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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)
Autoren: Reinhard Pelte
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nahm die Schürze ab und setzte sich wieder zu ihm aufs Sofa.
    »Wie kommen die dazu, ein solches Aufheben zu machen? Was sind das für Eltern? Wie müssen die denn drauf sein, dass sie das zulassen?«
    »Ich glaube eher, dass sie die Antreiber sind. Sieh doch mal die Frau. Die legt da einen Profi-Auftritt hin, als machte sie das jeden Tag.«
    »Was ist die von Beruf?«
    »Das ist noch nicht gesagt worden.«
    »Und ihr Mann? Sieht etwas blass und weggetreten aus. Die Frau hat die Hosen an.«
    »Dein Scharfblick in allen Ehren. Aber du könntest dich täuschen. Sie haben Angst um ihre Tochter, sind erschrocken. Vielleicht steht der Mann unter Schock?«
    »Gerade deswegen. Da kommen ihre wahren Macken erst richtig zum Vorschein. Das ist ’ne Zicke mit großer Klappe, glaub mir.«
    Jung war geneigt, seiner Frau zuzustimmen. Welche Qualitäten mussten vorliegen, um die Medien auf diese Weise für sich einzuspannen? Der Mann machte nicht den Eindruck, als sei er ein überzeugter Verfechter der eigenen Sache. Die Frau stand unerschrocken vor einem Wald von Mikrofonen. Die Bühne war zugestellt von Medienleuten. Die Szene wirkte hektisch und aufgeregt, wie auf dem Empfang eines Mitgliedes der Royal Family im Ausland.
    Sie hörten gespannt dem Bericht zu und vergaßen für den Augenblick das Interesse an ihrem Urlaubsziel. Das verschwundene Mädchen war drei Jahre alt und abends von ihrer Mutter zu Bett gebracht worden. Die Eltern gingen anschließend in ein nahe gelegenes Restaurant zum Dinner. Als sie später in ihre Ferienwohnung zurückkamen und nach dem Kind sehen wollten, lag es nicht mehr in seinem Bett. Die Wohnung sah genauso aus, wie sie sie verlassen hatten. Die Eltern dachten an nichts Schlimmes, als sie die Terrassentür offen fanden. Sie vermuteten ihre Tochter irgendwo draußen, in der Ferienanlage. Sie schilderten sie als lebhaftes und eigenwilliges Kind. Zu diesem Zeitpunkt sahen sie keine Notwendigkeit, fremde Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Deshalb machten sie sich allein auf die Suche nach ihr. Ihre Suche blieb erfolglos. Je länger sie dauerte, desto unruhiger wurden sie. Nach Mitternacht schalteten sie schließlich die örtliche Polizei ein.
    Die Polizei stellte einen Suchtrupp zusammen und durchkämmte das Gelände. Es war inzwischen hell geworden. Auch die Bemühungen der Polizei blieben erfolglos.
    Bald begannen die Eltern, die Polizisten zu drängen, Maßnahmen einzuleiten, die bei einer Kindesentführung zu ergreifen sind. Die Polizei hielt entsprechende Schritte zurück, weil sie keine Hinweise auf eine Entführung gefunden hatte. Ein Entführer hatte sich auch nicht gemeldet.
    Daraufhin informierten die Eltern die Presse. Sie baten die Journalisten zu einer improvisierten Pressekonferenz. Die Medienvertreter waren ihrer Einladung gern und zahlreich gefolgt. Vor laufenden Kameras bezichtigte die Mutter die Polizei, unqualifiziert und untätig zu sein.
    Jung empfand das Auftreten des Paares, besonders das Auftreten der Frau, überheblich und unklug. Anstatt sich zu bemühen, die Polizeiarbeit zu unterstützen, kritisierte sie die Portugiesen hochnäsig und immer arroganter, je länger sie vor den Medien stand.
    »Was macht die wohl beruflich?«, fragte Svenja noch einmal.
    »Das kriegen wir sicher gleich zu hören. Was glaubst du, wenn du sie so reden hörst?«
    »Ich finde, sie verhält sich abartig, jedenfalls nicht wie eine besorgte Mutter. Sie ist irgendetwas Intellektuelles, vermute ich mal. Könnte selbst eine von diesen Medienmonstern sein.«
    In Jungs Lachen war der Sarkasmus nicht zu überhören.
    »Hör mal, jetzt kommt’s!«, rief er und legte den Zeigefinger an die Lippen. »Sie sind beide Ärzte. Das macht sie nicht sympathischer.«
    »Nee, weiß Gott nicht. Auch noch Knete in der Tasche.«
    »Die Ferienanlage sieht allerdings lange nicht so teuer aus wie unser Haus in Carvoeiro.«
    »Schon wahr, unser Haus ist viel schöner. Zum Glück. Gut möglich, dass die nicht deine Kontakte haben. Wo liegt Praia da Luz eigentlich? Hoffentlich weit weg von Carvoeiro.«
    »Es liegt weit genug weg. Der Rummel wird uns nicht belästigen. Ich habe genug gesehen«, seufzte Jung.
    »Ich auch. Mach aus, es reicht. Hoffentlich bricht nicht der Kriminalist in dir durch, wenn wir da unten sind.«
    »Wir sagen nichts, zu wem auch immer. Versprochen?«
    »Versprochen.« Svenja drückte ihrem Mann einen Kuss auf die Wange und stand auf. »Der Salat ist fertig. Kommst du?«

Der Entschluss
     
    Er hatte
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