatsachen gelangen. Bei den Dreharbeiten zu »Das Tier in mir« habe ich hautnah erlebt, wie die prominenten Mitstreiter, die ständig unter Strom stehen, sich im Umgang mit den Tieren entspannen, wie sie der Kontakt zum Tier von der Überholspur ihres aufregenden Lebens, zumindest für die Dauer der Aufnahmen, auf die Standspur des Wesentlichen bringt.
    Für mich bedeutet es im wahrsten Sinne des Wortes alles, wenn ich nach getaner Arbeit, nach der letzten Klappe eines aufregenden Drehtages, meine Tiere füttere, mich um sie kümmere
oder auf einer Lichtung draußen in der Natur sitze und plötzlich ein Reh vor mir entdecke. Das ist der Moment, in dem die Zeit für mich stehen bleibt.

Instinktiv goldrichtig
    Teil der Natur zu sein, das hört sich für moderne Menschen oftmals recht abstrakt an. Weit haben wir uns im Zeitalter der Hochtechnologisierung von unseren Wurzeln entfernt. Wir haben uns erfolgreich an die Spitze der Nahrungskette gesetzt und unsere Macht so weit ausgebaut, dass das Überleben aller Tiere dieser Erde davon abhängig ist, ob sie sich an unsere Spielregeln halten, sich uns anpassen und untergeordnet den Lebensraum, das Wohnzimmer Erde mit uns teilen. Sind sie dazu nicht
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