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Komm mit mir nach Caracas

Komm mit mir nach Caracas

Titel: Komm mit mir nach Caracas
Autoren: Lynne Graham
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1. KAPITEL
    Raul Zaforteza nahm ein großes Hochglanzfoto aus der Dokumentenmappe. „Das ist Polly Johnson. In sechs Wochen wird sie mein Kind zur Welt bringen. Ich muss sie vorher finden."
    Da er eine Blondine mit dem Gesicht und der Figur eines Supermodels erwartet hatte, war Digby beunruhigt, als er die zierliche Frau mit langem dunkelbraunem Haar, seelenvollen blauen Augen und einem unglaublich süßen Lächeln sah. Sie wirkte so jung und gesund, dass er sie sich beim besten Willen nicht als Leihmutter vorstellen konnte.
    Als Rechtsanwalt in einer renommierten Londoner Kanzlei hatte er, Digby Carson, einige sehr schwierige Fälle gehabt. Doch das hier war neu für ihn: eine Leihmutter auf der Flucht, die entschlossen war, das Baby zu behalten. Mutlos betrachtete er seinen Klienten.
    Raul Zaforteza hatte mit Gold-und Diamantminen ein Vermögen gemacht. Er war ein brillanter Geschäftsmann, ein legendärer Polospieler und - den Klatschkolumnen zufolge - ein notorischer Frauenheld. Mit seinen einsneunzig, dem muskulösen Körperbau eines Athleten und dem aufbrausenden Temperament war er eine Furcht einflößende Erscheinung, selbst für ihn, Digby, der ihn schon als Kind gekannt hatte.
    „Soweit ich weiß, hat mein Anwalt in New York dich bereits über die Situation informiert", erklärte Raul ungeduldig.
    „Er sagte, es wäre zu vertraulich, als dass er am Telefon darüber sprechen könnte", räumte Digby ein, der wesentlich älter war als Raul. „Wie, in aller Welt, bist du bloß auf so eine Idee gekommen?"
    „Por Dios ... Du weißt doch, wie ich aufgewachsen bin", konterte Raul.
    Digby wirkte, als wäre ihm unbehaglich. Als ehemaliger Mitarbeiter von Rauls mittlerweile verstorbenem Vater wusste er, dass Raul keine schöne Kindheit gehabt hatte.
    Raul atmete scharf aus. „Ich habe schon vor langer Zeit beschlossen, niemals zu heiraten. Keine Frau soll so viel Macht über mich und vor allem nicht über ein etwaiges gemeinsames Kind besitzen. Aber ich habe Kinder schon immer gemocht..."
    „Ja ..."
    „Viele Ehen werden irgendwann geschieden, und normalerweise werden die Kinder der Frau zugesprochen", erinnerte Raul ihn zynisch. „Daher erschien mir die Idee mit der Leihmutter als die praktischste Lösung. Es war keine impulsive Entscheidung, Digby, und ich habe keine Mühe gescheut, um sicherzugehen, dass ich eine geeignete Mutter für mein Kind finde."
    „Geeignet?" wiederholte Digby, denn er wollte gern wissen, was Raul mit seiner Vorliebe für mondäne Blondinen darunter verstand.
    „Als mein Anwalt in New York per Annonce eine Leihmutter gesucht hat, sind haufenweise Bewerbungen in der Kanzlei eingegangen. Ich habe einen Arzt und einen Psychologen beauftragt, die viel versprechendsten Kandidatinnen einer Reihe von Tests zu unterziehen, aber die endgültige Auswahl habe natürlich ich getroffen."
    Stirnrunzelnd betrachtete Digby das Foto. „Wie alt ist sie?"
    „Einundzwanzig."
    „Und sie war die einzige geeignete Kandidatin?"
    Raul verspannte sich. „Der Psychologe hatte einige Vorbehalte, aber Polly verkörperte all das, was ich mir bei der Mutter meines Kindes wünschte. Sicher, sie war jung und idealistisch, aber ihr Beweggrund war nicht Geldgier, sondern der Wunsch, ihrer kranken Mutter eine Operation zu finanzieren."
    „Ich frage mich, ob sie sich unter den Voraussetzungen darüber im Klaren war, worauf sie sich einlässt", bemerkte Digby.
    „Das ist jetzt müßig, denn sie erwartet ein Kind von mir", meinte Raul trocken.
    „Aber ich werde sie bald finden. Ich weiß, dass sie vor zwei Monaten im Haus ihrer Patentante in Surrey war. Nur bevor ich sie finde, muss ich wissen, was für Rechte ich in diesem Land habe."
    Digby wollte ihm die schlechten Neuigkeiten erst mitteilen, wenn er alle Fakten kannte. Wenn sich eine Leihmutter in England entschied, das Kind zu behalten, würde kein Richter es ihr wegnehmen.
    „Erzähl mir den Rest der Geschichte", bat er.
    Während er sprach, blickte Raul starr aus dem Fenster und dachte dabei daran, wie er Polly Johnson das erste Mal gesehen hatte, und zwar durch den Spionspiegel in der Kanzlei in New York. Sie hatte ihn an eine Porzellanpuppe erinnert.
    Sie war ehrlich und couragiert - und so nett. Diese Eigenschaft hatte er noch nie bei einer Frau gesucht, und doch erschien sie ihm äußerst wünschenswert.
    Und je länger er Polly beobachtete, desto mehr erfuhr er über sie, und desto mehr wünschte er sich, sie persönlich kennen zu lernen, damit er
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