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The American Monstershow in Germany

The American Monstershow in Germany

Titel: The American Monstershow in Germany
Autoren: David Pawn
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kommen. Mit der Rechten hielt er sich am Fensterstock fest, die Linke beschrieb irrsinnige Schwünge in der Luft. Dabei lallte er unverständliche Silben vor sich hin. Als der Kerl sich wieder aufgerichtet hatte, stürzte er, als fürchte er, es könne sich verflüchtigen, auf das Treppengeländer zu und umklammerte es fest mit beiden Händen. Der Mann beeilte sich, an diesem Trunkenbold vorbeizukommen. Nichts fürchtete er mehr, als dass diese Gestalt ihm entgegen und genau in die Arme fallen könnte. Er wollte einem solchen Kerl nicht einmal die Hand geben. Es schüttelte ihn bei dem Gedanken, was die Frauen in diesen Zimmern für diesen Kerl tun mussten. In dieser Sekunde war er nahe daran, umzukehren und das Hurenhaus fluchtartig zu verlassen. Doch dann hatte er den alten Säufer passiert und war wieder mit seinem Bedürfnis nach Trost allein.
    In der zweiten Etage sah der Mann sich ein wenig genauer um. Die Korridore auf den Etagen waren sauberer als das Treppenhaus. Vermutlich hielten die Mädchen ihr Revier etwas besser in Ordnung.
    Die Tür, die gegenüber dem Korridorzugang lag, war geschlossen. Dort wurde offenbar gearbeitet. Links davon war durch eine Tür eine Frau in Lederunterwäsche zu erkennen. An der Wand über dem breiten Bett hin eine neunschwänzige Katze. Auf einem Nachttisch standen Dildos wie bereits geschlagene Schachfiguren neben dem Brett. Dem Mann gelüstete nicht nach einer Domina. Was er suchte, war ein wenig Wärme, von der er im Grunde genau wusste, dass er sie hier niemals finden würde.
    Der Mann inspizierte die zweite Etage. Drei Türen waren geschlossen. Ansonsten saßen meist ältere sogenannte Mädchen auf breiten Betten und grinsten wissend, wenn sie einen mutmaßlichen Freier im Türrahmen erblickten. Ein etwas jüngeres Mädchen mit flachsblondem Haar lag bäuchlings auf ihrem Bett und las Comics. Als sie hochblickte und den Mann zu sich hinabschauen sah, stieß sie ein überraschtes „Oh!“ aus, das so natürlich war, dass sich der Mann beinahe für diese entschieden hätte. Doch schon war auch auf ihrem hübschen Gesicht das geschäftsmäßige Na-wie-wär's-mit-uns-beiden-Lächeln erschienen und hatte den Mann zurücktaumeln lassen, wie von einer Ohrfeige getroffen.
    Immer war es das gleiche Bild. Die Zimmer waren spartanisch eingerichtet. Ein großes Bett bildete den Mittelpunkt. Oft stand ein Sessel daneben, ein Nachtschrank und ein Fernseher fehlten auch fast nie. Die Tapete war meist verblichen und billig. Meist gaben Poster oder Bilder ein wenig Einblick in die Privatsphäre der Bewohnerin. Viele Poster waren romantisch verklärt. Pferde auf einer Wolkenkoppel, Frühling und Sommer als romantische Allegorien. Es waren keine Sexbilder dabei, nicht einmal Aktfotos.
    Die Nachtschränkchen waren stets überladen mit Arbeitsutensilien der Bewohn erinnen. Massagestäbe, Kondome, Parfumflakons, Deosprays führten einen wilden Tanz auf den freien Stellflächen auf.
    Bei einer älteren Schönheit mit schwarzem, glatten Haar präsentierte sich eine ansehnliche Sammlung von Plüschtieren auf dem Bett. Ein Mann, der diese Frau erwählte, musste sein Geschäft zwangsläufig von vielleicht fünfzig Glasaugen angestarrt verrichten. Zerschlissene braune Teddys saßen hier neben regenbogenfarbigen Häschen, gewichtigen, grauen Elefanten und putzigen Raupen in allen Farben unter der Sonne.
    Der Mann wandte sich ab und stieg eine weitere Etage hinauf. Zwei junge Bu rschen in Bomberjacken kamen ihm entgegen. Sie musterten den Mann, als hätte er im ganzen Gesicht eitrige Geschwüre. Vielleicht passte er nicht in dieses Haus weil er eine Krawatte und einen dunklen Anzug trug. Vielleicht passte er einfach nur diesen beiden jungen Schnöseln nicht, die begannen, Zoten zu grölen, als sie den Mann passiert hatten.
    Auch in der dritten Etage bot sich dem Mann das gleiche Bild. Wieder standen die Huren erwartungsvoll in den Türen. Ihr Lächeln war angemalt wie das von Zirkusclowns.
    In einem der Zimmer saßen zwei sehr schlanke Damen auf dem Bett, tranken Kaffee, rauchten dazu und hielten offenbar einen Plausch. Noch war Muße genug, der Abend begann erst, das große Geschäft würde nach Einbruch der Dunkelheit anlaufen. Der Mann ging an der Tür zu diesem Zimmer vorbei und folgte dem Gang zu weiter hinten liegenden Räumen. Dabei schnappte er ein paar Gesprächsfetzen auf.
    „ Die Neue aus der Vierten sahnt gewaltig ab, macht das Geschäft für alle anderen im Haus kaputt, sage ich dir“,
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