Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted
Autoren: Jessica Verday
Vom Netzwerk:
einem winzigen goldenen, rechteckigen Griff. Darüber waren jeweils etwa fünf Zentimeter Platz, um ein Beschriftungsschild anzubringen. Als ich eine der Schubladen öffnete, sah ich, dass sie innen goldfarben gestrichen war.
    »Ich habe die Böden mit Goldfarbe lackiert«, erklärte Mom. »Ich wollte, dass er irgendwie besonders wird. Er ist für all deine Parfumsachen.«
    Ich war vor Staunen wie vor den Kopf geschlagen und voll Dankbarkeit, als ich mir ausmalte, wie viele Stunden sie sorgfältig und gewissenhaft daran gearbeitet haben musste. »Mom, ich kann gar nicht … ich weiß nicht, was ich sagen soll. Danke schön. « Ich umarmte sie fest. Sie drückte mich ebenfalls und einen Augenblick lang tat ich so, als sei alles wieder normal.
    Dann trat sie zurück und ich bemerkte einen verzweifelten Blick in ihren Augen. Sie versuchte, ihn zu verbergen. Versuchte, ein Lächeln aufzusetzen, aber mir war klar, was sie eigentlich dachte. Sie war sich nicht sicher, ob es mir bereits besser ging.
    »Ich lasse dir Zeit, richtig anzukommen und deine Sachen auszupacken«, sagte sie. »In einer Stunde gibt es Abendessen. Ich mache dein Lieblingsgericht – Lasagne.«
    »Danke, Mom«, wiederholte ich. »Das ist super!«
    Sie warf mir einen letzten Blick zu und verließ dann das Zimmer. Sobald sie gegangen war, legte ich mein Lächeln ab und schloss rasch die Tür. Es war so seltsam, wieder hier zu sein. Wieder zu Hause.
    Langsam ging ich in meinem Zimmer umher, blieb vor meinem Schreibtisch stehen und sah einen Stapel alter Notizen zu Parfums durch. Ließ die Hände über den Bildschirm des Computers gleiten. Nahm den kleinen gläsernen Briefbeschwerer und rollte ihn in der Hand. Meine Sachen. Meine Dinge. Jedes kleine Detail, das mich ausmachte, war in irgendeiner Form hier zugegen.
    Dann ging ich zu meinem Bett hinüber. Ich setzte mich vorsichtig, um das Bettzeug nicht zu zerknittern, darauf und legte beide Handflächen auf die Steppdecke. Sie fühlte sich kühl an den Fingerspitzen an und für eine Weile verlor ich mich in meinen Gedanken. Ich starrte auf die rot gestreiften Wände, den Kaminsims mit dem silbernen, verschnörkelten Rahmen, mein Teleskop in der Ecke …
    Moms Stimme durchbrach meine Gedanken. Sie rief, das Essen sei in dreißig Minuten fertig, und ich stand auf und trat ans Fenster. Ich ließ mich auf die Fensterbank sinken, wo Mr Hamm, mein alter Teddybär, neben Jolly, dem Pinguin, und Spots, einer Giraffe, saß. Dabei bemerkte ich, dass ich die Stofftiere nicht so adrett aufgereiht zurückgelassen hatte, und nahm den Teddy in den Arm.
    Mein Blick wanderte zu der geschlossenen Schranktür. Ist das schwarze Abendkleid, das ich damals von Mom bekam, immer noch da drin ? Ich hatte nicht einmal nachgesehen, ob sie all die kleinen Risse hatte flicken lassen, die es abbekommen hatte, als ich es das letzte Mal trug, an Halloween. Als ich auf den Friedhof gegangen war und im Regen getanzt hatte. In dieser Nacht hatte ich im Fluss gelegen und Caspian hatte mich nach Hause gebracht und dann hatten wir …
    Nein! Er ist nicht real. Caspian ist tot.
    Ein Ruf von draußen lenkte meine Aufmerksamkeit von der Schranktür ab. Ich drehte mich zum Fenster und schaute hinaus. Unten auf der Straße lief ein kleiner Junge hinter einem weißen, wuscheligen Hund her und rief ihm zu, stehen zu bleiben. Doch das Hündchen trottete einfach weiter und zog eine blaue Leine hinter sich her.
    Ich lächelte und beobachtete die beiden eine Minute lang, bis ich plötzlich etwas anderes bemerkte. Mit klopfendem Herzen setzte ich mich auf und legte eine Hand an die Fensterscheibe. Eine ganz in Schwarz gekleidete Gestalt rannte auf die Bäume zu, die an der einen Seite unseres Hauses standen. Die Sonne schien auf sein weißblondes Haar.
    »Nein«, flüsterte ich. »Nein!« Meine Hand ballte sich zu einer Faust und ich schlug gegen die Scheibe. Aber er war sehr schnell; einen Augenblick später hatte ich ihn aus den Augen verloren.
    Ich schoss in die Höhe und sprintete aus dem Zimmer, polterte die Treppe hinunter, riss die Haustür auf und stürzte hinaus. Meine Augen wanderten hektisch von einer Seite zur anderen, streiften die Bäume, den Gehsteig und den Zaun oben an der Straße. Ich zwang mich, ruhig bis zum Rand unseres Gartens zu gehen. Nach einem tiefen Atemzug rief ich leise: »Caspian?«
    Es kam keine Antwort.
    Ich versuchte es noch einmal, doch dieses Mal ging ich näher zu den Bäumen, als ich seinen Namen rief. Das Ergebnis war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher