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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted
Autoren: Jessica Verday
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meinen Lesevorrat durch, wie ich es in den letzten drei Monaten schon mindestens ein Dutzend Mal getan hatte, und zog schließlich Jane Eyre heraus.
    Ich öffnete das Buch bei der mit einem Stoffbändchen markierten Seite, auf der ich stehen geblieben war. Dann streifte ich die Schuhe ab und setzte mich im Schneidersitz auf die Fensterbank. Wo konnte ich einen Mr Rochester für mich finden? Vorzugsweise einen ohne eine verrückte Frau, die er im Speicher versteckte … Aber einen, der sexy und geheimnisvoll war und den ich meinen Helden nennen konnte? Hiermit melde ich mich für so einen an!
    Du hast schon einen Helden gefunden, der sexy und geheimnisvoll ist und dir gehört, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf. Doch ich ignorierte sie einfach. Einen, der nicht tot und kein Produkt meiner Halluzinationen ist, bitte schön. Ich fand die Stelle, an der ich aufgehört hatte, begann zu lesen … und wurde prompt von meinem Handy unterbrochen.
    Ich warf einen Blick auf das kleine Nachtkästchen neben dem Bett, auf dem es lag. Etwas riet mir, den Anruf nicht anzunehmen. Besser nicht hinzugehen und nachzusehen, wer es war. Aber ich tat es.
    »Hallo?«
    »Hi, Abbey, ich bin’s, Dad. Wie geht es dir, meine Süße?«
    Beim Klang seiner Stimme brach eine riesige Welle Heimweh über mich herein. Ich vermisste mein Bett. Und mein Zimmer. Und all meine Parfums. »Es geht mir gut, Dad. Wirklich gut.« Ja und vielleicht vermisste ich Mom und Dad auch ein wenig. »Was gibt es?«
    »Also …« Er zögerte. »Deine Mutter und ich wollten etwas mit dir besprechen.«
    Ich hörte im Hintergrund, wie Mom zu ihm sagte, er solle ihr den Hörer geben.
    »Was ist los, Dad?« Mein Magen krampfte sich zusammen. »Sag es mir einfach.« Ich hasste es, wenn sie so um den heißen Brei herumredeten. Und dann auch noch am Telefon.
    »Die Arbeiten an der Washington-Irving-Brücke sind abgeschlossen«, erklärte er. »Die Brücke ist fertig.«
    Ich erinnerte mich kurz daran, wie ich mit Kristen unter dieser Brücke gesessen hatte. Damals, noch bevor sie mit den Arbeiten begonnen hatten. Und bevor Kristen in den Crane River gefallen war. »Ist ja prima, Dad.« Aber weshalb ist das so wichtig, dass du mich deshalb anrufst?
    Mom schaltete sich auf der anderen Leitung zu. »Abbey, dein Vater versucht, dir mitzuteilen, dass der Stadtrat dort bald eine Zeremonie abhalten wird, um den Abschluss des Projekts zu feiern. Ich habe ihnen versprochen, ich würde dafür sorgen, dass du auch daran teilnimmst. Um etwas über Kristen zu sagen und die Brücke ihrem Andenken zu widmen.«
    Ein lautes Summen erfüllte mein Ohr; im ersten Augenblick dachte ich, es käme von meinem Handy. Ich hielt es von mir weg und schüttelte den Kopf, um das Geräusch zu stoppen.
    Jetzt sprach wieder Dad. »Deine Mutter und ich denken, dass das wirklich gut für dich wäre, meine Süße. Dass es dir helfen würde, über … die Sache … hinwegzukommen.«
    Das Summen wurde schwächer, aber mein Magen drehte sich immer noch. »Das kann ich nicht«, platzte ich heraus. Ich überlegte, so schnell ich konnte, und fügte dann hinzu: »Außerdem soll ich doch erst Ende Juni nach Hause kommen.«
    »Wir wissen, dass das früher ist als geplant, aber dein Zustand hat sich ja schon sehr gebessert«, sagte Mom. »Die Wochenberichte deines Therapeuten sind wirklich sehr beeindruckend.« Sie klang enthusiastisch, aber ich konnte nicht heraushören, ob sie eher versuchte, mich zu überzeugen oder sich selbst. Sie hatte Mr Pendleton noch nie als meinen Psychologen bezeichnet. Er war immer mein »Therapeut«.
    Offenbar hatte ich meinen Hang zu Vermeidungsstrategien von ihr geerbt.
    »Dad, ich … ich … kann das nicht. Sag Mom, dass ich das nicht tun kann. Ich bin noch nicht so weit. Ich brauche mehr Zeit.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Er seufzte schwer. »Es ist nur so, dass der Stadtrat möchte, dass du daran teilnimmst, und es würde deine Mutter wirklich sehr freuen …«
    »Ich beschäftige mich seit Wochen damit. Wir haben es bereits mit deinem Arzt besprochen«, erklärte Mom. »Die Einweihungsfeier findet am Zwölften statt.«
    Was? »Ihr habt mit Dr. Pendleton darüber gesprochen, bevor ihr mit mir darüber geredet habt?«
    »Nun ja, wir wollten deinen Heilungsprozess nicht behindern. Wir wollten erst sichergehen, dass sich so etwas nicht nachteilig für dich auswirkt.«
    »Meinst du nicht, es steht mir zu, dass man als Erstes mit mir darüber spricht? Nachdem ich schließlich diejenige bin,
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