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Teuflische Versprechen

Teuflische Versprechen

Titel: Teuflische Versprechen
Autoren: Andreas Franz
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Bananenrepublik?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, wenn du ein Auto klaust, wirst du verknackt. Aber Leonhardt und Konsorten kommen einfach so davon. Das ist für mich eine demokratische Diktatur. Wir Idioten dürfen unsere Regierung wählen, aber die bewegen sich in einem rechtsfreien Raum. Da wird Belastungsmaterial unterschlagen oder verschwindet einfach, nur weil einer Leonhardt oder Binder heißt. Ich kapier’s nicht.«
    »Das ist nun mal unser Land«, erwiderte sie weise lächelnd. »Aber zeig mir eins, wo’s besser ist, ich zieh sofort dorthin.«
     
    Vom 7. bis zum 15. April fuhren Durant und ihr Vater nach Moldawien, um Maria und ihre Familie in der kleinen Stadt Kagul im südwestlichen Teil des Landes zu besuchen. Sie kamen in eine ihnen fremde Welt, mit überwiegend freundlichen und hilfsbereiten Menschen, von denen die meisten kaum das Nötigste zum Leben hatten. Die Häuser zum großen Teil verfallen, die Straßen voll tiefer Schlaglöcher, eine Stadt, wie Durant sie noch nie zuvor gesehen hatte. Und doch zählten diese acht Tage zu den schönsten und eindrucksvollsten, die sie bisher erlebt hatte. Bevor sie wieder nach Deutschland flogen, sagte Durants Vater: »Maria, ich lade dich und deine Familie ein, mich zu besuchen. Und bevor du jetzt irgendwas sagst, ich werde die Busfahrt bezahlen. Und in meinem Haus ist genügend Platz für alle.«
    Auf dem Rückflug meinte Durant, mit einem Seitenblick, zu ihrem Vater: »Warum bloß werde ich das Gefühl nicht los, dass Maria für dich wie eine Tochter ist?«
    »Wir sind doch alle Kinder Gottes, wir sind Geschwister, nur die wenigsten erkennen das«, antwortete er.
    »Ach so.«
     
    Nun, es gibt noch etwas Erwähnenswertes, eine Kleinigkeit am Rande, die möglicherweise das Leben von Julia Durant verändern könnte. Sie hatte von Hellmer zum Geburtstag, jenem unseligen Tag, an dem Rita Hendriks und Dietmar Zaubel Opfer schwerer Verbrechen wurden, eine Premierenkarte für eine Komödie bekommen. Zusammen mit Frank und Nadine besuchte sie diese Premiere am 12. Dezember. Im Anschluss fand noch eine Feier für geladene Gäste statt, darunter Julia Durant und die Hellmers, denn Nadine kannte den Intendanten persönlich seit vielen Jahren. Er war nicht sehr groß, hatte volles graues Haar und blaue Augen, die jedes Mal freundlich aufblitzten, wenn er Julia Durant ansah.
    »Darf ich vorstellen«, sagte Nadine, »das ist meine Freundin Julia Durant, Julia, Georg Meister.«
    Sie reichten sich die Hände. »Das war eine wunderbare Aufführung, Herr Meister.«
    »Danke, aber nennen Sie mich doch bitte Georg.«
    »Julia«, entgegnete sie verschämt und hatte das Gefühl, rot anzulaufen.
    Sie unterhielten sich eine Weile, bis er sich andern Gästen widmete, doch als er sah, dass Frank, Nadine und Julia sich zum Aufbruch bereitmachten, kam er zu ihnen, nahm Durant beiseite und sagte mit gedämpfter Stimme: »Es hat mich sehr gefreut, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Dürfte ich Sie eventuell einmal zum Essen einladen? Ganz zwanglos, versteht sich. Ich kenne da ein Restaurant, das Ihnen bestimmt gefallen wird.«
    »Ja«, antwortete sie beinahe mechanisch. »Gerne.«
    »Gut. Sagen wir am Montag um zwanzig Uhr? Da haben wir keine Vorstellung. Ich hole Sie selbstverständlich ab.«
    Sie gab ihm ihre Adresse und verabschiedete sich von ihm. Draußen sagte Nadine mit einem verschmitzten Lächeln: »Er ist nett, oder?«
    »Hm.«
    »Und er ist alleinstehend, das heißt, er ist geschieden.«
    »Hm.«
    »Komm, wir bringen Julia nach Hause, es war ein anstrengender Abend«, meinte Hellmer.
    »Es war ein schöner Abend«, entgegnete Durant. Ein sehr schöner Abend, dachte sie. Der Mann gefällt mir. Wirklich nett.

 
     
     
    Im Knaur Taschenbuch Verlag sind bereits
    folgende Bücher des Autors erschienen:
    Der Finger Gottes
    Die Bankerin
    Tod eines Lehrers
    Mord auf Raten
    Schrei der Nachtigall
     
    Die Julia-Durant-Krimis
    Jung, blond, tot
    Das achte Opfer
    Letale Dosis
    Der Jäger
    Das Syndikat der Spinne
    Kaltes Blut
    Das Verlies
     
    Über den Autor:
    Andreas Franz wurde 1954 in Quedlinburg geboren. Er hat als Übersetzer für Englisch und Französisch gearbeitet und war jahrelang als Schlagzeuger tätig. Seine große Leidenschaft war aber von jeher das Schreiben. Und das zu Recht, wie u. a. sein Erfolgsroman
Jung, blond, tot
bezeugt. Seine Maxime: »Die Leser fesseln und trotzdem (vielleicht) zum Nachdenken anregen (aber nie den Zeigefinger erheben!).« Andreas Franz ist
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