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Skateboardfieber

Skateboardfieber

Titel: Skateboardfieber
Autoren: Ben Nevis
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Auf der Flucht
    Der Mann blieb stehen, kaum hundert Meter von Peter entfernt. Peter lief langsamer und stoppte ebenfalls. Irgendetwas stimmte nicht. Das spürte er, auch wenn ihm nicht klar war, woher dieses Gefühl kam. Denn eigentlich war es keine ungewöhnliche Begegnung. Sie waren einfach zwei Spaziergänger am Strand. Außer ihnen hatte sich niemand hierhergewagt. Nicht nur wegen des grau verhangenen Himmels und der hereinbrechenden Dunkelheit, auch weil es ein einsam gelegener Strand war, fernab jeder menschlichen Siedlung. Die Küstenstraße verlief hundert Meter höher am Berghang. Dort parkte Peters Auto verlassen in einer kleinen Seitenbucht. Ein Fußweg zwischen den Felsen führte hinunter zum Strand. Vor gut einer halben Stunde war Peter ihn hinabgestiegen, dann war er über den Sand gejoggt, immer am Meer entlang. Hatte seine Wut über die Dummheit, die ihm am Nachmittag passiert war, einfach aus sich rausgelaufen. Jetzt war er auf dem Rückweg und traf auf einen erwachsenen Strandspaziergänger. Im Grunde nichts, was außergewöhnlich wäre. Und dennoch sträubten sich Peter die Nackenhaare. Etwas lief schief. Verdammt schief.
    Der Mann starrte Peter an und griff in seine Jacke. Als wenn er eine Pistole ziehen würde, schoss es Peter durch den Kopf. Er versuchte, den Gedanken zu verdrängen. Wahrscheinlich sah er Gespenster und machte sich verrückt. Doch da blickte er in die Mündung der Waffe. Der Mann rief etwas. Selbst im Brausen der Pazifikwellen, die unaufhörlich heranrollten, sich über dem flach auslaufenden Sand brachen und schäumend ausschwappten, vernahm Peter den Befehl: »Halt!«
    Die Waffe war direkt auf ihn gerichtet.
    »Bleib stehen! Du entkommst mir nicht!«
    Ein Überfall? Hier? Doch Peter hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Der Mann setzte sich wieder in Bewegung und brüllte: »Bleib stehen! Oder ich schieße!«
    Nichts wie weg! Peter drehte sich um und rannte los. Er hoffte, dass die Distanz für einen gezielten Schuss zu weit war. Noch hatte er eine gute Chance zu entkommen. Aber der Mann folgte ihm. Peter wusste es, ohne sich umdrehen zu müssen.
    »Halt! Du Mistkerl!«
    Eigentlich war Peter ein guter Läufer. Allerdings nicht, wenn er eine Stunde Training hinter sich hatte. Seine Beine fühlten sich schwer und zäh an. Er verließ den harten feuchten Untergrund am Meeressaum und hastete durch den Sand. Zwischen den Felsen begann der Pfad, der zu seinem Auto hinaufführte. Er konnte die schmalen, hellen Kurven des Wegs erkennen, die sich in der Dämmerung vor dem Grau der Felsen abhoben. Nur noch hundert Meter. Doch bei jedem Schritt gab der weiche Sand nach, und der Mann, der auf dem härteren Untergrund direkt am Meer lief, holte auf.
    »Bleib stehen! Ich mach dich fertig!«
    Plötzlich peitschte ein Schuss durch die Luft. Peter hörte, wie die Kugel auf den Felsen aufschlug, und sah es aufstauben. Der meinte es ernst! Panisch blickte er sich um. Der steile Pfad zum Auto war zu gefährlich. Dort würde er eine prima Zielscheibe abgeben.
    Angst stieg in ihm hoch. Wenn doch nur Bob und Justus hier wären und ihm helfen könnten! Aber er musste es allein schaffen.
    Ein zweiter Schuss knallte, gefolgt von einem scharfen Pfiff. Peter schlug einen Haken und änderte die Laufrichtung. Ein paar Schritte weiter ragte ein drei Meter langer Felsen über den Strand. Als der dritte Schuss kam, hatte Peter den Felsen umrundet und blieb keuchend hinter ihm stehen. Fieberhaft versuchte er, sich einen Überblick über den Ort zu verschaffen. Auch von hier aus ging es nach oben zur Küstenstraße, allerdings quer durch das Gelände. Noch war er außer Sicht des Verfolgers. Er bückte sich und griff sich eine Handvoll Sand. Dann kletterte er hastig von hinten auf den Felsblock. Hier oben war er noch immer in Sichtdeckung. Langsam schob er sich zur Kante vorwärts. Der Strand lag jetzt unter ihm. Peter konnte den Mann fluchen hören. Er war jetzt ganz nah. Um besser sehen zu können, wagte sich Peter noch ein Stück weiter. Mit vorgestreckter Waffe schritt sein Verfolger langsam auf den Felsen zu. Peter hatte den Mann noch nie gesehen. Er trug dunkle, unauffällige Kleidung: schwarze Jeans und eine graue, sportliche Jacke. Seine schwarzen Haare waren kurz geschnitten. Vorsichtig sah er sich nach allen Seiten um, doch zum Glück blickte er nicht nach oben. Peter fiel auf, dass sein linkes Augenlid etwas nach unten hing.
    »Komm raus, du Mistkerl! Ich weiß, dass du hier bist!«
    Peter
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