Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos
Autoren: Larissa Ione
Vom Netzwerk:
hoch und kroch nach draußen. Nach wie vor zerrten Tod und Gefahr an ihm, zwei unterschiedliche Seile, die ihn in verschiedene Richtungen zogen. Das Seil der Gefahr erschien ihm … drängender, aber in seinem geschwächten Zustand konnte er einfach nicht riskieren, in eine von Pestilences Fallen zu geraten. Der Tod hingegen erfüllte ihn mit Energie.
    Also gut. Zuerst der Tod, dann die Gefahr.
    Er öffnete ein Höllentor, indem er sich von der Anziehungskraft des Todes leiten ließ, und torkelte hindurch. Augenblicklich traf ihn ein Schwall heißer, feuchter Luft, als hätte sich ein gigantischer Ofen geöffnet. Der Gestank verwesenden Fleischs und brennenden Holzes attackierte seine Nase. Mit letzter Kraft hob er den Kopf und blickte verwirrt auf die versengte Erde und die umgestürzten Bäume. Thans inneres GPS verriet ihm, dass er sich in Down Under befand, aber so hatte er Australien noch nie gesehen.
    So viel Tod.
Das erklärte, warum es ihn hierhergezogen hatte.
    »Hey du.« Thanatos’ Kopf fuhr herum zu dem hemdlosen Mann in hautenger Hose, dessen Farbe sich immer wieder veränderte, um sich dem Hintergrund aus Rauchgrau und Schwarz anzupassen.
    »Hades.« Seine Stimme klang, als hätte er Glasscherben verschluckt. »Ist das hier … Australien?«
    »Jepp.« Hades ging ein paar Schritte, sodass seine Stiefel mit lautem Krachen verkohlte Knochen zermahlten, die sowohl Menschen als auch Dämonen zu gehören schienen. »Nachdem es im Namen von Sheoul erobert wurde, kann ich hier rumhängen.«
    Natürlich. Hades war als Dämon an Sheoul gebunden, wenn auch aus einem ganz anderen Grund. Als gefallener Engel war er gezwungen worden, sich um Sheoul-gra zu kümmern, den Ort, wo die Seelen von Dämonen und bösen Menschen verwahrt wurden, es sei denn, Azagoth, auch als Gevatter Tod bekannt, gab ihm frei.
    »Azagoth hat dir also erlaubt, Sheoul-gra zu verlassen?«
    »Er hat mir eine Stunde gewährt«, sagte Hades, wobei seine Stimme zu einem sarkastischen Knurren degenerierte. »Seine Großmut kennt keine Grenzen.« Er stieß Than mit dem Stiefel an. »Ich schätze, jetzt muss ich dir auch noch helfen. Ich hoffe nur, du erholst dich rasch, denn ich will noch eins dieser neuen Sukkubus-Bordelle aufsuchen, ehe ich wieder ins Gra zurück muss.«
    In Thans Muskeln schienen sich eine Million Nadeln zu bohren, als er sich mit viel Mühe aufrichtete und gegen einen umgefallenen Baum stützte. Der blauhaarige Mistkerl stand einfach dabei und sah ihm zu.
    »Warum solltest … du mir helfen?«
    Hades’ Gesicht wurde so hart wie die Landschaft um sie herum. »Weil dein verdammter Bruder mich echt nervt. Ich weiß ja durchaus zu schätzen, was er da versucht, von wegen eine Apokalypse in Gang bringen und so, aber wenn er seine Nase in meine Angelegenheiten steckt, werde ich sauer.«
    Thanatos wackelte mit den Zehen, überaus erleichtert, sie endlich wieder zu spüren. »Wovon redest du?«
    Die blauen Adern, die sich wie ein Spinnweben über Hades’ bleiche Haut zogen, leuchteten auf und begannen zu pulsieren. »Er versucht, Sheoul-gra zu zerstören und Azagoth zu vernichten.«
    »Oh, Scheiße.« Ohne ein Sheoul-gra wäre jeder Dämon oder böse Mensch, der im Menschenreich getötet wurde, in der Lage, in seiner Phantomgestalt Chaos und Verwüstung anzurichten.
    Außerdem besagte eine beliebte Theorie, dass Azagoth möglicherweise der Vater der Reiter war, aber bislang war niemand in der Lage gewesen, sie zu verifizieren. Doch bis dieses Gerücht bestätigt oder widerlegt worden war, würde Thanatos den Kerl lieber am Leben wissen.
    »
Oh, Scheiße
trifft es ziemlich genau. Wer hätte gedacht, dass in deinem bekloppten Bruder ein hirnverbrannter, durchgedrehter Serienkiller steckt?«
    Genau das war das große Problem. Reseph war der freundlichste und ausgeglichenste von ihnen gewesen. Wenn aus ihm schon ein solcher Schurke wurde, verhieß das nichts Gutes für Ares, Limos und Than.
    Plötzlich merkte er, dass ihn ein Ast in den Rücken piekste, gleichzeitig begann seine Körpermitte zu vibrieren. Sein Körper kehrte ins Leben zurück.
    Und er war hungrig.
    Mit dem Hunger wurde zugleich auch die Anziehungskraft der Gefahr immer größer, verwandelte sich in ein pulsierendes Bewusstsein in seinem Hinterkopf. Was zur Hölle war das nur?
    »Er wird mit jedem Tag stärker, Thanatos. Die Seelen, über die ich wache, reinkarnieren sich mit einer Geschwindigkeit, die ich noch nie erlebt habe.«
    Than runzelte die Stirn. »Und du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher