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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted
Autoren: Jessica Verday
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erzählte ich Tante Marjorie und schaute auf meine nackten Füße hinunter.
    »Das Neueste der Woche?«
    »Nein.«
    Ich verfolgte mit dem Blick einen Riss im Boden der Veranda, bis er unter meiner Ferse verschwand. »Sie wollen, dass ich früher nach Hause komme.«
    Sie erwiderte nichts und ich wusste, sie wartete darauf, dass ich fortfuhr.
    »Es soll eine Feier an der Brücke stattfinden, an der Kristen … starb. Und sie haben es mir erst jetzt, sozusagen in letzter Minute gesagt.« Ich wandte mich ihr zu und sah ihr in die Augen. »Glaubst du, dass ich das kann?«
    Sie erwiderte meinen Blick. In ihren Augen erkannte ich Jahre voller Weisheit. »Glaubst du, dass du das kannst?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Was wären die Vorteile davon?«
    Ich dachte eine Weile nach. »Na ja, erstens einmal, dass ich zu Hause wäre. Wieder in meinem eigenen Zimmer. Und dass ich wieder mit allen meinen Parfums arbeiten könnte.«
    Sie nickte. »Was noch?«
    »Ich würde Mom und Dad und Mr und Mrs M. sehen.«
    »Und du würdest vielleicht etwas ausgeglichener werden«, sagte sie. »Du wärst bei deinem Gedenken an Kristen umgeben von der Liebe und Unterstützung deiner Familie und Freunde.«
    Jetzt war es an mir zu nicken.
    »Gut. Und was wären die Nachteile?«
    Darauf hatte ich eine ganze Liste von Antworten. »Ich könnte wieder einen Nervenzusammenbruch bekommen. Oder Albträume. Schlaflosigkeit.« Sie legte eine Hand auf die meine und drückte sie leicht. Ich fuhr unbeirrt fort. »Ich könnte ganz verrückt werden. Meine Eltern terrorisieren. Zum Gespräch der ganzen Stadt werden. Vor den Maxwells die Fassung verlieren. Ich dachte einfach, ich würde mehr Zeit haben …«
    Sie drückte meine Hand fester und ich schwieg.
    »Das ist eine ziemlich lange Negativliste.«
    »Ja, aber lauter Sachen, die wirklich ziemlich leicht passieren könnten«, erklärte ich. »Wenn es schon einmal vorgekommen ist, kann es auch leicht wieder passieren.«
    »Stimmt«, sagte sie. »Aber wenn es wieder passieren würde, dann wärst du jetzt besser darauf vorbereitet. Du hast deine Eltern, Dr. Pendleton, mich … Also, was sagt dir dein Bauchgefühl? Meinst du, du bist in der Lage, nach Hause zu fahren?«
    Ich saß still da und dachte über ihre Frage nach. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich früher oder später ohnehin nach Hause fahren musste. Ich konnte nicht ewig wegbleiben.
    Es sagte mir außerdem, dass ich für Kristen dabei sein musste. Sie war am wichtigsten, wichtiger als ich. Und Caspian …
    Auch dieser Wahrheit musste ich mich stellen.
    »Ich muss zurück«, sagte ich leise.
    Sie nickte. »Ich wusste, dass du dich dafür entscheiden würdest.«
    Die Schaukel schwang in einem sanften Rhythmus. Jedes Mal, wenn sich meine Knie durchstreckten, um uns nach vorn zu bringen, zog es leicht in meinen Wadenmuskeln. Es war eine wohltuende Bewegung, eine Art erholsamer Schmerz, der mir das erste Mal seit der Schneeschmelze Lust machte, wieder Rad zu fahren.
    »Dieses Jahr gibt’s eine Menge Kröten«, bemerkte Tante Marjorie. Ich sah zu den dunklen Baumsilhouetten auf der Rückseite der Scheune hinüber. Nur ein paar Meter dahinter begann ein sumpfiges Waldstück. Die dort lebenden Kröten veranstalteten jeden Abend ein wahres Sinfoniekonzert; eine unglaubliche Kakofonie aus undeutlichen Silben und Quaklauten.
    »Toll«, erwiderte ich. »Ich schätze, heute Nacht schlafe ich wieder mit Kopfhörern.«
    Sie kicherte. »Ich mag sie eigentlich. Sie erinnern mich an heiße Sommernächte mit deinem Onkel. Ein kühles Lüftchen, das leise Geräusch eines Deckenventilators, zerwühlte Betttücher.« Sie grinste mich an und ich spürte, dass ich einen knallroten Kopf bekam.
    »Wechseln wir das Thema … Danke, dass ich bei dir wohnen durfte, Tante Marjorie. Hier zu sein … weg von allem zu Hause … das war genau das, was ich brauchte.« Ich setzte die Füße fest auf den Boden, sodass die Schaukel zum Stehen kam, dann schlang ich die Arme um Tante Marjorie.
    Sie erwiderte meine Umarmung und legte ihr Kinn auf meinen Kopf. »Du bist jederzeit eingeladen, zu kommen und Mord ist ihr Hobby mit mir anzusehen, Abbey. Ich besorge mir die anderen Folgen auf DVD.«
    Ich schloss die Augen und genoss es einfach, in ihren Armen zu liegen. So saßen wir still ein paar Minuten lang da, bis ich mich von ihr löste. »Ich denke, ich muss Dad anrufen. Ihm Bescheid sagen, dass ich mich entschieden habe.«
    Auch Tante Marjorie stand auf. »Ich gehe in die Küche. Das Essen
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