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The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1

The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1

Titel: The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
Autoren: Candace Bushnell
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verzeihen zu können, dann kann er einem nicht mehr wehtun.
     
    Der Zug rattert und rumpelt, während wir an verlassenen, mit Graffiti besprühten Häusern vorbeisausen, an Plakatwänden, auf denen für Zahnpasta und Hämorrhoidencreme geworben wird und eine verführerische Meerjungfrau auf den Schriftzug »RUF MICH AN!« deutet. Dann fährt der Zug in einen Tunnel ein.
    »New York City«, ruft der Schafner. »Penn Station.«
    Ich klappe mein Tagebuch zu und verstaue es in meinem Kofer. Die Lichter im Zug beginnen zu flackern und gehen ein paar Sekunden später ganz aus.
    Und wie ein Neugeborenes trete ich aus völliger Dunkelheit der Welt, meiner Zukunft entgegen.
     
    Eine endlos nach oben fahrende Rolltreppe. Dann eine riesige Halle, gekachelt wie ein Badezimmer, und beißender Geruch nach Urin und süßlich warmem Schweiß. Penn Station. Menschen, wohin das Auge reicht.
    Ich bleibe stehen und rücke meinen Hut zurecht. Es ist einer von denen, die meiner Großmutter gehört haben, mit einer langen, grün schillernden Feder und etwas Tüll. Aus irgendeinem Grund hielt ich es für passend. Ich wollte einen Hut tragen, wenn ich in New York ankomme.

    So hatte ich mich in meinen Träumen immer vor mir gesehen.
    »Bist du hier festgewachsen?«
    »Aus dem Weg!«
    »Können Sie sich vielleicht mal entscheiden, in welche Richtung Sie wollen?«, schimpft eine Frau um die vierzig in einem schwarzen Kostüm und mit noch schwärzerer Laune.
    »Zum Ausgang? Taxistand?«, frage ich eingeschüchtert.
    »Da lang«, blafft sie und zeigt auf eine weitere Rolltreppe, die im Nichts zu verschwinden scheint.
    Ich wuchte meinen Kofer auf die erste Stufe und lasse staunend meinen Blick schweifen, während ich nach oben fahre. Plötzlich drängt sich ein Typ links die Rolltreppe hoch und bleibt neben mir stehen – gestreifte Hose, Schiebermütze und goldene Pilotenbrille mit grünen Gläsern. »Hey, Kleine, brauchst du Hilfe? Du siehst ein bisschen verloren aus.«
    »Das täuscht«, antworte ich.
    »Bist du sicher?«, fragt er. »Falls du was zum Wohnen brauchst, hätte ich was für dich. Dusche auf dem Zimmer und schöne Kleider inklusive. Komm, Süße, ich helf dir mit dem Kofer, der sieht verdammt schwer aus …«
    »Ich habe schon eine Unterkunft. Vielen Dank.«
    Er zuckt mit den Achseln und springt lässig von der Rolltreppe, die in dem Moment oben ankommt.
    »Hey! Hey, Sie da!«, ruft jemand ungeduldig, kaum dass ich aus dem Bahnhof getreten bin. »Wollen Sie jetzt ein Taxi oder nicht? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit …«
    »Ja, bitte«, sage ich atemlos und schleppe meinen Kofer zu einem gelben Taxi. Ich stelle ihn neben mir ab, lege meine Carrie -Tasche darauf und beuge mich zum Fenster hinunter.

    »Wie viel?«, frage ich.
    »Kommt drauf an, wo Sie hinwollen.«
    Ich drehe mich um, um nach meiner Tasche zu greifen und die Adresse rauszuholen.
    Wo …?
    »Einen Moment bitte …«
    »Gibt’s ein Problem?«
    »Nein, nein.« Ich gehe um meinen Kofer herum, hebe ihn hoch und schaue sogar unter dem Taxi nach. Sie muss heruntergefallen sein, eben war sie doch noch da. Mein Herz beginnt zu rasen und vor Verlegenheit und Entsetzen werde ich feuerrot.
    Meine Tasche ist weg.
    »Wohin denn jetzt?«, fragt der Taxifahrer ungehalten.
    »Nehmen Sie das Taxi oder ist es noch frei?«, will ein Mann in einem grauen Anzug wissen.
    »Nein … ich … äh …« Er schiebt sich an mir vorbei, steigt in den Wagen und zieht die Tür hinter sich zu.
    Jemand hat mir die Tasche geklaut.
    Ich starre in den ofenen Schlund der Penn Station. Nein. Ich kann nicht nach Hause zurück. Das werde ich nicht tun. Ausgeschlossen.
    Aber ich habe kein Geld. Ich habe noch nicht einmal die Adresse meiner Unterkunft. Ich könnte George anrufen, aber seine Telefonnummer steht im Adressbuch und das ist in der Tasche.
    Zwei Typen mit einem gigantischen Ghettoblaster auf der Schulter schlendern an mir vorbei. Aus den Boxen dröhnt »Macho Man«.
    Ich greife nach meinem Kofer und lasse mich vom Strom der Menschen über die Seventh Avenue treiben, wo ich vor einer Reihe von Telefonzellen stehen bleibe.

    »Entschuldigung?«, rufe ich den vorbeieilenden Passanten zu. »Kann mir vielleicht jemand mit zehn Cent aushelfen? Für ein Telefongespräch?« In Castlebury hätte ich so etwas niemals getan, aber ich bin nicht mehr in Castlebury.
    Und ich bin verzweifelt.
    »Wissen Sie was? Ich gebe Ihnen sogar fünfzig Cent, wenn Sie mir dafür Ihren Hut geben«, sagt ein Typ und
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