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The Doors

The Doors

Titel: The Doors
Autoren: Greil Marcus
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Titel des einen Hits womöglich in größeren Lettern geschrieben ist als der Name der Band, weil sich die Leute noch immer an den Song erinnern, selbst wenn sie vergessen haben, wie die entsprechende Band hieß, und die Band, die ihn heute spielt, nicht mehr mit der identisch ist, die seinerzeit den Hit gelandet hatte:
    Creedence Clearwater Revisited
    (» PROUD MARY «)
    Thunder Valley Casino · Resort
    – und nur zwei Seiten danach, in der Zeitung vom 5. Mai 2011, ebenfalls unter den Veranstaltungshinweisen –
    John Fogerty
    (» PROUD MARY «)
    Cache Creek Casino Resort
Anmerkung
    2010 konnte man jederzeit nicht bloß »Light My Fire« oder »L. A. Woman« hören, sondern auch »People Are Strange«, »Moonlight Drive«, »Touch Me«, »Love Her Madly«, »Twentieth Century Fox«, »Riders on the Storm«, »Hello, I Love You«, »Five to One«, »Break On Through (To the Other Side)«, »Soul Kitchen« und »Roadhouse Blues«. Was hatten all diese Songs im Radio zu suchen? Und warum klangen die meisten davon so gut?
    Als ich diese Musik in vollen Zügen genoss, so als hätte ich sie noch nie im Leben gehört, da fiel mir auf, dass ich sie auf gewisse Weise tatsächlich noch nie gehört hatte, dass sich »Roadhouse Blues« und »L. A. Woman« 1970 und 1971 nie so groß, so unerfüllt, so frei angehört hatten, wie sie es vierzig Jahre später taten – und ich erinnerte mich an Oliver Stones 1991 herausgekommenen Spielfilm The Doors . Die Kritiken waren vernichtend gewesen: »Es ist eine Schande, sich für einen Streifen wie diesen ausziehen zu müssen«, schrieb ein Rezensent seinerzeit über Meg Ryans Nacktszene. Ich war mir sicher, dass ich den Film hassen würde, dass mir Shows, die ich selber gesehen, und Musik, die ich über alles geliebt hatte, unecht und leblos vorkommen würden, doch stattdessen war ich verblüfft, wie authentisch der Film wirkte, wie selbst die übertriebensten Szenen auf bestimmte Dinge zu verzichten schienen: auf Selbstgefälligkeit, auf leichte Antworten, auf eine überhebliche Attitüde des Regisseurs gegenüber seinem Material. Der Film strotzte vor Leben; wenn ich nur an ihn denke, bekomme ich Lust, ihn mir gleich ein weiteres Mal anzusehen.
    The Doors erschien ein Jahr nach Pump Up the Volume, Allan Moyles Film über einen Piratensender, der von einem Teenager in einer typischen Vorortsiedlung irgendwo in Arizona betrieben wird. Ich bekam beide Filme nicht mehr aus dem Kopf – ich wollte es auch gar nicht. Aber als ich Freunden von diesen Filmen zu erzählen versuchte, als ich sie dazu bewegen wollte, sie sich anzusehen, was mir in der Regel nicht gelang, da erkannte ich, dass beide Filme im selben Gefängnis steckten: im Gefängnis der Sixties, nicht als ein Zeitabschnitt, in dem Menschen tatsächlich lebten, sondern als eine Idee oder als eine diffuse Vorstellung, die alle gelebte Erfahrung, alle unbeantworteten, alle nicht gestellten Fragen so weit wie möglich von einem fernhalten sollte. Ich begann darüber nachzudenken, warum die sogenannten Sixties nicht verschwunden waren und warum sie vielleicht niemals verschwinden werden – die »Sixties« im Gegensatz zu den 1960er-Jahren oder welche Jahre auch immer man dieser Periode zuordnet (1958–1969, von den Beat Poets bis zu Altamont, wie manche meinen; oder 1963–1974, vom Attentat auf John F. Kennedy bis zu Nixons Rücktritt; oder 1964–1968, von den Beatles bis zu den Attentaten auf Martin Luther King und Robert F. Kennedy).
    Als ich in den späten 1980er-Jahren mit Anrufen von Zeitungs- und Fernsehreportern bombardiert wurde, die mich nach den Sixties befragen wollten, da beschloss ich, mich zu diesem Thema nicht mehr zu äußern. Damals inszenierten die Medien eine regelrechte Flut von grotesken Jubiläen: das 25-jährige Jubiläum des ersten Auftritts der Beatles in der Ed Sullivan Show , das 20-jährige Jubiläum von Woodstock, das 20-jährige Jubiläum des fatalen Gratiskonzerts der Rolling Stones in Altamont, wo ein junger Mann namens Meredith Hunter von Mitgliedern der Hell’s Angels brutal zusammengeschlagen und erstochen wurde, während die Stones »Under My Thumb« spielten. Wie sollte man sich dieses Jubiläum vorstellen? Würden diejenigen, die bei dem Konzert gewesen waren oder die dort hätten sein können, Leute, die irgendwie davon überzeugt waren, dass dieses Ereignis einen symbolischen Wendepunkt in ihrem Leben und in ihrer Kultur markierte, einander anschauen und sagen: »Hey! Am nächsten Dienstag
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