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0163 - Der Hexenhenker

0163 - Der Hexenhenker

Titel: 0163 - Der Hexenhenker
Autoren: Wilfried Antonius Hary
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Und er kam wie neunmal vorher auch. Obwohl James Withe die Fäuste gegen die Ohren preßte und selber zu schreien begann. Der Schrei dauerte an, als wollte er niemals enden. Diesmal war es für James Withe besonders schlimm. Seine Nerven machten nicht mehr mit. Er fiel aus dem Bett. Immer wieder stieß er die Stirn gegen den harten Boden, bis der Schrei plötzlich abriß. James Withe blieb liegen und wußte, daß er beim nächsten Mal wahnsinnig werden würde. Trotzdem war er nicht in der Lage, das Hotelzimmer zu kündigen und dieser Stadt den Rücken zu kehren. Zunächst wollte er nur zwei Tage in Bloodstone bleiben. Inzwischen kam er nicht mehr los. James Withe stand unter einem unerklärlichen Zwang.
    Jemand klopfte heftig gegen die Tür. »Mr. Withe, hören Sie nicht? Was ist denn los mit Ihnen? Sind Sie krank?«
    Er richtete sich auf. Durch das halboffene Fenster wehte kühle Luft herein und trocknete den Schweiß auf seiner Stirn.
    »Ich - komme!« Eine ungeheure Leistung für ihn, diese beiden Worte hervorzuwürgen. Mit butterweichen Knien ging er zur Tür. Dabei kam er am Spiegel vorbei.
    Krank? Ja, so sah er aus. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen.
    »Mr. Withe, machen Sie doch auf!«
    Er drehte den Schlüssel im Schloß und trat zur Seite. James Withe lehnte sich erschöpft gegen die Wand.
    Die Tür wurde von außen aufgestoßen. Die fette Wirtin erschien im Rahmen. Sie sah Withe ernst an. Ja, der Blick war ernst, nicht besorgt. Als würde die Wirtin etwas ahnen. War das denn möglich?
    »Was ist los mit Ihnen, Mr. Withe? Ich habe Sie schreien hören.«
    Er winkte schwach ab. »Ein Alptraum, mehr nicht, Mrs. Coldwater. Ich erwachte daraus und fand mich am Boden.«
    »Und was haben Sie geträumt?«
    James Withe hatte es auf der Zunge: »Nebenan waren Geräusche, furchtbare Geräusche. Da fand ein Kampf statt. Eine Frau wurde gemartert, und sie schrie laut.« Aber er sagte nichts. Wie konnte er der Wirtin klar machen, was hier wirklich seit zehn Tagen bei Einbruch der Dämmerung geschah?
    Sie knipste das Licjit an. Ihre flinken Schweinsaugen huschten hin und her.
    »Ich hätte es nicht für möglich gehalten, Mr. Withe, aber es beginnt von vorn.«
    James Withe hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, die beim Eintreten der dicken Wirtin kurz in ihm aufgeflackert war. Jetzt entstand sie erneut. Seine Hände flogen an die fetten Schultern der Alten.
    »Verdammt, Sie wissen etwas. Was geht hier vor? Was ist das für ein Spuk?«
    »Des Teufels Henker«, murmelte sie mit blutleeren Lippen. »Er kehrt zurück, und Sie sind sein Opfer. Andere werden folgen, bis der Henker seine Ruhe wiederfindet. Was haben Sie getan, um den Schrecklichen zu wecken?«
    Er wollte etwas sagen, doch ein imaginärer Kloß steckte in seinem Hals und verhinderte es. Die fette Wirtin drehte sich um und verschwand nach draußen. Leise zog sie die Tür ins Schloß. James Withe hatte nicht genügend Kraft, ihr zu folgen. Er schaute wieder in den Spiegel.
    Ein Opfer des Henkers. James Withe dachte es und begann plötzlich zu lachen. Es war ein lautes, gellendes und verzweifeltes Lachen. Er wandte sich ab und bewegte sich torkelnd zum Fenster.
    Der Wind blies stärker und spielte mit den Gardinen. James Withe erreichte die Fensterbank und neigte sich vor. Er machte sich nicht die Mühe das Fenster ganz zu öffnen. Es reichte auch so. Tief unter ihm lag die Straße im Dämmerlicht. Die Straßenbeleuchtung flammte auf. James Withe sah es nicht. Alles verschwamm vor seinen Augen, als er das Gleichgewicht verlor und nach draußen kippte. Das Pflaster raste auf ihn zu.
    Und dann löschte ein greller Blitz alles aus…
    ***
    Ich bin tot! dachte James Withe und weinte. Aber warum spüre ich das Pflaster unter mir? Warum höre ich Schritte, die sich mir, nähern?
    Er öffnete die Augen und blickte auf. Die Tränen verschleierten seinen Blick. Trotzdem wußte er, daß es die dicke Wirtin war. Ihre Körpermasse stand genau vor dem Licht einer Straßenlampe.
    »So können Sie nicht sterben«, sagte sie sanft und mitleidvoll. »Sie müssen warten, bis Ihre Zeit gekommen ist. Bis dahin bleiben Sie ein Spielball des Henkers.«
    James Withe wollte nicht mehr aufhören zu weinen.
    Von allen Seiten eilten Menschen herbei. Schaulustige, die eine Sensation in dem kleinen, verschlafenen Städtchen Bloodstone witterten.
    »Betrunken!« sagte die Wirtin zu ihnen. »Torkelt aus meinem Lokal und fällt genau auf die Straße. Kann mir jemand helfen, ihn
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