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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht
Autoren: Chiara Strazzulla
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genau wie einer von ihnen vor.
    Gerade hatte er seinen Augen kaum getraut, und jetzt wusste er nicht, was er von dem eben beendeten Schauspiel zu halten hatte – ob es nur eine Demonstration von Kraft war, mit der die Gegner einander beeindrucken wollten, oder ob es wirklich ein tödlicher Schlagabtausch war. Aber insgeheim wusste er, dass er so etwas noch nie von einem der üblichen Zauberer gesehen hatte: eine echte Kreatur von solcher Größe heraufzubeschwören, die nicht nur eine flüchtige Illusion war! Oder eine leuchtende Schnur wie die, die sich um Tharkarúns Knöchel gewickelt hatte, dann weiter nach oben geglitten war und versucht hatte, sich um seinen Hals zu schlingen!
    Morosilvo war von diesem Zweikampf fasziniert, aber allmählich empfand er auch große Angst. In seinem neuen Ich machte sich der frühere Morosilvo bemerkbar und wies darauf hin, dass man, nur weil man einmal bewusst den eigenen Tod in Kauf genommen hatte, diese Erfahrung nicht unbedingt wiederholen musste. Wenn er nur seinem Instinkt gefolgt wäre, hätte Morosilvo
dem Schauspiel vor seinen Augen den Rücken gekehrt, die Beine in die Hand genommen und wäre fortgelaufen, egal wohin, ehe diese beiden Verrückten die ganze Wüste und damit auch ihn in die Luft sprengten. Aber nicht einmal dafür blieb ihm Zeit, denn Tharkarún zog sich wieder mit einem gewaltigen Sprung hinter eine Düne zurück und dieses Mal wollte ihm der Magus keine Gelegenheit geben, sich zu sammeln.
    »Er folgt ihm«, sagte Pelcus Vynmar leise neben Morosilvo.
    Und er hatte recht. Der Magus nahm Anlauf, sprang noch höher als Tharkarún und verschwand hinter derselben Düne. Ein gewaltiger magischer Donner kündete von seiner Landung: Die beiden führten zweifellos ihren Zweikampf fort.
    »Was meint ihr: Sollen wir ihnen folgen?«, fragte Thix vorsichtig.
    Zum ersten Mal waren sich Morosilvos zwei Ichs einig: Der alte Morosilvo wollte sich auf keinen Fall in eine tödliche Gefahr bringen und der neue nahm es als gegeben hin, dass dieser Kampf vielleicht nicht vor ihren Augen ein Ende finden sollte. Dann sollte es eben so sein. Er schüttelte den Kopf. »Lassen wir sie allein. Sie werden einander viel zu sagen haben.«
    Hinter den Dünen leuchtete es, immer schneller folgten die Zauberblitze jetzt aufeinander. Steuerten die beiden Gegner auf das Ende zu?
    Morosilvo stellte sich den konzentrierten Ausdruck auf dem uralten Gesicht des Magus in Erwartung des letzten entscheidenden Angriffs vor, dann versuchte er sich Tharkarúns Züge unter dem Hut vorzustellen, aber es gelang ihm nicht. Die plötzliche Stille nach den hin und her zuckenden Blitzen war furchterregend.
    Konnte es sein, dass alles außerhalb ihres Blickfeldes zu Ende gegangen war, dass die Geschichte jetzt vorbei war, ohne dass sie wussten, mit welchem Ausgang? Doch sie wurden eines Besseren belehrt, denn in diesem Augenblick erbebte die Wüste wieder unter ihren Füßen, und ihre Ohren wurden von einer so lauten
Explosion betäubt, dass sogar Pelcus sich schützend die Hände über die Ohren legte. Dann herrschte wieder Stille.
    Dieses Mal blieb es still.
    Shaka begriff sofort, dass alles vorbei war, als das letzte Echo des Donners verhallte. Auch die magische Spannung in der Luft hatte sich gelegt. Shaka konnte nicht erkennen, wie der Zweikampf geendet hatte. In seinem ganzen Leben hatte nie etwas seine Weitsicht erschüttern können, außer dem Kampf gegen seine sich aufbäumende innere Magie. Doch in diesem Augenblick, als er seine Augen auf die Dünen richtete, die sich klar gegen einen Himmel mit einer inzwischen hoch stehenden Sonne abzeichneten, erfasste ihn ein Angstschauer beim Gedanken, wer wohl jeden Moment dort auftauchen mochte. Der Magus, der als Sieger nun Freiheit und Rettung für alle verkünden konnte, oder Tharkarún mit Hass und Zerstörung? Oder vielleicht keiner von beiden? Vielleicht waren beide umgekommen, wie die beiden Idole zu Anbeginn der Zeiten? Sie konnten nur abwarten, um es zu erfahren.
    Sie blieben in der Gruppe stehen, als ob es ihnen jemand befohlen hätte. Der Wind hatte sich gelegt und vollkommene Stille hatte sich über An Tharan gelegt. Deshalb und nicht nur, weil die freigesetzte Magie des Weißen Steins ihre Sinne geschärft hatte, vernahmen sie nun von fern schlurfende Schritte auf dem Sand. Also hatte es einen Sieger gegeben. Einer hatte triumphiert und lief nun auf sie zu. Sie alle hielten noch ihre Waffen in der Hand, und keiner kam auf den Gedanken, sie
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