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Teuflische Versprechen

Teuflische Versprechen

Titel: Teuflische Versprechen
Autoren: Andreas Franz
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Platz. Die hinteren Scheiben waren dunkel getönt, so dass keiner von außen hineinsehen konnte. Innen waren Vorhänge angebracht, die ihr die Sicht nach draußen verwehrten. Zwischen ihr und den beiden Männern war eine ebenfalls dunkle Trennscheibe, die von vorne bei Bedarf runtergelassen werden konnte und durch die Maria nur schemenhaft wahrnahm, wo sie entlangfuhren. Selbst nach zwei Jahren wusste sie noch nicht, wo in Frankfurt sie untergebracht war. Sie kannte die Stadt nur von dem Blick, den sie aus dem Fenster ihres Zimmers hatte, vor dem ein graues Eisengitter angebracht war, so grau, dass es praktisch mit der Farbe der Fassade des alten Hauses verschmolz, aber sie konnte in einiger Entfernung den Fluss sehen, und sie hatte sich oft gefragt, wo er wohl hinführte. Die Innenstadt, wo sie einmal im Monat hingefahren wurde, war von ihrem Haus in nur etwa zehn Minuten zu erreichen.
    Einkaufen bedeutete Kleider, Dessous, Schuhe. Sie durfte sich stets das Beste und Schönste aussuchen, schließlich zahlten die Kunden horrende Summen, um mit ihr zusammen sein zu dürfen, doch von diesem Geld sah Maria nie etwas. Sie bekam zu essen, zu trinken, ihre Zigaretten und Schminkutensilien. Das Haus durfte sie nur selten verlassen, um im fast parkähnlichen Garten ein wenig spazieren zu gehen. Doch auch dann war immer einer ihrer Bewacher in der Nähe, obwohl auf der einen Seite ein hoher Zaun mit messerscharfen Spitzen und zur Straße hin eine Mauer das Grundstück umrahmten und jeder Millimeter selbst um das Grundstück herum bis auf die anderen Straßenseiten mit Videokameras überwacht wurde, die aber so klein und versteckt angebracht waren, dass nur ein sehr geübtes Auge sie sehen konnte.
    Sie kauften immer in denselben drei Boutiquen ein, wo die Verkäuferinnen sehr höflich und zuvorkommend waren, schließlich gehörte sie mittlerweile zu den gern gesehenen Stammkundinnen. Das Einzige, was bei diesen Einkäufen störte, waren ihre beiden Begleiter, die sie auf Schritt und Tritt wie lauernde Raubtiere beobachteten. Begleiter, die nicht nur bei ihr dafür sorgten, dass sie keine Dummheiten machte, nicht mit Fremden redete und vor allem nicht versuchte abzuhauen. Maria war im Club etwas Besonderes, und Marco, der alles kontrollierte, hasste nichts mehr, als etwas, das ihm gehörte, zu verlieren. Carlos und Mischa wachten deshalb bei jedem Einkauf argwöhnisch darüber, dass Maria auch nichts Unbedachtes oder Verbotenes tat.
    Sie hielten in der Goethestraße, Mischa zog einen Parkschein aus dem Automaten und legte ihn hinter die Windschutzscheibe. Es war fast dunkel, der Himmel bezogen, unzählige Menschen liefen und hetzten an ihnen vorbei, einige sahen sich die Auslagen der Geschäfte an, und manch einer träumte wohl davon, einmal so viel Geld zu besitzen, um dort einkaufen zu gehen. Maria betrat mit Carlos die erste Boutique, während Mischa scheinbar teilnahmslos und doch wachsam wie ein Hofhund davor stehen blieb. Außer der Inhaberin war wie meistens niemand sonst im Geschäft. Sie kam lächelnd auf sie zu, mit Abstand die freundlichste Frau, die Maria bisher getroffen hatte, eine Frau, die sie stets mit Respekt behandelte und die zumindest ahnte, was mit Maria war. Maria hatte ihr beim letzten Besuch, als sie ein Kleid anprobierte, in einem günstigen Augenblick schnell zugeflüstert: »Helfen Sie mir.«
    »Guten Abend«, begrüßte sie das Pärchen. »Ich habe Sie bereits erwartet. Was kann ich heute für Sie tun?«
    »Meine Freundin möchte sich mal wieder ein paar Kleideraussuchen und meine Kreditkarte entsprechend belasten«, sagte Carlos lachend.
    »Mit Vergnügen. Wir haben gerade eine neue Kollektion hereinbekommen, ich werde sie Ihrer Freundin gerne zeigen.«
    »Ich überlasse es Ihrem guten Geschmack«, erwiderte er nur.
    Die elegant gekleidete Dame, die von Maria auf fünfunddreißig, maximal vierzig Jahre geschätzt wurde, führte sie zu einem Ständer, an dem genau zehn Kleider hingen, mit viel Platz zwischen den einzelnen, so dass sie sich nicht berührten. Die Inhaberin betrachtete Maria wie bei jedem Besuch eingehend und sagte schließlich: »Also, da hätten wir dieses wunderschöne bordeauxfarbene Kleid, das hervorragend zu Ihrer Figur und Ihrem Teint passen würde. Wollen Sie es gleich anprobieren?«
    »Ja«, sagte Maria, nahm es und begab sich zur Umkleidekabine. Die Inhaberin machte unauffällig mit dem Kopf und den Augen ein Zeichen, das Maria sofort verstand, und wandte sich gleich darauf
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