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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos
Autoren: Larissa Ione
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Mühe, nicht zu zucken. »Hör mal … ähm … wir müssen dir was sagen.« Ihre Stimme war leise und ernst. Scheiße, das hatte nichts Gutes zu bedeuten. »Ich weiß, du kannst den Bruch der Welt wahrscheinlich fühlen, und es muss dich echt verrückt machen.«
    Verrückt? Versuch’s mal mit Ich-könnte-glatt-die-Wände-hochgehen-wahnsinnig und Mir-platzt-gleich-der-Kragen-durchgeknallt.
Limos und Ares hatten ihn auf dem Laufenden gehalten, was Pestilences letzte Heldentaten anging, aber das hätten sie gar nicht tun müssen. Than hatte es dem Fluch zu verdanken, dass er die schweren Verluste an Menschenleben auf der ganzen Welt spüren konnte und sich von ihnen angezogen fühlte wie ein Junkie von Heroin. Offensichtlich hatte er durch seine Lähmung auch die Fähigkeit verloren, dorthin zu reisen, aber die Toten übten eine magische Anziehungskraft auf ihn aus, die in seinem Inneren waberte wie Rauch aus einem Krematorium.
    »Und es wird noch viel schlimmer werden«, sagte Ares. »Pestilences Seuchen haben überall auf der Erde Krieg, Hunger und unzählige Tote verursacht. Das ist auch der Grund, warum wir so oft weg waren. Wir haben viel zu viel Zeit an den Orten verbracht, wo es am schlimmsten zuging.«
    Limos und Ares litten unter ähnlichen Flüchen wie Than; Ares wurde von Orten angezogen, an denen größere Kämpfe stattfanden, und Limos zogen Hungersnöte unwiderstehlich an. Und ja, Than war es durchaus aufgefallen, dass sie in letzter Zeit nicht allzu viel zu seiner Unterhaltung beigetragen hatten. Wenigstens war Cara, Ares’ Frau, da gewesen. Sie las Thanatos häufig vor, wofür er ihr dankbarer war, als er je ausdrücken könnte.
    Und warum wird jetzt alles noch schlimmer?
Er hätte sie am liebsten angeschrien, fühlte, wie sich seine linke Hand, die versteckt an seiner Seite lag, zur Faust ballte.
    »Letzte Woche hat Pestilence Australien im Namen Sheouls annektiert.«
    Oh Scheiße.
Dämonen, die für gewöhnlich an Sheoul – die Menschen nannten es Hölle – gebunden waren, waren somit in der Lage, Australien zu besetzen. Ein gewaltiges Land, das Millionen Dämonen beherbergen konnte und ihnen erlauben würde, sich auf einen massiven weltweiten Angriff vorzubereiten. Seit Anbeginn der Zeit sehnten sich die Dämonen danach, die Apokalypse in Gang zu setzen, um die Menschheit zu besiegen und sich die Erde untertan zu machen. Nachdem sie jetzt Australien in der Tasche hatten, waren sie ihrem Ziel einen gewaltigen Schritt näher gekommen.
    Und was ist mit den Menschen?
    Limos, die schon immer gewusst hatte, was in seinem Kopf vorging, antwortete, als ob sie ihn gehört hätte. »Die Menschen, die nicht rechtzeitig fliehen konnten, sind … verloren.«
    »Ein paar haben wir rausgeholt.« Ares’ Stimme klang niedergeschlagen. »Kynan, Limos, Arik und ich konnten einige wenige retten.«
    »Es sieht schlimm aus«, bestätigte Limos. »Aber die gute Nachricht ist, dass die Aegis einen Weg gefunden hat, die Höllenschlünde zu schließen. Wenn auch nur vorübergehend. Die Magie, die sie benutzen, wird von der Gegenmagie der Dämonen aufgezehrt, aber immerhin konnten sie dadurch die massenhaften Bewegungen der Dämonen verlangsamen.« Sie klopfte ihm auf den Arm. »Du musst Geduld haben, Than. Nur noch ein paar Wochen, und wir werden dich freilassen.«
    Ein paar Wochen? Und warum ausgerechnet dann?
    Ares drückte Thans Fuß. »In ein paar Stunden kommt jemand für die nächste Injektion. Wir kommen dich wieder besuchen, sobald wir können.«
    Limos und er gingen. Verdammte Hölle – Thanatos hatte wahrhaftig nicht vor, die nächste Injektion abzuwarten. Aus irgendeinem Grund war er wieder in der Lage, sich zu bewegen, und er würde zusehen, dass er aus diesem Loch rauskam.
    Also nahm er all seine Willenskraft zusammen und wiegte seinen Körper so lange hin und her, bis er genug Schwung aufgebaut hatte, um sich aus dem Bett zu wälzen. Der Aufschlag auf den Fußboden tat höllisch weh, aber der Schmerz spornte ihn nur an. Irgendetwas bereitete ihm mächtige Bauchschmerzen. Gefahr. Tod. Beides. Nur, dass sich die Anziehungskraft der Gefahr anders anfühlte als alles, was er je gefühlt hatte. Es war beinahe so, als wäre
er
derjenige, der sich in Gefahr befand … aber das Gefühl war gedämpft. Was auch immer es war, es zog ihn unwiderstehlich an, und er musste folgen.
    Er riss sich den Infusionsschlauch aus der Hand und schleppte sich zu der Schiebetür aus Glas. Grunzend stemmte er sich auf Hände und Knie
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