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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted
Autoren: Jessica Verday
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von der das verlangt wird?«
    »Aber findest du nicht auch, dass du für Kristen mit dabei sein solltest? Schließlich war sie deine beste Freundin.«
    Wieder die Nummer mit der Schuldfrage. Jetzt würde Mom schwere Geschütze auffahren. Aber in diesem Spiel gab es zwei Parts.
    »Aber ist meine Therapie denn nicht wichtiger, Mutter?«, fragte ich scheinheilig. »Willst du, dass ich nach Hause komme, bevor ich alle meine Sitzungen mit Dr. Pendleton hinter mich gebracht habe?«
    Wenn Augenbrauen Geräusche machen könnten, dann, ich schwöre es, würde man jetzt hören, wie ihre in die Höhe schossen.
    »Ich glaube nicht, dass es zu viel verlangt ist, wenn du ein paar Wochen früher als vereinbart nach Hause kommst.« Sie klang verstimmt. »Dein Arzt …«
    »Dad?«, unterbrach ich sie. »Dad, bitte? Bitte, verlangt das nicht von mir. Verlangt nicht von mir, an die Stelle zurückzugehen, an der meine beste Freundin starb. Ich brauche mehr Zeit, damit ich sicher sein kann, dass es mir besser geht.«
    »Ich weiß, dass es schwierig für dich ist, aber deine Mutter …« Dad seufzte wieder. »Überleg es dir einfach, okay, Süße? Mehr verlangen wir im Augenblick gar nicht von dir.«
    Mom wollte noch etwas sagen, doch er hielt sie zurück. »Schlaf einfach mal eine Nacht drüber und morgen reden wir dann noch einmal.«
    Ich schniefte. Ich versuchte, die Tränen zurückzuhalten, aber sie brachen trotzdem aus mir heraus. Kristen … der Fluss … Die Wunde war immer noch so frisch. Der Schmerz in meinem Herzen so unerträglich.
    »Okay, Dad. Ich überl …« Meine Stimme versagte. »Ich überlege es mir.«
    »Das ist gut, Abbey. Wirklich gut. Wir reden morgen weiter«, murmelte er.
    Ich würgte ein rasches Tschüss heraus und legte auf. Kurz bevor sich das Display verdunkelte, sah ich noch das Datum. Neunter Juni. Genau der Tag, ab dem Kristen im letzten Jahr als vermisst gegolten hatte. Genau der Tag, der mein Leben für immer verändert hatte. Und nun veränderte es sich wieder, obwohl ich das gar nicht wollte.
    Diese neunten Juni stellten sich wirklich als echt bescheuerte Tage heraus.
     
    Ich griff wieder zum Telefon. Bevor ich völlig die Nerven verlor, wollte ich Dr. Pendleton anrufen. Seine Sekretärin war am Apparat und stellte mich durch. Eine halbe Sekunde später sprang sein Anrufbeantworter an.
    Ich wartete auf den Piepton und sprach dann voller Hast. »Hi, Dr. Pendleton, hier spricht Abbey … äh, Abigail Browning. Ich würde gern mit Ihnen über meine Eltern sprechen. Sie wollen, dass ich früher als geplant nach Hause fahre. Sie behaupten, Sie hätten ihnen gesagt, dass ich das könne. Warum ist das nicht in unserer heutigen Sitzung zur Sprache gekommen? Bitte rufen Sie mich zurück …« Ich wiederholte meinen Namen mitsamt der Telefonnummer und legte auf.
    Wie konnten sie mir das antun? War ich schon so weit? Was, wenn ich nicht zurückfahren konnte? Was, wenn ich nicht an dieser Feier teilnehmen konnte? Was, wenn es mir nicht besser ging?
    Würden sie trotzdem noch da sein?
    Und würde er da sein?
    Ich ließ das Handy aufs Bett fallen und ging zur Tür. Ich musste mit Tante Marjorie über das alles reden. Sie würde wissen, was ich tun sollte.
    Ich fand sie draußen auf der Veranda, wo sie auf der Schaukel langsam vor und zurück schwang. Auf meine unausgesprochene Bitte hin hielt sie einen Moment lang an und ich setzte mich neben sie. Es brauchte nicht lange, bis die Schaukel wieder in Bewegung war. Die Ketten quietschten, während wir uns stumm hin und her bewegten. Auf den Feldern standen Sonnenblumen auf langen Stängeln und mit eingerollten Blättern. Sie ließen ihre schweren Köpfe hängen, die sich sachte in der Brise wiegten. Die Sonne legte einen feinen Nebel aus Gold über alles, was sie berührte. Wie ein fein gesponnener Umhang lag er über dem ganzen Land.
    Ein plötzliches Brummen ließ mich zusammenfahren. Das Licht in der mächtigen Kuppel über der großen roten Scheune schaltete sich ein. Es war noch nicht dunkel. Es dämmerte noch nicht einmal, aber es würde nicht mehr lange dauern. Langsam wurde das Licht heller und das Geräusch ließ nach.
    Hier fühlte sich alles sicher an. Normal. Ich wollte mir nicht eingestehen, dass trotzdem etwas fehlte. In mir war ein kleines Loch. Aber anders als die schwarze Leere, die übrig geblieben war, als Kristen starb. Dieses Loch fühlte sich so an, als könne es wieder gefüllt werden.
    »Ich habe einen Anruf von Mom und Dad bekommen«,
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