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1494 - Hexenhölle

1494 - Hexenhölle

Titel: 1494 - Hexenhölle
Autoren: Jason Dark
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Ich sah Sukos BMW, schaute gegen die Wand, auf der sich die beiden Kreise der Scheinwerfer abzeichneten, trat auf die Bremse und war froh, den Tag hinter mir zu haben und in meine Wohnung hochfahren zu können, deren Möbel zwar schon einige Jahre auf dem Buckel hatten, in der ich mich aber trotzdem recht wohl fühlte.
    Als normaler Mensch braucht man nicht unbedingt viel.
    Ich löste den Gurt, dachte an meine leichten Kopfschmerzen und auch daran, dass der Abend nicht sehr lang werden würde. Mein Freund und Kollege Suko, der nebenan mit seiner Partnerin Shao wohnte, hatte schon früher Feierabend gemacht, weil er und Shao noch auf irgendeinen Geburtstag mussten.
    So konnte ich mich auf einen ruhigen Abend freuen und die Beine hoch legen.
    Nun, die Vorfreude ist so eine Sache, und man sollte sich wirklich nicht zu früh freuen.
    Das erlebte ich, als ich ausgestiegen war und die Tür zuschlug.
    Der Weg bis zum Lift war nicht weit, und ich hatte gerade mal drei oder vier Schritte zurückgelegt, da sah ich die Frau.
    Wo sie gestanden oder gelauert hatte, wusste ich nicht. Jedenfalls schlurfte sie mir über den schmutzigen Betonboden entgegen, und sie wechselte auch ihre Richtung nicht, sondern kam direkt auf mich zu.
    Ich blieb stehen.
    Auf halber Strecke zwischen Lift und Auto trafen wir zusammen.
    Ich nahm den leicht muffigen Geruch ihrer Kleidung wahr, und das trotz der anderen Gerüche in der Tiefgarage.
    Das Gesicht der Frau war bei dieser Beleuchtung nicht so genau zu erkennen, aber ich stellte schon fest, dass es sich dabei um ein altes Gesicht handelte. Sie trug einen Mantel oder einen Umhang, der ihren Körper vom Hals bis zu den Füßen umschloss.
    »Bitte«, sagte ich, »haben Sie hier auf mich gewartet?«
    »Ja, wenn Sie John Sinclair sind.« Die Stimme hörte sich seltsam an, als wäre beim Aussprechen der Worte zwischendurch mit Papier geraschelt worden.
    »Das bin ich, Madam.«
    »Sehr gut.« Jetzt klang ihre Stimme erleichtert.
    »Und wer sind Sie?« fragte ich.
    »Mein Name ist Cosima.«
    »Sehr schön. Und darf ich fragen, woher Sie kommen?«
    »Das dürfen Sie!« Vor dem entscheidenden Satz reckte sie sich.
    »Ich komme geradewegs vom Scheiterhaufen…«
    ***
    Zuerst glaubte ich, mich verhört zu haben. Ich wollte lachen, dann lächeln, doch beides misslang mir. Dafür runzelte ich die Stirn und strich mit der Hand über meine linke Wange.
    »Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja, ja, das schon. Sie stehen hier vor mir und haben mir gesagt, dass Sie vom Scheiterhaufen kommen.«
    »Das stimmt.«
    »Und das soll ich Ihnen glauben, Cosima?«
    »Warum nicht?«
    Ich hob die Schultern. »Normalerweise habe ich mit Scheiterhaufen nichts zu tun. Ich kenne mich da nicht aus, verstehen Sie? Aber ich meine schon, dass Menschen, wenn sie vom Scheiterhaufen kommen, etwas anders aussehen.«
    »Meinen Sie?«
    »Klar, verbrannt. Und sie sind auch nicht mehr in der Lage, sich in einer Tiefgarage aufzuhalten. Sorry, wenn ich das so locker sage, aber das ist nun mal so.«
    »Ja, ich denke, dass Sie überrascht sein müssen. Ich habe Ihnen trotzdem die Wahrheit gesagt.«
    »Und weiter?«
    Sie überlegte und legte dabei den Kopf leicht zur Seite. Von ihrem Gesicht war dennoch nicht mehr zu sehen. Ich blieb bei meiner Meinung, dass sie eine alte Frau war.
    »Reden«, sagte sie plötzlich. »Ja, John Sinclair, ich möchte mit Ihnen reden, nur mit Ihnen.«
    »Und warum gerade mit mir?«
    Weiterhin schaute mich die seltsame Frau schief an. Sie schüttelte sogar den Kopf und flüsterte: »Muss ich Ihnen das noch sagen, John Sinclair?«
    »Wäre nett.«
    »Sie sind der Geisterjäger. Sie sind der Mann mit dem Kreuz.« Das letzte Wort betonte sie besonders.
    Ich runzelte die Stirn. Sie kannte sich verdammt gut aus, aber noch nahm ich es lässig.
    »Es scheint sich also herumgesprochen zu haben, was mit mir los ist. Und das Kreuz kennen Sie auch.«
    »Ich denke schon.«
    Auch diese Antwort hatte sicher geklungen, und das machte mich stutzig. Dem Blick ihrer Augen konnte ich nicht ausweichen, und ich hatte das Gefühl, dass sie mehr über mich wusste, als mir lieb war. Allmählich erwachte auch mein Interesse an ihr.
    »Kann ich denn von Ihnen erfahren, was Sie genau von mir wollen und weshalb wir hier herumstehen?«
    »Wir sollten miteinander reden. Ich denke, dass das hier nicht der richtige Ort dafür ist.«
    Sie hatte es zwar nicht ausdrücklich gesagt, doch ich ging davon aus, dass sie in meine Wohnung wollte.
    Aber wen, zum
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