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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog
Autoren: Clive Cussler
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zu können.
    Der Funkempfänger stand auf einem Beistelltisch neben dem General, daher nahm er den Ruf an.
    »Nein, hier ist nicht Mr. Laretta«, erklärte er. »Mein Name ist General Philippe Espinoza. Ich bin nur zufällig in seinem Büro.«
    »General, es ist mir eine Ehre«, erwiderte Lee. »Und lassen Sie sich von mir die aufrichtige Anteilnahme meiner Regierung, den Verlust Ihres Sohnes betreffend, übermitteln. Ich habe ihn zwar nur kurz gekannt, aber er kam mir wie ein exzellenter Offizier und ein sehr feiner Mensch vor.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Espinoza erstickt, sein Tonfall war eine Mischung aus Scham und Trauer.
    »General, ich will Sie wirklich nicht mit einer weiteren Bürde belasten, aber ich muss Ihnen melden, dass die Silent Sea nicht mehr an ihrem Platz liegt.«
    »Wie bitte?!«
    »Da gibt es einen Gletscher, der die Bucht, in der sie sank, ein Stück weit überragt. Von diesem Gletscher hat der Sturm ein großes Stück abgebrochen. Einer meiner Männer glaubt, dass die Druckwelle der Explosion möglicherweise als Auslöser betrachtet werden kann, aber die Gründe sind eigentlich nicht so wichtig. Wichtig ist vor allem, dass die Welle, die dadurch erzeugt wurde, das Wrack von seinem Liegeplatz weggespült hat. Wir haben dann auf dem möglichen weiteren Weg der Silent Sea nach Spuren gesucht, aber keinerlei Hinweise auf die Existenz des Schiffes gefunden.«
    »Sie werden doch weitersuchen.« Es war mehr eine Frage als eine Feststellung.
    Ein kurze Pause setzte ein, bevor der chinesische Forscher antwortete. »Es tut mir leid, aber – nein. Ich habe mich mit meinen Vorgesetzten in Verbindung gesetzt und sie von der Situation unterrichtet. Daraufhin haben sie mir befohlen, die Suche sofort abzubrechen und mein Team so schnell wie möglich von hier wegzuholen. Nach dem Verlust unseres U-Bootes, der schwer beschädigten Basis und ohne handfeste Beweise, dass Vertreter meiner Nation die Ersten gewesen sind, die diese Region betreten haben, sind sie nicht bereit, weiterhin das Risiko einer internationalen Verurteilung einzugehen.«
    »Sie finden die Silent Sea mit Sicherheit in ein oder zwei Tagen. Schließlich wissen Sie doch, dass sie da draußen liegt.«
    »Das tun wir, ja, aber der Meeresboden senkt sich außerhalb der Bucht bis auf fast zweitausend Meter ab. Die Suche könnte einen Monat oder länger dauern, und wir hätten sie noch immer nicht gefunden. Meine Regierung ist nicht gewillt, das Risiko einer derart langen Suche einzugehen.«
    Das war der letzte Nagel zu seinem Sarg. Am nächsten Morgen startete in aller Herrgottsfrühe die erste Hercules nach Argentinien und brachte die erste Welle Männer von der Halbinsel in die Heimat zurück. Im Gegensatz zu Julius Cäsar hatten sie den Rubikon überquert, nur um von dem, was sie für Schicksal hielten – was jedoch in Wirklichkeit Juan Cabrillo und die Corporation waren –, zurückgeschlagen zu werden.
     
    Eine dunkle Wolke hing über der Oregon, während sie auf ihrem Weg nach Südafrika Kurs nach Nordwesten nahm. Sie würden sich zwar um zwei Tage verspäten, um während seines Staatsbesuchs für die Sicherheit des Emirs von Kuwait zu sorgen, aber eilige Nachverhandlungen wegen ihres Honorars hatten alle Probleme schnellstens aus dem Weg geschafft.
    Das Schiff ähnelte jetzt einem Zombie. Es konnte zwar funktionieren, aber es hatte keine Seele. Juans Präsenz war überall an Bord zu spüren, desgleichen seine Abwesenheit. Vier Tage waren seit seinem Tod verstrichen, und die Mannschaft konnte wie am ersten Tag noch immer nicht fassen, dass er nicht mehr zurückkommen würde.
    Ohne Juan – als ihrem Chef – wurde offen davon gesprochen, die Corporation aufzulösen, ein Vorschlag, dem Hanley nicht widersprach. Mark Murphy saß an dem Schreibtisch in seiner Kabine und spielte endlose Runden Internet-Backgammon. Es war weit nach Mitternacht, aber an Schlaf war nicht zu denken. Mehr als jeder andere fürchtete er sich vor seiner Zukunft. Sein IQ hatte ihn sein ganzes Leben lang sozial völlig isoliert, und erst in der Corporation hatte er einen Platz gefunden, der nicht nur zu ihm passte, sondern auf dem er sogar aufblühte. Das wollte er nicht verlieren. Er wollte nicht in eine Welt zurückkehren, in der ihn die Menschen für einen Freak hielten oder als lebenden Computer benutzten, so wie damals, als er in der Verteidigungsindustrie gearbeitet hatte.
    Die Menschen auf der Oregon waren seine Familie. Sie nahmen seine Eigenarten an oder
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