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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht
Autoren: Chiara Strazzulla
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das würde zwar ein paar Wochen länger dauern, aber dafür würden sie wenigstens heil und in einem Stück ankommen …!

    Als kurz darauf die Welt aufhörte, sie in einen Strudel zu reißen, und Morosilvo eine leichte Übelkeit überwunden und die Hände seiner Gefährten losgelassen hatte, war die Landschaft um sie herum tatsächlich die bei der Großen Mauer in der Ebene.
    Aber wie anders war dieser Ort im Vergleich zu damals, als er ihn zuletzt gesehen hatte, wie verwüstet und verheert war es hier! Überall sah er Leichen, die Erde war blutgetränkt, die Luft stank nach Magie und Sprengstoff, hier und da lagen herrenlose oder zerbrochene Waffen herum und allenthalben war der Boden durchlöchert, wo magische Blitze oder die Kugeln der Bombarde eingeschlagen waren. Rauch stieg auf, und in der Ferne sah man einen Trupp Sanitäter, der unter den Toten nach Überlebenden suchte. Hier hatte eine grausame Schlacht stattgefunden, und wer wusste schon, wie lange es dauern würde, bis die Gegend wieder so ruhig und friedlich aussehen würde wie vorher.
    Morosilvo blickte sich um und fragte sich, ob er das wirklich alles sehen wollte. Dann bemerkte er noch etwas anderes im Schatten der majestätischen dunklen Umrisse der Großen Mauer: eine einsame, weiß gekleidete Gestalt, die auf sie zuschritt und sich dabei auf ihren Zauberstab stützte. Der Mann musste sie gesehen haben und kam ihnen nun entgegen.
    Lange hellbraune Haare fielen ihm auf die Schulter, sein Gewand war das eines Druiden, goldene Ringe glitzerten an seinen Ohren und sein Stab war am oberen Ende gebogen und lief am unteren in einer Spirale aus. Morosilvo starrte ihn einen Moment lang an, ohne zu begreifen, wer das sein könnte, dann wurde ihm klar, dass er diesen Stab kannte. Besser gesagt, dass seine Kniescheiben schon seine Bekanntschaft gemacht hatten.
    »Allan Sirio«, murmelte er.
    Und wirklich kam da der kräuterkundige Druide über das verwüstete Schlachtfeld auf sie zu, auf den Lippen sein ermutigendes Lächeln und in der Hand seinen Birkenstab. Morosilvo fiel auf, dass er älter wirkte: Falten zogen sich über sein Gesicht und im Haar waren silberne Strähnen. Aber die dunklen Augen blickten
genauso hellwach wie zuvor. Der Druide blieb direkt vor dem Magus stehen, grüßte sie alle mit einer leichten Verbeugung und streichelte dem Uhu über den Kopf. Dann drückte er die Hand des Magus und erwiderte dessen festen Händedruck, als ob er nach langer Zeit einen Freund wiedersah.
    »Allan Sirio«, sagte der Magus wie Morosilvo vor ihm, mit der gleichen Anerkennung in der Stimme. »Ich bin glücklich, dich wiederzusehen, jetzt, wo alles wirklich vorbei ist.«
    Sirio lachte leise und warf die Haare nach hinten, die ihm in die Stirn gefallen waren. »Nichts ist jemals völlig vorbei, Magus«, bemerkte er scharfsinnig. »Aber ich werde dir diese kleine Lüge nicht übel nehmen. Auch die Götter lügen, damit die Sterblichen in Ruhe ihren Frieden genießen können.« Er atmete tief ein, als wolle er den Geruch in sich aufsaugen, der in der Luft lag. »Es ist Frieden«, sagte er, »endlich ist wieder Frieden. Auch die Erde wird von all dem erlittenen Leid gereinigt werden, von all dem Blut, das sie getrunken hat. Und das habt ihr geschafft.«
    »Du hast auch dazu beigetragen«, bemerkte der Magus. »Ich habe mein Bestes gegeben«, erwiderte Sirio gewohnt schlicht. »Ich habe auch dafür bezahlt, aber ich bereue nichts. Es gibt vieles, was du noch nicht weißt, Magus«, es wirkte jetzt völlig natürlich, dass er den Abgesandten der Götter duzte, »von dem ich dir vielleicht erzählen sollte. Aber vielleicht ist dir ja schon alles bekannt. Ich sehe, dass Verannon mir zuvorgekommen ist, und vielleicht ist es vermessen von mir anzunehmen, ich könnte jemandem Neuigkeiten berichten, der mit seinen eigenen Augen die Große Zeitrechnung gesehen hat.«
    »Vielleicht«, pflichtete ihm der Magus bei und zuckte verschmitzt mit den Schultern. »Ich würde sehr gerne die Neuigkeiten hören, die du mir zu erzählen hast, Allan Sirio. Aber ich darf hier nicht länger verweilen, nun, da die Völker meine Anwesenheit nicht länger benötigen. Ich muss gehen, und ich fürchte, dass wir uns nicht wiedersehen werden. Du warst ein guter Freund,
für mich und für die Völker, und ein guter Führer dem, der deiner Anleitung bedurfte. Und dafür danke ich dir.«
    »Es gibt nichts, wofür du mir danken könntest«, widersprach ihm Sirio. »Danke denen, die mit dir gekommen
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