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Teuflische Versprechen

Teuflische Versprechen

Titel: Teuflische Versprechen
Autoren: Andreas Franz
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nebeneinander her.
    »Bleibt es dabei, dass wir über Ostern zu Maria fahren?«, fragte er auf dem Rückweg.
    »Aber hallo, ist ganz fett in meinem Kalender vermerkt. Sie scheint sich wirklich gut wiedereingelebt zu haben. Sie hat mir bis jetzt vier Briefe geschickt, ich hab leider erst zweimal geantwortet.«
    »Ich habe auch vier Briefe erhalten und sie auch alle beantwortet. Sie ist eine erstaunliche junge Frau. Wenn sie ihren Glauben nicht behalten hätte, wer weiß, was aus ihr geworden wäre …«
    »Meinst du wirklich, dass …«
    »Ihr Glaube hat die Berge vor ihr versetzt, weil sie den festen Willen hatte und auch alles dafür tat, um aus ihrem Gefängnis zu fliehen. Ich freue mich darauf, sie wiederzusehen, sie ist mir richtig ans Herz gewachsen.«
    Julia Durant blieb bis zum Montag, erschien aber erst am Mittwoch wieder im Büro. Die Wogen der vergangenen Wochen hatten sich geglättet, der Alltagstrott hatte sie wieder, und zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit war sie froh über diesen Trott.

Epilog
    Der Prozess gegen Hohleitner begann wie geplant am 4. Februar. Er fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, selbst Pressevertreter waren nicht zugelassen. Nach nur fünf Verhandlungstagen wurde das Urteil von der Vorsitzenden Richterin verlesen – acht Jahre wegen Totschlags, da eine Tötungsabsicht nicht nachgewiesen werden konnte. Dieses Urteil war ein Schlag ins Gesicht nicht nur für Bäumers Witwe, sondern auch für Durant und ihre Kollegen. Viele der in Hohleitners Wohnung beschlagnahmten Unterlagen waren auf seltsame Weise nicht mehr auffindbar, darunter sein Notiz- und sein persönliches Telefonbuch. Ebenso war der Autopsiebericht verschwunden, auf eine Exhumierung von Bäumers Leiche wurde verzichtet. Beim K 11 war man sich einig, dass Hohleitner immer noch einiges in der Hinterhand hatte, womit er bestimmten Personen großen Schaden zufügen konnte.
    »Acht Jahre«, sagte Kullmer, »das bedeutet, bei guter Führung kann er schon nach vier oder fünf Jahren wieder draußen sein. Und dann?«
    »Hast du Angst vor seiner Rache?«, fragte Durant.
    »Nein, aber das alles war doch ein abgekartetes Spiel. Erst die Richterin, die noch nie zuvor einen solchen Fall bearbeitet hat, dann das ganze Zeug, das auf mysteriöse Weise verschwunden ist, ein Staatsanwalt und ein Verteidiger, die sich gegenseitig die Bälle zugespielt haben … O Mann, was für eine Farce!«
    »Mach dir keinen Kopf, wir wissen doch, dass die da oben wie die Kletten zusammenhalten.«
    Leonhardt tauchte entgegen aller Erwartungen bereits im März wieder auf, als Gast einer Talkshow im dritten Programm,wo er jedoch nicht zu den Vorgängen im November, zu den Anschuldigungen, die man gegen ihn erhob, befragt wurde. Er sagte, er werde zu gegebener Zeit Stellung dazu beziehen. Danach sah und hörte man vorerst nichts weiter von ihm.
    Julia Durant hatte dadurch vierzig Euro gewonnen, denn sie hatte prophezeit, es würde längstens ein halbes Jahr vergehen, bis er wieder in der Öffentlichkeit erscheinen würde.
    Im April äußerte er sich in einem Exklusivinterview für ein Wirtschaftsmagazin in ein paar Sätzen über sein Fehlverhalten, wobei er kurz und knapp beteuerte, wie leid es ihm tue, seinem selbst gesetzten moralischen Anspruch nicht gerecht geworden zu sein, doch er werde alles tun, um diesen in Zukunft zu erfüllen, schließlich sei kein Mensch vollkommen. Mit diesem geschickten und zeitlich klug gewählten Schachzug hatte sich Leonhardt wieder in den Mittelpunkt gerückt.
    Julia Durant wusste, dass er sich nicht geändert hatte. Er war immer noch der unberechenbare Taktiker und Stratege, der er immer war und als den sie selbst ihn kennen gelernt hatte.
    Seine Freundin und Lebensgefährtin Julie Bernaux war nach der Razzia für mehrere Wochen in Frankreich untergetaucht, um dann doch zu dem Mann zurückzukehren, den sie einst liebte. Schließlich aber trennte sie sich von ihm, um eine neue Aufgabe in einem andern Land anzunehmen.
    Weder gegen Leonhardt noch gegen Binder oder Simoneit oder irgendeine andere der bei der Razzia festgenommenen Personen wurde ein Verfahren eingeleitet, sämtliche Ermittlungsakten wurden unter Verschluss gehalten, nur ein paar wenige Auserwählte durften sie einsehen. Allerdings sickerte durch, dass eine der größten Zeitungen Deutschlands eine Kopiemit allen Namen hatte. Was man jedoch damit anstellen würde …
    In einem Gespräch sagte Hellmer zu Durant: »Leben wir eigentlich in einer
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