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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted
Autoren: Jessica Verday
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Stuhl vom Computer-Bildschirm weg und versuchte, meine Gereiztheit zu verbergen, als sie an den Türrahmen klopfte. »Abbey, da ist ein Anruf für dich.«
    Also das hatte ich nun wirklich nicht erwartet. »Wer ist es?«
    Sie deckte den Telefonhörer mit der Hand ab und hielt ihn mir entgegen. »Es ist Ben. Er hat angerufen, während du« – sie senkte die Stimme – »weg warst, und ich habe ihm gesagt, du würdest ihn zurückrufen, sobald es dir möglich sei. Ich denke, du solltest jetzt mit ihm reden.«
    Mein Magen rutschte mir in die Kniekehlen und ich wehrte mich mit einem heftigen Kopfschütteln. Er hatte also auch hier angerufen? »Ich kann jetzt wirklich nicht, Mom.« Ich zwang mich, mit ruhiger, fester Stimme zu antworten.
    Erneut hielt sie mir auffordernd das Telefon hin. »Rede einfach mit dem armen Jungen, Abbey. Er beißt dich schon nicht.«
    »Nein, ich …«
    »Ben?« Mom nahm das Telefon wieder zu sich und sprach hinein. »Hier ist sie, nur eine Sekunde.« Energisch drückte sie mir den Hörer in die Hand, verließ das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Teils, um meine Nerven zu beruhigen, aber auch, weil ich warten wollte, bis Mom mich nicht mehr hören würde, zählte ich bis fünf, ehe ich antwortete. »Hallo?« Ich schloss die Augen und wartete in grässlicher Anspannung auf seine Stimme.
    »Hey, Abbey? Ich bin es, äh, Ben. Ben Bennett.«
    »Hi, Ben … Mmm, wie geht’s dir?« Meine Faust öffnete sich und ich bewegte die schmerzenden Finger. Ich hatte sie so fest zusammengepresst, dass alles Blut daraus gewichen war.
    »Gut. So, wie du klingst, geht es dir wohl auch um einiges besser.«
    Das ließ mich sofort wieder aufhorchen. Was weiß er?
    »Ja, ich denke schon …« Ich wartete ab. Ein unangenehmes Schweigen entstand zwischen uns.
    »Mein Cousin hatte auch mal das Pfeiffersche Drüsenfieber. Hat ihn volle vier Monate lang außer Gefecht gesetzt«, sagte er.
    Pfeiffersches Drüsenfieber? Er meint, ich hatte Mononukleose?
    »Aber schade, dass du das Naturwissenschaftsprojekt verpasst hast. Wir haben den zweiten Platz gemacht.«
    »Ben, das ist super!«, erwiderte ich. »Das freut mich sehr für dich.« Und ich merkte überrascht, dass ich mich tatsächlich für ihn freute. »Mir tut es auch leid, dass ich nicht dabei sein konnte. Aber du weißt schon … Mono und so.« Ich hüstelte. Tat man das, wenn man an Mononukleose litt? Ich hatte keine Ahnung.
    »Paul Jamison und Ronald Howers sind auf den ersten Platz gekommen. Sie haben etwas gebaut, mit dem man aus Kompost Energie gewinnen kann. Die haben es tatsächlich hingekriegt, damit eine Glühbirne zum Brennen zu bringen.«
    »Da haben sie bestimmt irgendwie geschummelt«, meinte ich.
    Er lachte. »Oder sie sind zwei richtige Langweiler, die einfach nur zu viel Zeit haben.«
    Ich lachte mit ihm, und das war irgendwie nett. Es erinnerte mich an die Nachmittage, die wir miteinander in der Schule verbracht hatten, um für das Naturwissenschaftsprojekt zu arbeiten. Ben hatte mich immer zum Lachen bringen können.
    »Ich habe dich schon einmal angerufen«, sagte er dann plötzlich. »Auch auf deinem Handy. Weil ich, du weißt schon, ich wollte vorbeikommen und dir den Preis zeigen, den wir gewonnen haben. Aber deine Mom hat gesagt, du schläfst ganz viel.«
    »Ja … tut mir leid. Die … das Fieber hat mir schon ganz schön zugesetzt. Aber wenigstens konnte ich so meinen Schönheitsschlaf nachholen. Den hab ich wirklich gebraucht«, scherzte ich.
    Doch diese Bemerkung ging anscheinend daneben und wieder entstand ein peinliches Schweigen zwischen uns. Ich versuchte, mir etwas anderes auszudenken, worüber wir reden konnten.
    Ben rettete die Situation. »Bist du bei dieser Brückeneinweihung mit dabei?«, fragte er.
    »Ja, ich erzähle etwas über Kristen.«
    Wieder ein Schweigen.
    »Weißt du, ich vermisse sie wirklich«, sagte er dann leise.
    »Ich auch.« Ich seufzte. »Mich macht diese Sache einigermaßen nervös. Was ist zum Beispiel, wenn ich es verpatze? Oder etwas Doofes sage? Oder …« Ich wollte nicht sagen, einen Nervenzusammenbruch bekomme, und so sagte ich stattdessen: »Ihren Namen vergesse oder irgend so etwas völlig Idiotisches. Außerdem hasse ich Menschenmassen.«
    »Ich werde dich anfeuern«, bot er sich an. »Und du kannst ja auch den Trick Ich-stell-sie-mir-alle-in-Unterhosen-vor anwenden. Mich ausgenommen. Stell dir bloß nicht mich in meiner Unterwäsche vor, sonst wird es wirklich peinlich.«
    Ich lachte erneut,
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