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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt
Autoren: Joan D. Vinge
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getrunken hatte.
    »Bei den Göttern«, sagte Reede und blickte sie der Reihe nach an. Er spürte, wie es in seinem Gesicht arbeitete. »Wo, zum Henker, seid ihr gewesen?«
    Sie hatten im Gefängnis gehockt, bis PalaThion zur Polizeikommandantin ernannt wurde und sie freiließ. Seitdem war er ihnen kaum begegnet, und nun, wo er vor Wein und Müdigkeit halbtrunken war, konnte er sich seine Sorge um sie eingestehen.
    Niburu sah abwechselnd ihn und Ariele an. »Wir haben uns in der Stadt herumgetrieben und geholfen, die Sturmschäden zu beseitigen«, erklärte er. Vertraulich legte er den Arm um Tor Starhikers Taille. Sie faßte um seine Schultern und streichelte zärtlich seine Brust.
    Reede hob die Brauen. »Offenbar lohnt es sich doch, wenn man ein netter Mensch ist.«
    Niburu zuckte die Achseln und grinste. »Sie mag meine Kocherei.«
    Tor lächelte. »Seine Sachen sind einfach, aber herzhaft ...« Niburu wurde rot. Ananke stand hinter ihnen, trug den Quoll in einer Schlinge und lächelte still in sich hinein, ein geheimnisvoller Schatten, wie immer. »In letzter Zeit hattest du wohl nicht viel Verwendung für einen Fährmann«, meinte Niburu.
    »Das stimmt«, murmelte Reede und schaute dabei Ariele an; er berührte ihre Hand.
    »Und wie soll es weitergehen?« fragte Niburu nach kurzem Schweigen.
    »Eßt, trinkt, amüsiert euch«, schlug Reede vor.
    Niburu schüttelte den Kopf. »Ich meine, was hast du morgen vor? ... oder nächste Woche? ... oder in ein paar Monaten?«
    Reede zögerte und schaute sie alle drei an; jeder von ihnen machte eine andere Miene, dennoch war der Ausdruck irgendwie derselbe. »Wir – Ariele und ich«, er senkte den Blick, »ziehen an die Südküste. Wir wollen dort etwas finden ...« Er brach ab.
Vergessen wollten sie finden. »...
was wir verloren haben.«
    Niburu nickte – zufrieden, kam es Reede vor. »Dann brauchst du ja keinen Piloten mehr.«
    »Wohl kaum«, bestätigte Reede. »Magst du eigentlich Boote?«
    »Boote mag ich nicht«, erklärte Niburu. »Sie können untergehen. Schon damals auf Samathe konnte ich Boote nicht ausstehen, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Er denkt genauso wie ich.« Er zeigte auf Ananke.
    Reede maß die beiden mit einem eigentümlichen Blick. »Ihr wollt abhauen«, stellte er fest.
    »Jetzt hast du ja jemanden, der auf dich aufpaßt, Boss.« Niburu schmunzelte. »Uns brauchst du nicht mehr.« Er zögerte. »Wir waren eine ziemlich lange Zeit zusammen. Vielleicht wird uns allen etwas fehlen.«
    Tor sah auf ihn hinunter. »Das klingt ja, als kämst du nie wieder zurück«, sagte sie.
    »Das habe ich nicht gesagt, mein Schatz.« Breit lächelnd blickte er zu ihr auf. »Ich sage niemals nie. Wenn ich etwas von ihm gelernt habe ...« – er deutete auf Reede, und sein Lächeln wurde um eine Spur säuerlich –, »dann ist es, niemals nie zu sagen ...« Sie drückte ihm einen Kuß auf den Scheitel, und er küßte ihren entblößten Bauchnabel. Ananke verdrehte die Augen.
    Ein diffuser Schmerz übermannte Reede. Er führte ihn auf den Wein zurück und stellte das Glas auf einen Tisch. »Und wann brecht ihr auf?« fragte er, ohne die drei anzusehen.
    Eine Zeitlang blieb Niburu ihm die Antwort schuldig, wie wenn er eine andere Reaktion erwartet hätte. »Sobald alles mit der Fracht geregelt ist ... in ein paar Tagen.«
    »Dann haben wir also noch ein paar Nächte für uns?« fragte Tor und zauste ihm liebevoll das Haar.
    »Und ob«, erwiderte Niburu. »Also«, murmelte er zu Reede gewandt, »bevor wir losdüsen, kommen wir noch mal vorbei und verabschieden uns.«
    »Ich hasse Abschiede«, sagte Reede und blinzelte. »Kommt also lieber nicht.« Er wischte sich die Nase am Ärmel ab. »Muß mich wohl erkältet habe«, brummte er und hüstelte.
    »Kurier dich gut aus«, riet ihm Niburu, während er Reede halb ungläubig, halb staunend ansah.
    »Und ihr müßt gut auf euch aufpassen.« Reede streckte die Hand aus, und Niburu ergriff sie, wobei sich ihre Brandmale übereinanderlegten.
    Niburu grinste von einem Ohr zum anderen. »Jetzt, wo wir nicht mehr für dich arbeiten, dürfte uns das nicht schwerfallen.«
    Reede lachte. »Danke ...«, murmelte, und er wußte, daß Niburu ihn richtig verstand. Er streckte den Arm aus und tätschelte den Quoll, der, zufrieden wie immer, in seiner Schlinge lag. Zum erstenmal, seit er ihn auf Ondinee aus dem Brunnen gefischt hatte, streichelte er ihn. Freudig überrascht fing der Quoll an zu schnurren und sah ihn
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