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The Haunted

The Haunted

Titel: The Haunted
Autoren: Jessica Verday
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dasselbe.
    Ich nahm all meinen Mut zusammen und stapfte durch das Laub bis zum nächsten Garten. Eine Tür knallte und Mr Travertine winkte mir zu. Er schob gerade seinen Rasenmäher aus der Garage. Ich winkte zurück und blickte suchend umher. Soweit ich sehen konnte, nichts als Häuser und leere Gärten.
    Aber ich hätte schwören können, dass er es war …
    Wie beiläufig veränderte ich die Richtung und ging durch die Bäume auf den Briefkasten zu. Ich tat, als wollte ich nachsehen, ob etwas darin war, und griff hinein in der Erwartung, er würde leer sein. Doch zu meiner Überraschung und auch Erleichterung waren ein paar Umschläge darin, die ich herausholte, um sie mitzunehmen.
    Ich ging zum Haus zurück. In der Küche hielt ich kurz an, um die Post dort auf dem Tisch abzulegen. Mom wandte sich zu mir um. »Hab ich mir doch gedacht, dass du das warst, Abbey. Warum bist du so hektisch zur Tür hinausgestürzt?«
    Weil ich die Person gesehen habe, die ich nicht sehen sollte und die in Wirklichkeit auch gar nicht da war? Nein, das würde ich nicht antworten können. »Ich, äh, hab einen kleinen Jungen gesehen, der hinter seinem entlaufenen Hund her war. Dachte, ich könnte ihm helfen, ihn einzufangen.« Dann fiel mir die Post in meiner Hand ein und ich hielt sie hoch. »Und ich habe das hier hereingeholt.«
    Sie lächelte mir zu. »Gut. Möchtest du den Tisch decken?«
    »Okay.« Ich tue alles, wenn es nur hilft, alles normal aussehen zu lassen.
    Sobald ich mit dem Tischdecken fertig war, rief Mom nach Dad und wir setzten uns zum Essen. Ich hielt für Moms nie enden wollende Konversation leichte und gut gelaunte Antworten parat und sehnte mich bei alledem insgeheim nach dem sicheren Hafen meines Zimmers. Aber es kam nichts zur Sprache, was auch nur entfernt an meine Zeit »außer Haus« erinnert hätte. Es war einfach wie jedes langweilige Familien-Abendessen.
    Warum also hätte ich am liebsten geschrien?
    Zum Glück ging das Essen rasch vorüber und ich musste nur noch ein Schüsselchen Cookie-Dough-Eiscreme über mich ergehen lassen. »Ich weiß doch, dass du die am liebsten magst«, meinte Mom. Dann konnte ich mich endlich verabschieden und ihnen eine gute Nacht wünschen.
    Auf dem Weg in mein Zimmer hatte ich auf der Treppe plötzlich wieder dieses Gefühl, am falschen Ort zu sein. Und als ich zu Bett ging, hatte ich Angst davor einzuschlafen. Angst, dass das Gefühl, nicht ganz hierher zu gehören, niemals weggehen würde. Angst davor, dass alle in der Stadt herausfinden würden, wo ich gewesen war und was mit mir nicht stimmte. Angst vor dem, was ich sehen und mit wem ich reden würde. Aber am meisten Angst hatte ich vor dem, was ich träumen würde.
     
    Harter Schnee knirschte unter meinen Füßen, fest und vereist, und ich trat vorsichtig auf. Das Gefühl, auf gefrorenem Wasser zu laufen, kam mir absolut komisch vor, doch ich unterdrückte mein Lachen. Etwas sagte mir, dass dies nicht die Zeit und der Ort für Gelächter war.
    Vor mir war ein einzelnes Grab. Mein Ziel. Und obwohl ich wusste, dass ich es noch nie zuvor gesehen hatte, kam es mir vertraut vor. Der perfekt gestaltete steinerne Engel, der darauf ruhte, hatte feine Gesichtszüge und geschwungene Flügel. Eine Seite seines Gesichts war in Schatten getaucht und über den Schultern trug er einen roten Umhang.
    Meine Lippen formten das Wort, noch ehe meine Stimme es hervorbrachte. »Kristen. «
    Ich streckte eine Hand aus und berührte ihr Gesicht. Ihr Haar. Ihre Flügel. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Sie war auf ewig in Stein und Staub erstarrt. Aus harten Linien und unbezwingbarem Granit herausgearbeitet. »Wartest du auf mich?« , ßüsterte ich. »Du hast gesagt, du würdest immer hier sein. «
    Plötzlich wurde die Statue kalt. Eisig. So rau wie ein Winterwind und ich befürchtete, meine Finger würden daran festfrieren. »Nein!«, schrie ich. »Bitte …«
    Ihre Flügel barsten. Der Stein seufzte. Und von ihren Augen fiel eine Träne.
     
    Ich drehte mich im Bett und schlug auf das Kissen. Ich wusste, dass es mir schwerfallen würde, nach diesem Traum wieder einzuschlafen. Bei Tante Marjorie hatte ich nie von Kristen geträumt. Jetzt wusste ich, dass ich wirklich zu Hause war.
     
    Am nächsten Nachmittag störte Mom mich, nachdem sie mir zehn Minuten nach dem Mittagessen bereits einen Snack gebracht und ein halbes Dutzend weiterer Gründe gefunden hatte, um nach mir zu sehen, ein weiteres Mal.
    Mit einem Seufzer schob ich meinen
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