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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)
Autoren: Reinhard Pelte
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knapp, aber um so wünschenswerter. Ihn überfiel eine leise Wut.
    Er verharrte nicht lange, startete den Motor und fuhr zurück auf die N 125. Die Straße führte ihn über Lagos und Portimao nach Lagoa, wo er, aus dem Kreisel kommend, nach Carvoeiro abbog. In der engen Bucht des Fischerdorfes setzte er sich in ein Café oberhalb des schmalen Strandes. Die bunten Fischerboote auf dem glatten Sand kamen ihm vor wie gestrandete Träume von einer fernen, fröhlichen Welt.
    »Desculpe, minha menina bonita. Uma bica de Maceira, faça favor!«, bestellte er bei der hübschen Bedienung.
    »Nao faz mal, Senhor, a seu servico.«
    Sie kannte ihn entfernt von einsamen Wintervormittagen. Als sie die dickwandige kleine Tasse und das bauchige Glas vor ihn auf den Tisch gestellt hatte, bedankte er sich artig.
    »Obrigadinha.«
    »De nada, senhor.« Sie lächelte ihn an und zog sich zurück. Der stark gebrannte Kaffee tat ihm gut und der Weinbrand wärmte seinen Magen.
    Er musste sich etwas einfallen lassen. Maria war noch im Haus. Morgen würden nebenan die deutschen Urlauber einziehen. Je länger er die Kleine bei sich behielt, desto schwieriger würde es werden. Dennoch, die Eltern des toten Mädchens hatten Schwachpunkte. Sie machten sich auf eine Art angreifbar, die ihm ein stilles Grinsen aufs Gesicht zauberte. Die Minuten verrannen. Er genoss den Kaffee. Der Alkohol beruhigte ihn. Dann fasste er einen Entschluss.
    »A conta, faca favor.«
    Als er die Rechnung bezahlte, lächelte er die hübsche Bedienung an. Sein Lächeln brachte sie aus dem Konzept. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. War das Lächeln nun jungenhaft oder fies?
    »Até logo«, verabschiedete sie sich schüchtern.
    »Boa tarde, minha menina.«
    Tiny erhob sich aus seinem Stuhl und verließ das Café.

Die Reise
     
    Jung hatte keine Lust, mit dem eigenen Auto zum Flughafen zu fahren. Die Prozedur, das Auto in den entlegenen Parkhäusern unterzustellen, war lästig und kostete Zeit. Die Gebühren waren so hoch, dass es ihn Überwindung kostete, sie ohne Not in Kauf nehmen zu müssen. Der Airport-Zubringer von Flensburg war nicht wesentlich teurer und vor allem viel bequemer. Der Fahrer war ein Profi. Er lieferte sie am richtigen Terminal rechtzeitig ab und sammelte sie nach Reiseende am richtigen Terminal pünktlich wieder ein.
    Diesmal hatte Jung einen Sammeltransporter abgelehnt und eine Limousine für sie allein gebucht. In der Vergangenheit hatten die Sammeltransporte für unliebsame Überraschungen gesorgt. Sie gewannen auch Zeit, die sonst beim Einsammeln der Mitfahrer verloren ging. Dennoch mussten sie früh raus. Der Flieger ging kurz nach acht Uhr.
     
    *
     
    »Wann kommt er?«, rief Svenja aus dem ersten Stock herunter.
    Jung stand in der Küche und trank seinen Mineral- und Vitamincocktail, der – laut Beipackzettel – nur auf nüchternen Magen seine optimale Wirkung entfaltete. Jung war früh aufgestanden. Zudem wartete er auf den Fahrer, der sie nach Fuhlsbüttel bringen sollte.
    »Um vier Uhr!«, rief er zurück.
    »Warum so früh? Das ist doch ’ne Scheißzeit. Ich muss noch meine Haare föhnen.«
    »Sicherheitskontrollen. Zwei Stunden vorher ist Check-in.«
    »Trotzdem, Scheißflieger.«
    Svenja gefiel sich gelegentlich darin, eine deftige Sprache zu führen. Seit sie die TV-Serie Sopranos, die im Mafiamilieu spielte, für sich entdeckt und alle Staffeln angesehen hatte, kam das immer öfter vor. Wer sie so reden hörte, konnte leicht einen falschen Eindruck von ihr bekommen. Jung schätzte an seiner Frau eher das Gegenteil von Grobheit und Vulgarität. Aber wenn sie einen Grund zu haben glaubte, verfiel sie gern in die Sprache der Sopranos. Und die Gründe schienen immer mehr zu werden. Das fängt ja gut an, dachte Jung.
    Der Fahrer kam pünktlich. Er verstaute das Gepäck im Wagen und fasste sich in Geduld und Freundlichkeit, bis Svenja sich von ihrem Föhn losgerissen hatte und reisefertig war.
    Sie waren spät dran. Als sie von der Südumgehung Flensburgs auf die A 7 nach Hamburg einbogen, versuchte der Fahrer seinen weiblichen Passagier zu beschwichtigen. »Das holen wir locker wieder raus, junge Frau.«
    Jung wusste, wie sehr seine Frau die Raserei auf der Autobahn hasste. Auch für die ungehobelte Kumpelhaftigkeit des Fahrers ging ihr jeder Sinn ab. Er sah seine Frau kurz aus den Augenwinkeln an und schwieg.
    »Muss das denn sein, so früh am Flughafen? Das ist doch abartig.«
    »Recht haben Sie, junge Frau. Die Procedures
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