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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre
Autoren: Jasper Fforde
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Köpfe drehten sich nach dem Sprecher um. Einer von Landens Freunden lachte, er hielt das Ganze für einen Scherz.
    Daisys Vater wollte sich das nicht bieten lassen. Mit Landen hatte seine Tochter einen guten Fang gemacht, und ein geschmackloser Witz durfte die Trauung nicht stören.
    »Fahren Sie fort!« befahl er mit Donnerstimme.
    Der Pfarrer blickte vom Sprecher zu Daisy und Landen und von dort weiter zu Mr. Mutlar.
    »Ich kann erst fortfahren, wenn feststeht, ob der Einspruch berechtigt ist oder nicht«, sagte er mit gequältem Gesicht; so etwas hatte er noch nie erlebt.
    Mr. Mutlars Gesicht hatte eine äußerst ungesunde tiefrote Färbung angenommen, und wäre er in seiner Nähe gewesen, hätte er den Sprecher wahrscheinlich verprügelt.
    »Was soll dieser Unfug?« brüllte er statt dessen, worauf ein Raunen durch die Bänke ging.
    »Unfug, Sir?« erwiderte der Sprecher mit klarer Stimme. »Bigamie läßt sich wohl schwerlich als Unfug bezeichnen.«
    Ich starrte Landen an, den diese Wende der Ereignisse sichtlich verwirrte. War er etwa schon verheiratet? Ich konnte es nicht fassen.
    Ich wandte mich nach dem Sprecher um, und mir stockte das Herz. Es war Mr. Briggs, der Anwalt, den ich zuletzt in der Kirche in Thornfield gesehen hatte! Plötzlich hörte ich etwas rascheln, und als ich mich umdrehte, stand Mrs. Nakijima neben mir und hob lächelnd einen Finger an die Lippen. Ich runzelte die Stirn, und der Pfarrer sprach weiter.
    »Welcher Art ist denn das Hindernis? Vielleicht läßt es sich ja beseitigen oder erklären oder irgendwie aus der Welt schaffen?«
    »Schwerlich«, lautete die Antwort. »Ich habe es unüberwindlich genannt, und ich pflege meine Worte mit Bedacht zu wählen. Es besteht schlechtweg in einer früheren Ehe.«
    Landen und Daisy sahen sich fragend an.
    »
Verdammt noch mal, wer sind Sie?
« fragte Mr. Mutlar. Er schien vor Wut beinahe platzen zu wollen.
    »Mein Name ist Briggs, ich bin Anwalt in der Dash Street zu London.«
    »Tja, Mr. Briggs, vielleicht hätten Sie die Güte, uns über Mr. Parke-Laines frühere Ehe und die Machenschaften dieses feinen Herrn ins Bild zu setzen?«
    Briggs blickte von Mr. Mutlar zu dem Paar vor dem Altar.
    »Meine Informationen betreffen nicht Mr. Parke-Laine; ich spreche von Miss Mutlar, oder, mit Ehenamen, Mrs. Daisy Posh!«
    Ein Aufschrei des Entsetzens ging durch die Gemeinde. Landen starrte Daisy an; die warf ihren Blumenkranz zu Boden. Eine der Brautjungfern fing an zu weinen, und Mr. Mutlar stürmte nach vorn und ergriff Daisys Arm.
    »Miss Mutlar heiratete Mr. Murray Posh am 20. Oktober 1981!« rief Mr. Briggs mit lauter Stimme, um den Tumult zu übertönen. »Die Trauung fand in Southwark statt! Die Ehe wurde nie geschieden!«
    Das war zuviel. Es erhob sich lauter Protest, und die Familie Mutlar eilte hastig davon. Der Pfarrer richtete ein unerhörtes Gebet an niemand bestimmten, während Landen schwerfällig auf die Bank sank, welche die Familie Mutlar gerade geräumt hatte. Von hinten schrie jemand: »Geldgeile Schlampe!«, und die Familie Mutlar rannte die Treppe hinunter, um den Beschimpfungen zu entkommen, die man in einer Kirche so noch nie vernommen hatte. Einer der Trauzeugen benutzte das Durcheinander dazu, um eine Brautjungfer zu küssen; die quittierte seine Bemühungen mit einer schallenden Ohrfeige.
    Ich lehnte mich gegen den kalten Stein der Kirchenmauer und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Obwohl ich wußte, daß es eigentlich nicht richtig war, lachte ich. Briggs zwängte sich durch die aufgebrachte Menschenmenge und lüftete höflich den Hut.
    »Guten Tag, Miss Next.«
    »Eine
wunderschönen
guten Tag, Mr. Briggs! Wie, um alles in der Welt, kommen Sie hierher?«
    »Die Rochesters haben mich geschickt.«
    »Aber ich habe das Buch doch erst vor drei Stunden verlassen!«
    Mrs. Nakijima fuhr dazwischen. »Sie haben es kaum zwölf Seiten vor Schluß verlassen. In dieser Zeit sind in Thornfield über zehn Jahre vergangen; Zeit genug, um alles
genau
zu planen!«
    »Thornfield?«
    »Ja, sie haben es wieder aufgebaut. Seit mein Mann im Ruhestand ist, bewirtschaften wir das Haus. Weder er noch ich werden im Roman erwähnt, und Mrs. Rochester ist sehr daran gelegen, daß dem auch so bleibt; ein weitaus angenehmeres Leben als in Osaka, und noch dazu viel einträglicher als die Touristikbranche.«
    Mir fehlten die Worte.
    »Mrs. Jane Rochester hat Mrs. Nakijima gebeten, mich hierherzubringen, um Sie zu unterstützen«, bemerkte Mr. Briggs.
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