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Teuflische Versprechen

Teuflische Versprechen

Titel: Teuflische Versprechen
Autoren: Andreas Franz
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hatten sie sich hier nie gefühlt. Es war eine andere Kultur, ein anderes Leben, sie hatten nur wenige Bekannte und lebten sehr zurückgezogen.
    Sie machten sich drei Dosen Ravioli auf, erhitzten sie in einem alten Topf auf dem kleinen Herd, aßen Cabanossi und Weißbrot dazu, tranken Bier und Sliwowitz und rauchten undsahen sich eine Nachrichtensendung aus Kroatien an. Goran strich sich nach dem Essen über den Bauch und fragte: »Wollen wir noch rüber zu Milan gehen?«
    »Wir müssen morgen sehr früh raus, denk dran«, sagte Zlatko mahnend.
    »Nur auf ein oder zwei Bier. Nicht länger als bis zehn.«
    »Von mir aus. Aber dann jetzt gleich.« Er stand auf und zog sich die Schuhe und seine Jacke an, während sein Freund noch einmal auf die Toilette ging.
    Goran kam aus dem winzigen Bad und wollte sich gerade anziehen, als es klingelte. Er schaute verwundert seinen Freund an, denn nur sehr selten kam jemand zu Besuch. Zlatko betätigte die Sprechanlage, doch keiner meldete sich. Stattdessen klingelte es erneut. Er warf einen Blick durch den Spion, und als er das ihm bekannte Gesicht sah, öffnete er die Tür.
    »Hallo«, sagte er. »Komm rein. Sliwowitz?«
    »Gerne.«
    »Setz dich. Willst du uns einen guten Urlaub wünschen?«
    »Das auch«, antwortete der kleingewachsene, dunkelhaarige Mann mit den stechend braunen Augen und dem schwarzen Ledermantel und den schwarzen Lederhandschuhen, während er auf einem Stuhl Platz nahm. Zlatko und Goran zwängten sich auf den schmalen Zweisitzer und füllten drei Schnapsgläser mit Sliwowitz. »Aber ich soll euch auch vom Chef schöne Grüße ausrichten.« Er trank seinen Pflaumenschnaps und fuhr fort: »Und ich soll euch auch noch etwas für die Reise mitgeben, eine kleine Aufmerksamkeit für die gute Arbeit in diesem Jahr. Ein bisschen Geld könnt ihr doch immer gebrauchen, auch wenn Goran jetzt nicht mehr dabei ist. Aber der Chef ist nicht sauer, keiner versteht deine Entscheidung besser als er.« Er griff unter seine Jacke, Zlatko und Goran sahen ihn erwartungsvoll an.
    Sie hatten nicht einmal mehr die Zeit, etwas zu erwidern, als die Kugeln erst blitzschnell zwischen ihre Augen und dann in die Brust drangen. Fast lautlos, leiser, viel leiser als das Plop eines Champagnerkorkens. Ihre Köpfe fielen nach hinten, die Augen weit aufgerissen.
    Der kleine Mann sah mit unbeweglicher Miene auf Goran und Zlatko, durchsuchte ihre Sachen, fand den Umschlag mit dem Geld und ein Notizbuch, in dem mehrere Namen verzeichnet waren, die die Polizei besser nicht kennen sollte. Nachdem er alles durchsucht hatte und sicher war, auch nichts übersehen zu haben, warf er einen letzten Blick auf die Toten und sagte leise und höhnisch lächelnd: »Jetzt könnt ihr fahren, ihr werdet sogar sehr komfortabel reisen.«
    Er verließ die Wohnung, bestieg den Aufzug und fuhr nach unten, wo sein Partner bereits im Auto auf ihn wartete. Sein Auftrag war erledigt.

23. Dezember 2001 bis 31. Dezember 2002
    Der Fall der beiden ermordeten Kroaten wurde von der Frankfurter Mordkommission K 11 bearbeitet. Julia Durant und ihre Kollegen Frank Hellmer, Peter Kullmer und Doris Seidel waren an diesen Ermittlungen nicht beteiligt, da sie sich auf den Fall eines seit zwei Monaten vermissten siebzehnjährigen Mädchens konzentrierten, von dem jedoch trotz Bildung einer zwanzig Mann starken Sonderkommission nach wie vor jede Spur fehlte. Allerdings verdichteten sich mit jedem Tag länger, den die Suche andauerte, die Anzeichen, dass Sabine einem Verbrechen zum Opfer gefallen war, denn zuletzt wurde sie gesehen, als sie nach einem Discobesuchin ein Auto mit einem ausländischen Nummernschild gestiegen war. Die weiteren Ermittlungen ergaben, dass das Mädchen bereits ein Jahr vor seinem Verschwinden begonnen hatte sich zu prostituieren, um damit seinen – von den Eltern anscheinend unbemerkt – aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Mehrere Zeugen behaupteten zwar, sie im Amsterdamer Rotlichtmilieu gesehen zu haben, doch auch diese Spur führte ins Nichts. Es konnte aber auch bedeuten, dass Sabine mittlerweile ihren Aufenthaltsort gewechselt hatte. So gibt es bis heute weder ein Lebenszeichen von Sabine noch ihre Leiche. Und solange es keine Leiche gibt, so lange wird, wenn auch in gedrosseltem Tempo, weiterermittelt, wobei die Abteilung von Julia Durant nicht länger in die Ermittlungen einbezogen ist, da das LKA diese weiterführt.
    Auch ein Jahr nach den Morden an Zlatko und Goran fand sich trotz intensivster
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