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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre
Autoren: Jasper Fforde
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Goliath-Leute mich an ihnen vorbeizulotsen versuchten.
    »Was haben Sie gesagt?!«
    »Haben Sie was an den Ohren? Ich weiß nicht, wer die größere Nutte ist, Ihre Frau oder Ihre Tochter.«
    Das verfehlte seine Wirkung nicht. Mr. Mutlar lief tiefrot an und schlug mit der Faust nach mir. Ich duckte mich, und der Hieb traf einen der Goliath-Leute. Ich rannte in Richtung Parkplatz. Eine Kugel pfiff über meine Schulter; ich wich aus, trat auf die Fahrbahn und wäre beinahe von einer großen schwarzen, militärisch anmutenden Ford-Limousine überfahren worden, die mit quietschenden Reifen zum Stehen kam.
    »Steigen Sie ein!« rief der Fahrer. Ich ließ mich nicht zweimal bitten. Ich sprang hinein, und der Ford raste davon, während zwei Einschußlöcher in der Heckscheibe erschienen. Der Wagen jagte mit qualmenden Reifen um die Ecke und war bald außer Schußweite.
    »Danke«, murmelte ich. »Eine Sekunde später, und ich hätte mir die Radieschen von unten beguckt. Können Sie mich vor der SpecOps-Zentrale absetzen?«
    Der Chauffeur schwieg; zwischen ihm und mir befand sich eine Trennscheibe aus dickem Glas, und mit einem Mal beschlich mich das ungute Gefühl, womöglich vom Regen in die Traufe geraten zu sein.
    »Sie können mich irgendwo absetzen«, sagte ich. Er gab keine Antwort. Ich zog an den Türgriffen, aber die Türen waren verriegelt.
    Ich hämmerte gegen das Glas, doch er ignorierte mich; wir fuhren am SpecOps-Gebäude vorbei in Richtung Altstadt. Und das ziemlich schnell. Zweimal überfuhr er eine rote Ampel, und einmal nahm er einem Bus die Vorfahrt; ich knallte gegen die Tür, als er so rasant um eine Ecke bog, daß er beinahe mit einem Bierwagen kollidiert wäre.
    »He, halten Sie an!« schrie ich und schlug erneut gegen die Trennscheibe. Worauf der Fahrer noch mehr Gas gab und in der nächsten Kurve einen anderen Wagen schnitt.
    Ich zerrte an den Türgriffen und wollte eben mit den Absätzen gegen das Fenster treten, als der Wagen urplötzlich eine Vollbremsung machte; ich rutschte vom Sitz und klatschte wie ein nasser Sack auf den Boden. Der Chauffeur stieg aus, öffnete mir die Tür und sagte: »Bitte sehr, junges Fräulein, Sie wollen Colonel Phelps doch wohl nicht warten lassen?«
    »Colonel Phelps?« stammelte ich. Der Fahrer lächelte und grüßte zackig, als der Groschen endlich fiel. Phelps hatte versprochen, mir einen Wagen zu schicken, damit ich an der Diskussionsrunde teilnehmen konnte, und er hatte Wort gehalten.
    Ich sah hinaus. Wir standen vor dem Swindoner Rathaus, und eine riesige Menschenmenge starrte mich an.
    »Hallo, Thursday!« sagte eine vertraute Stimme.
    »Lydia?« fragte ich, überrascht vom jähen Wechsel der Ereignisse.
    Tatsächlich. Und sie war beileibe nicht die einzige Reporterin vor Ort; sechs oder sieben Kameras waren auf mich gerichtet, während ich mich aus meiner überaus mißlichen und noch dazu höchst uneleganten Lage zu befreien und auszusteigen versuchte.
    »Ich bin Lydia Startright vom Toad News Network«, sagte Lydia mit ihrer besten Reporterstimme, »und neben mir steht Thursday Next, die SpecOps-Agentin, die
Jane Eyre
gerettet hat. Zunächst einmal, Miss Next, möchte ich Ihnen zu Ihrer erfolgreichen Rekonstruktion des Romans gratulieren!«
    »Was soll das heißen?« antwortete ich. »Ich habe alles vermasselt! Ich habe Thornfield abgefackelt und den armen Mr. Rochester halb verstümmelt!«
    Miss Startright lachte. »Jüngsten Umfragen zufolge finden neunundneunzig von hundert Befragten den neuen Schluß wesentlich besser als den alten! Jane und Rochester heiraten! Ist das nicht wunderbar?«
    »Aber die Brontë-Gesellschaft …?«
    »… hat das Buch ja nicht für sich gepachtet«, sagte ein Mann im Leinenanzug, an dessen Revers eine große blaue Charlotte-Brontë-Rosette prangte.
    »Die Gesellschaft ist ein Haufen aufgeblasener Wichtigtuer.
    Gestatten, Walter Branwell, Vorsitzender der Kampfgruppe ›Brontë fürs Volk‹.«
    Er streckte mir die Hand hin und grinste energisch; einige Zuschauer klatschten Beifall. Ein regelrechtes Blitzlichtgewitter brach los, als mir ein kleines Mädchen einen Strauß Blumen überreichte und ein anderer Journalist mich fragte, was für ein
Mensch
Rochester sei. Der Chauffeur nahm mich am Arm und führte mich ins Rathaus.
    »Colonel Phelps erwartet Sie, Miss Next«, raunte er mir freundlich zu. Die Menge bildete ein Spalier, und ich kam in eine riesige, berstend volle Halle. Verwundert blinzelnd blickte ich mich um. Ein
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