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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd
Autoren: Paul C. Doherty
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seine Hand sinken. Er beabsichtigte gerade wieder etwas zu sagen, da wurde die Tür aufgerissen, und Uncle Morgan ap Llewellyn stürzte mit einem wehenden braunen Militärumhang und klirrenden Sporen, im übrigen gekleidet in lächerliches Lincolngrün, in die Halle. Eine der Sporen verfing sich in den Binsen, die den Fußboden bedeckten. Uncle Morgan strauchelte, und Corbett biß sich auf die Unterlippe, um nicht laut herauszulachen.
    »Verdammte Binsen!« fluchte Morgan und fing sofort damit an, den Ärgernis erregenden Bodenbelag beiseite zu treten. Sein Gesicht war verschmutzt, und große Schweißflecken verfärbten sein Hemd. Er nahm den Umhang ab und warf ihn auf den Tisch. »Hugh, warum kannst du dir keine türkischen Teppiche leisten...?«
    Morgan wurde sich plötzlich bewußt, in welcher Gesellschaft er sich befand. Er warf sich dem König fast an die Brust, als er sich vor ihm auf ein Knie sinken ließ und dabei sein schweißnasses Haar zurückstrich.
    »Hoheit, ich wußte nicht, daß Ihr hier seid«, sagte der Waliser erstaunt. »Ich komme eben von der Jagd...« Edward nahm Morgans Hand, zog ihn hoch und umarmte ihn.
    »Ich wünschte, ich hätte dabeisein können.« Edward küßte Morgan auf die Wangen und stieß ihn dann weg. »Diese jungen Hunde können nicht so jagen wie wir, was, Morgan. Sie sind verweichlicht!«
    Corbett schloß die Augen und betete, daß ihm nicht der Geduldsfaden reißen würde. Der König war wie gewöhnlich den Leuten gegenüber charmant, bei denen er es nicht nötig hatte. Jetzt würde Morgan vermutlich wieder mit dieser alten Leier anfangen, was für Waschlappen Corbett und alle anderen geworden seien.
    »Hoheit, das habe ich mir auch schon gesagt.« Morgan hob einen seiner Wurstfinger, und auf seinem runden, freundlichen Gesicht breitete sich ein wissendes Lächeln aus. »Waschlappen, nicht so wie die Männer in Wales, was, Hoheit? Damals, als Ihr mich gejagt habt und ich Euch.« O Gott, betete Corbett, bitte laß ihn nicht wieder damit anfangen!
    »Hört!« Der König nahm Morgan freundschaftlich am Arm und zwinkerte Corbett zu. »Mein Gefolge wartet draußen — alles Faulpelze! Sorgt dafür, daß sie etwas zu essen und zu trinken bekommen, und bringt ihnen Disziplin bei.«
    Maeves Onkel wurde gleichsam einen Kopf größer. Er plusterte sich auf wie eine Waldtaube und legte außer sich vor Freude den Kopf in den Nacken, daß gerade ihm diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen wurde. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und lief wie ein Jagdhund zur Tür.
    »Teuerster Morgan«, sagte Edward leise.
    »Teuerster Morgan«, entgegnete Corbett, »von wegen, ein ständiges Ärgernis ist er. Tagsüber hält er mir dauernd Vorträge, und nachts betrinkt er sich und erzählt allen seine Lebensgeschichte!« Corbett sah sich um und hoffte, daß Maeve ihn nicht gehört hatte. »Aber er ist trotzdem ein guter Mann«, fuhr er fort. »Er liebt Maeve und Eleanor — obwohl er und Ranulf nur Unsinn im Kopf haben.«
    Edward hakte Corbett unter und ging mit ihm durch die Halle.
    »Ein guter Soldat«, sagte er, »verschlagen und beherzt. Er hat lange und hart gekämpft, ehe er die königliche Amnestie annahm. Wie so viele! Und alle fort!« Edward sah Corbett direkt an. »Alle fort, Hugh! Burnell, Peckham, mein Bruder, Edmund...«
    Jetzt kommen die Tränen, dachte Corbett. Er wird sie sich aus den Augen wischen und dann meinen Arm umklammern.
    »Ich bin einsam«, sagte der König heiser. »Ihr fehlt mir, Hugh.« Er wischte sich die Augen und ergriff Corbetts Arm. »Ihr habt andere Beamte«, entgegnete Corbett. »Hoheit, ich kann nicht wieder in den Krieg ziehen. Ich habe immer noch Alpträume — das Land ein Flammenmeer, die Städte voller schreiender Frauen und Kinder.«
    Corbett hatte beschlossen, den König mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, aber Edwards Augen leuchteten nur vor Freude.
    »Der Krieg in Schottland ist vorüber, Hugh. Wallace ist gefangengenommen worden. Die schottischen Adligen streben nach Frieden. Ich brauche Euch nicht in Schottland, sondern in Oxford.« Der König drehte sich um und schaute zum anderen Ende der Halle, wo de Warrenne und de Lacey wieder ihre launische Unterhaltung mit Maeve aufgenommen hatten. »Ihr habt davon gehört?«
    »Ja«, antwortete Corbett. »Ein wandernder Geselle war letzte Woche hier, um Pergament und Velinpapier zu verkaufen. Ihr sprecht von diesen Gerüchten über die Leichen? Über die verräterischen Erklärungen einer gewissen
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