Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
»Sie und Mr. Rochester wollten Ihnen helfen, wie Sie ihnen geholfen haben. Sie wünschen Ihnen Glück und Gesundheit für die Zukunft und danken Ihnen für Ihre zeitige Intervention.«
    Ich lächelte. »Wie geht es den beiden?«
    »Ausgezeichnet, Miss«, antwortete Briggs vergnügt. »Ihr Erstgeborener ist jetzt fünf; ein braver, rundum gesunder Junge, das getreue Ebenbild seines Vaters. Vergangenen Frühling hat Jane eine wunderschöne Tochter zur Welt gebracht. Sie haben sie Heien Thursday Rochester getauft.«
    Ich sah zu Landen, der am Eingang stand und seiner Tante Ethel zu erklären versuchte, was hier vor sich ging.
    »Ich muß mit ihm sprechen.«
    Ich war wieder allein. Mrs. Nakijima und der Anwalt waren nach Thornfield entschwunden, um Jane und Edward den erfolgreichen Vollzug ihrer Mission zu melden.
    Als ich näher kam, setzte sich Landen auf die Kirchentreppe, zog die Nelke aus seinem Knopfloch und schnupperte nachdenklich daran.
    »Hallo, Landen.«
    Landen blickte auf und blinzelte. »Ach«, sagte er. »Thursday. Ich hätte es mir denken können.«
    »Darf ich mich zu dir setzen?«
    »Tu dir keinen Zwang an.«
    Ich hockte mich neben ihn auf die warmen Kalksteinstufen.
    »Steckst du hinter der ganzen Sache?«
    »Nein, ausnahmsweise einmal nicht«, antwortete ich. »Ich muß gestehen, daß ich hierhergekommen bin, um die Hochzeit zu verhindern, aber dann hat mich der Mut verlassen.«
    Er sah mich an. »Warum?«
    »Warum? Na ja, weil … weil ich dachte, daß ich eine bessere Mrs. Parke-Laine abgebe als Daisy. Nehme ich an.«
    »Das
weiß
ich«, rief Landen, »und ich bin ganz deiner Meinung. Ich wollte wissen, warum dich der Mut verlassen hat. Schließlich jagst du Verbrechergenies, leistest hochriskante SpecOps-Arbeit, verstößt munter gegen so ziemlich jede Regel, um unter schwerem Artilleriesperrfeuer stehende Kameraden zu retten, und dann …«
    »Verstehe. Weiß auch nicht. Vielleicht ist es leichter, diese Entscheidungen auf Leben und Tod zu fällen, wenn es nur Schwarz und Weiß gibt. Jedenfalls komme ich damit problemlos klar. Emotionen dagegen, tja … die sind eine Grauzone, und mit Zwischentönen habe ich so meine Schwierigkeiten.«
    »In dieser Grauzone lebe ich jetzt seit zehn Jahren, Thursday.«
    »Ich weiß, und das tut mir leid. Es ist mir schwergefallen, meine Gefühle für dich mit deinem vermeintlichen Verrat an Anton zu vereinbaren. Das war wie ein emotionales Tauziehen, und ich war das kleine Tüchlein in der Mitte, zwischen den beiden Parteien, und konnte mich nicht rühren.«
    »Ich habe ihn auch geliebt, Thursday. Er war so etwas wie ein Bruder für mich. Aber irgendwann mußte ich das Seil loslassen.«
    »Ich habe auf der Krim etwas verloren«, murmelte ich, »aber ich glaube, ich habe es wiedergefunden. Meinst du, wir haben die Zeit, es noch einmal zu versuchen?«
    »In letzter Minute, was?« sagte er grinsend.
    »Nein«, erwiderte ich, »eher drei Sekunden vor zwölf!«
    Er küßte mich zärtlich auf den Mund. Es war eine warme, vertraute Empfindung, wie wenn man nach einem langen Spaziergang durch den Regen nach Hause kommt und im Kamin ein Feuer prasselt. Mir kamen die Tränen, und ich schluchzte leise in seinen Kragen, während er mich in den Armen hielt.
    »Verzeihung«, sagte der Pfarrer, der auf einen geeigneten Moment gewartet hatte. »Ich störe nur ungern, aber um halb vier habe ich die nächste Trauung.«
    Entschuldigungen murmelnd standen wir auf. Die Hochzeitsgäste warteten noch immer auf eine endgültige Entscheidung. Fast alle wußten von Landen und mir, und nur wenige, wenn überhaupt, hielten Daisy für die bessere Partie.
    »Willst du?« flüsterte mir Landen ins Ohr.
    »Will ich was?« fragte ich und unterdrückte ein Kichern.
    »
Dummkopf!
Willst du mich heiraten?«
    »Hmm«, sagte ich, und mein Herz machte einen Lärm wie die Kanonen auf der Krim. »Darüber muß ich nachdenken …«
    Landen runzelte fragend die Stirn.
    »Ja! Ja,
ja!
Ich will, ich will, ich will!«
    »Endlich!« seufzte Landen. »Was muß ich nicht alles auf mich nehmen, um die Frau meines Herzens zu kriegen!«
    Wir küßten uns noch einmal, diesmal etwas länger; so lange, bis der Pfarrer schließlich auf seine Uhr sah und Landen auf die Schulter tippte.
    »Danke für die Generalprobe«, sagte Landen und schüttelte dem Pfarrer die Hand. »In vier Wochen sehen wir uns wieder!«
    Der Pfarrer zuckte die Achseln. Dies war die wohl absurdeste Hochzeit seiner Laufbahn.
    »Freunde«, verkündete
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher