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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht
Autoren: Chiara Strazzulla
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inzwischen rehabilitierten acht hatten ihn mithilfe des Magus bekämpft und vernichtet. Keine Dunkelheit würde je wieder die Völker bedrohen.
    Die acht plötzlich zu Helden gewordenen Schurken hatten keine Einwände erhoben. Sollte der Rat doch dem Volk erzählen, was er wollte, sie kannten die Wahrheit, und das war genug, solange man ihnen nicht die versprochenen Belohnungen vorenthalten würde. Die Herrscher der Völker hatten sich beeilt, sie diesbezüglich zu beruhigen. Natürlich würde man sie entlohnen, und das nicht zu knapp. Jetzt bedurfte es nur noch der Zeremonie, die gerade mit dem Einsetzen der großen Messinghörner begann.
    Das Volk war schon gespannt auf die Rede, denn die sollte Dhannam Sulpicius halten, der gerade erst zum König der Elben und somit auch zum Vorsitzenden des Rates geworden war. Unter den Oberhäuptern der Völker waren alle Zwistigkeiten beigelegt, auch Herg hatte seine Autorität problemlos anerkannt. Aber das war nicht der Grund, warum Dhannam nach den acht die meiste Aufmerksamkeit zuteilwurde.
    Der junge Elbenkönig war auf dem besten Weg, zu einer Legende
zu werden, nicht nur weil er so jung war, sondern auch wegen einiger besonderer Umstände. Dass er im Krieg seine gesamte Familie – Vater, Bruder und Schwester – verloren hatte, rührte alle, besonders weil Dhannam wie ein wahrer König den Schmerz über diesen Verlust gefasst und hoch erhobenen Hauptes ertrug. So wurde er zum Symbol für all diejenigen, die den Tod ihrer Liebsten zu beklagen hatten. Keiner hatte wie er das Recht, an diesem Tag seine Stimme zu erheben, denn keiner kannte wie er das Leid, über das er sprechen wollte. Daneben lobte man schon überall die große Weisheit, die Dhannam trotz seines jungen Alters bewies, und niemand vergaß, wie aufsehenderregend in seinen Händen Sarandon Sulpicius’ Schwert zur Rettung der acht Reiche in neuem Glanz erstrahlt war.
    Dass er das genau in dem Moment getan hatte, als die Gremlins vernichtet wurden, war wohl purer Zufall gewesen, doch bei allen hatte es den Eindruck erweckt, er habe es bewirkt. Und wieder hatte der Rat beschlossen, es sei nicht notwendig, überflüssige Erklärungen zu liefern und unschuldige Vermutungen zu enttäuschen. Wenn das Volk glaubte, Dhannam wäre der Sarandon des neuen Zeitalters, umso besser! Jetzt zählte nur, dass der Krieg vorbei war, dass das neue Zeitalter in Frieden und Harmonie begann und man der Toten mit dem schuldigen Respekt gedachte. All das sollte der neue Elbenkönig in seiner Rede ansprechen.
    Als Dhannam in seinem schlichten schwarzen Gewand und mit bloßem Haupt an die Brüstung der Großen Mauer trat, erhob sich wieder ein Raunen in der Menge. Dhannam schaute auf das Meer der Trauernden unter ihm und dachte an Alfargus, an Gavrilus, an Adilean und General Asduvarlun und schon wollte ihm die Stimme versagen. Doch dann wusste er, dass er für sie sprechen musste, denn sie hätten es so gewollt.
    »Heute ist ein sehr glücklicher Tag«, begann er und seine Stimme erfüllte den hohen klaren Himmel. »Die Bedrohung unserer Zeit ist vorbei, die Angst ist verschwunden, der Feind ist
verjagt und vernichtet und wird nicht wiederkommen. Jetzt wissen wir, dass es ein fünftes Zeitalter geben wird, schöner und strahlender als das vierte. Wir wissen, dass wir unsere Allianzen erneuert haben und gemeinsam ohne Spannungen und unnötiges Leid den Frieden genießen können.«
    Seine Augen glitten über die Leute, die um ihn versammelt waren: Gethra und Gibrissa nickten wieder in völligem Gleichklang, Viyyan Lise hatte sich mit großer Geste in seinem Sessel zurückgelehnt, Elirion stand weiter hinten und lächelte befreit, und Herg schien ganz in Gedanken versunken zu sein. Er sah Vaskas Rannaril mit den drei eintätowierten Linien auf der Wange und dem entschiedenen Gesichtsausdruck, der seine violetten Augen niemals verließ, Araneus Calassar mit seinem Kater Rufus auf den Knien, Ulf Ghandar, der grimmig und verschlossen wie immer die Arme vor der Brust gekreuzt hatte und skeptisch darauf wartete, wie die Rede weitergehen würde. Er sah die acht Schurken mit den Zeichen auf der Haut, die ihren Frieden gerettet hatten, die zusammengepressten Lippen von Shaka Alek, die Freude in Morosilvo Dan Na’Hays einem Auge, den zwiespältigen Ausdruck bei Ardrachan Caleth. Er blickte in das freundliche Gesicht von Lisannon Seridien und bemerkte das leichte, zustimmende Kopfnicken von Allan Sirio. Dann holte er tief Luft und fuhr
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