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Sautanz (German Edition)

Sautanz (German Edition)

Titel: Sautanz (German Edition)
Autoren: Veronika A. Grager
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    Der Samstag stellte sich mit einem wunderbaren Segelwetter ein. Sonne, kein Wölkchen am Himmel und dazu ein frischer Wind. Und das Ende September!
    Dorli hatte sich erboten, Lupo in Wien abzuholen, da sie seinem klapprigen Schrotthaufen nicht traute. Wer wusste schon, ob der museumsreife Polo den Weg zum Neusiedler See und retour überhaupt noch schaffte und nicht auf halbem Weg auseinanderfiel. Den hielten ja nur noch Rost und saurer Regen zusammen. Lupo hatte dem energisch widersprochen. Leukoplast, Paketschnur, Draht und Gaffatape waren auch dabei.
    Viel lieber wäre Dorli mit ihrer Kawasaki gefahren. Es machte immer wieder tierischen Spaß, mal richtig die Sau rauszulassen. Auf der linken Spur über die Autobahn zu brettern, auf Bundesstraßen die Kurven zu schneiden. Und wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, dann ritt sie beim Biken manchmal ein kleines Teufelchen und ließ sie die Tempolimits einfach ignorieren. Doch für den Wochenendausflug zum Baden und den Besuch eines Festes war ein wenig mehr Garderobe als Motorradkombi und Badeanzug nötig. Und Lupo würde vermutlich auch etwas Gepäck haben. Also hatte sie sich schweren Herzens für das Auto entschieden.
    Als sie in Rust auf dem Parkplatz vor dem Seebad aus Dorlis rotem Octavia Kombi kletterten, musterte Lupo besorgt die Fähnchen des Jachtclubs, die munter in der steifen Brise gegen die Masten klackerten. Die Boote schaukelten im Hafen fröhlich auf und ab. Es roch nach Schlamm, frisch gemähtem Gras, Sonnenöl und einem Hauch von verfaultem Fisch.
    Lupo schien ein wenig bleich um die Nüstern. »Was meinst, ist das nicht zu viel Wind zum Segeln?«
    »Geh Lupo, schau dir die Schifferln draußen am See an. Die haben den Spinnaker gesetzt. Von Sturm keine Rede. Ein schöner Wind zum Segeln. Wo liegt denn das Boot von deinem Freund?«
    Lupo brabbelte etwas Unverständliches in seinen imaginären Bart und zog das Handy aus der Hosentasche. »Wir sind da!«, vermeldete er seinem Gesprächspartner. Kurz darauf erschien ein Mann in Lupos Alter, tiefbraun, das Gesicht von tausend Lachfalten durchzogen, mit einer soliden Stirnglatze.
    »Schön, dass ihr pünktlich seid. Da können wir den ablandigen Wind ausnützen, um flott rüberzusegeln.«
    Er wies mit einer lässigen Handbewegung hinaus auf den See. Vom anderen Ufer war nichts zu sehen, das lag verborgen im Dunst. Täuschte sich Dorli, oder wurde Lupo noch einen Deut blasser? Sein fast schwarzes Haar, wie immer etwas zu lang, wurde vom Wind wie ein dunkler Heiligenschein um sein Gesicht geweht. Und ein leidender Zug lag um seinen Mund. Mit Dornenkrone und ein paar Blutstropfen hätte er das ideale Karfreitags-Kreuzweg-Gesicht. Für die Passionsspiele von Erl in Tirol hätte man ihn sicher vom Fleck weg engagiert.
    Sie durchquerten das Bad und gelangten zu einer Marina. Dort musste Peter eine Tür aufschließen, sodass sie in den abgesperrten Bereich gelangten, wo die Boote lagen. Bei seinem, der Morning Rose , angekommen, begrüßten sie erst mal Peters Frau Hilde, eine lebhafte kleine Brünette mit Pferdeschwanz, und die Nachbarn Peters, Lena und Willi, sowie Greta und Ernst, die in einem zweiten Boot namens Lilibeth an dem Ausflug teilnahmen. Die anderen hatten ihr Gepäck schon an Bord gebracht. Dorli und Lupo erhielten eine kurze Einweisung, wo sie ihr Zeug abstellen und sich ungestört umziehen konnten. Sobald Dorli in ihrem Badeanzug und Lupo mit einer Maxishort an Deck erschienen, wurden die Taue zum Liegeplatz gelöst und die Boote nur unter Vorsegel aus der Marina manövriert. Die Hafeneinfahrt war ein wenig eng, und so mussten sie in der Ruster Bucht ein paarmal aufkreuzen, wobei es immer wieder anderen Booten, Surfern und Schwimmern auszuweichen galt. Weiter draußen war weniger Verkehr. Der Wind war hier deutlich stärker zu spüren, die Wellen höher, und das Schiffchen bekam Seitenlage.
    Lupo war inzwischen grün um die Nüstern.
    »Ja geh, Alter, was is denn? Willst a Tabletten gegen die Seekrankheit?«
    »Lass mich in Ruh, Peter. Mir fehlt nix.«
    Doch gleich darauf hing Lupo mit dem Kopf über der Reling und spuckte sein Frühstück zu den Fischen. Er tat Dorli leid. Da hatte er ein wenig vor ihr angeben wollen und jetzt das!
    »Pass ja auf, dass du dich auf der richtigen Seite rauslehnst. Sonst schickt’s dir der Wind gleich wieder retour!« Peter lachte gutmütig. »Und wie geht’s dir, Dorli?«
    »Super! Echt schön, wie wir dahinflitzen.«
    »Das ist leider nicht immer so. Oft
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