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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos
Autoren: Larissa Ione
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Klang seiner Stimme, an sein Lachen.
    Und sie erinnerte sich an den Ausdruck auf seinem Gesicht, als ihm klar wurde, dass sie ihn hintergangen hatte.
    Jetzt würde sie sterben, und alles war umsonst gewesen.
    Das Baby in ihren Bauch trat immer fester um sich, als wüsste es ebenfalls, dass das Ende nahe war. Der Vampir lächelte.
    »Ich kann das Leben in dir spüren«, sagte er. »Ich werde genießen, es auszulöschen.« Seine Hand legte sich auf ihren geschwollenen Unterleib, und in ihrem Kopf schrie sie los.
    »Könntet ihr beide vielleicht noch ein bisschen lauter sein?« Die Stimme eines Fremden gesellte sich zu dem Schrei in ihrem Kopf und dem Pochen des Pulses in ihren Ohren, während eine sanfte Brise über ihre Haut flüsterte.
    Im nächsten Augenblick flog der Vampir zur Seite, und sie wurde seinem Griff entrissen. Ihr blieb nur ein Sekundenbruchteil, um den anderen Vampir zu sehen, der sich ihrer Party angeschlossen hatte, ehe er sie beiseiteschleuderte. Sie kam hinter dem Podium am Boden auf und blieb dort keuchend sitzen. Während sie nach Luft schnappte, starrte sie den Neuankömmling an, in dem sie definitiv einen von Thanatos’ Tagwandlerdienern erkannte. Jetzt griff er den Vampir an, der versucht hatte, sie umzubringen.
    Der Neuankömmling rammte dem ersten Vampir die Faust gegen den Kopf, dass dieser gegen die Wand taumelte. Ehe er sich zu sammeln vermochte, stieß ihm der neue Vampir ein Stück Holz – sie hatte keine Ahnung, woher er das auf einmal hatte – in die Brust. Der erste Vampir zischte, während sich sein Körper bereits schwärzte und zu Staub zerfiel.
    Der überlebende Vampir humpelte zu ihr herüber; in seinen Augen mischten sich Schmerz und Wut. »Du hast Thanatos verraten«, knurrte er. »Du hast uns alle verraten.«
    Sie war sich nicht sicher, was »uns alle« betraf, aber der Rest entsprach leider der Wahrheit. »Und warum hast du mich dann gerettet?«
    »Dich gerettet?« Der Vampir zeigte auf das Häufchen Asche, das einmal sein Bruder gewesen war. »Er hätte dich lediglich getötet. Ich bringe dich zu Thanatos.« Er grinste. »Vertrau mir, ich habe dich nicht
gerettet


2
    Das Einzige, was noch schlimmer war, als gelähmt in seinem eigenen Schädel gefangen zu sein, unfähig, sich zu bewegen oder zu sprechen, war, dabei seinem Bruder und seiner Schwester ausgeliefert zu sein.
    Achteinhalb endlose, wahnsinnig machende Monate war Thanatos, der vierte Reiter der Apokalypse, nun schon ans Bett gefesselt, mit einem Fernseher als einzige Gesellschaft. Na ja, alle zwölf Stunden erhielt er Besuch von jemandem aus dem
Underworld General
, der ihm lähmenden Höllenhundspeichel injizierte, seinen Infusionsbeutel mit Kochsalzlösung austauschte, dafür sorgte, dass er hydriert blieb, und ihn zu seiner größten Erniedrigung von Kopf bis Fuß mit einem Schwamm wusch, ehe er ihm eine frische Jogginghose anzog. Aber für gewöhnlich konzentrierten sich diese Besucher natürlich auf das Nötigste, ganz geschäftsmäßig. Sicher, seine Schwester Limos, der dritte apokalyptische Reiter, und Ares, der zweite apokalyptische Reiter, leisteten ihm häufig Gesellschaft, aber Ares war nicht gerade gesprächig.
    Limos hingegen war eine Quasselstrippe, nur war Than leider scheißegal, welche Farbe der Nagellack hatte, den sie heute Morgen aufgetragen hatte, oder wie sie und ihr Ehemann, ein Mensch namens Arik, ihre Flitterwochen in Europa planten, wenn erst die Apokalypse vorüber war.
    Also ernsthaft – Flitterwochen? War es dafür nicht schon ein bisschen zu spät? Es war ja nicht so, als ob Limos nicht sowieso schon auf einer paradiesischen Tropeninsel lebte und im Grunde an jedem beschissenen Tag Flitterwochen für sie stattfanden.
    Das klingt aber ganz schön verbittert, mein Junge.
    Ja, schon möglich, dass er ein bisschen eifersüchtig war. Denn so krank sich das auch anhören mochte: Das Einzige, was Than in den Tausenden von Jahren, die er nun schon lebte, bei Verstand gehalten hatte, war die Tatsache, dass Ares und Limos genauso einsam waren wie er. Doch jetzt waren Ares und Limos beide glücklich verheiratet, und er lag hier herum, gelähmt, unglücklich und von Hass auf die Frau zerrissen, die ihm das eingebrockt hatte.
    Regan.
    Seit er dazu verflucht worden war, der Reiter zu sein, der einmal Death, der Tod, sein würde, wenn sein Siegel brach, war er davon überzeugt gewesen, dass seine Jungfräulichkeit sein Siegel war. Dementsprechend hatte er seinen Schwanz bewacht, als wäre er
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